Zehn Fakten

Regenwürmer können lange leben – aber haben viele Feinde

Blind, taub und stumm: Regenwürmer sind in vielen Gärten gern gesehene Untermieter, weil sie den Boden umgraben.Doch um den unscheinbaren Wurm ranken sich zahlreiche Mythen. Was ist dran?  

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Zugegeben, hübsch ist ein Regenwurm nicht. Aber dafür nützlich.  | Foto: Kolesnikov Sergey (stock.adobe.com)
Zugegeben, hübsch ist ein Regenwurm nicht. Aber dafür nützlich. Foto: Kolesnikov Sergey (stock.adobe.com)
Woher sie ihren Namen haben
Zur Herkunft ihres Namens gibt es verschiedene Theorien. Zum einen soll der Name darauf zurückgehen, dass die Würmer bei starkem Regen aus der Erde kommen. "Sie können es zwar recht lange im Wasser aushalten, aber irgendwann ist der Sauerstoff eben auch weg. Dann müssen sie ihre Röhren verlassen", sagt Christian Bluhm, Experte für Bodenfauna von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in Freiburg. Einer kanadischen Studie zufolge liegt das aber auch daran, dass das prasselnde Geräusch die gleichen Vibrationen verursacht wie ein grabender Maulwurf, der größte Feind des Regenwurms. Dann fliehen sie. Eine andere Theorie geht davon aus, dass ihr Name von ihrer unaufhörlichen unterirdischen Aktivität stammt. Sie sind "rege Würmer".

Warum nicht alle gerne graben
Regenwurm ist nicht gleich Regenwurm. Es gibt weltweit drei Gruppen mit knapp 700 Arten, davon etwa 400 in Europa und rund 50 in Deutschland. "In den Böden Baden-Württembergs sind es mindestens 31 Arten", sagt der Bodenbiologe und Regenwurmexperte Otto Ehrmann. Einer der größten und bekanntesten Vertreter ist der bis zu 30 Zentimeter lange Tauwurm. Nicht alle Arten graben gerne, einige leben an der Oberfläche in der sogenannten Streuschicht. Die längsten Regenwürmer gibt es in Australien, "dort wurden auch Exemplare mit zwei Metern gefunden", erzählt Ehrmann.

Warum Regenwürmer wichtig sind
Regenwürmer sind blind, taub und stumm. Aber einen besseren Untermieter im Garten können wir uns nicht vorstellen. Er gräbt freiwillig um, kompostiert altes Laub und düngt mit seinem nährstoffreichen Kot. Durch sein stetiges Graben belüftet und lockert der Regenwurm außerdem den Boden und schichtet Nährstoffe von unten nach oben.

Wozu man eine Wurmkiste braucht
Bei diesem Anblick rümpfen einige nur angeekelt die Nase: Wie der Name schon sagt, befinden sich in dieser Kiste Würmer. Die kümmern sich um die geruchlose Kompostierung von fast allen Küchenabfällen. Die Würmer verwandeln die Abfälle in wertvollen Bio-Dünger. Wurmkisten sind vor allem für Menschen interessant, die keinen Garten haben oder in der Stadt wohnen. Auch ein Balkon ist nicht unbedingt notwendig. Die Kiste kann einfach in der Wohnung stehen. "Mit den Würmern, die im Wald oder auf dem Acker leben, hat das aber nichts zu tun. Das sind Kompostwürmer", sagt Ehrmann.

Warum man sie nicht teilen sollte
Beide Teile leben weiter? Falsch. "Sie haben zwar eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit, aber wenn man sie teilt, leben nicht beide Enden weiter", sagt Bluhm. Überleben könne nur der vordere Teil, der hintere Teil sterbe ab. "Im vorderen Teil sind die ganzen Sinnesorgane, eine Art Gehirn", sagt der Biologe. Bei einigen Arten sei es aber auch eine Strategie, ihren Schwanz abzuwerfen, wenn ein Vogel sie erwischt, erklärt Ehrmann.



Wie alt Regenwürmer werden

Bis die meisten Regenwürmer geschlechtsreif sind, kann es bis zu einem Jahr dauern. "Das ist eine vergleichsweise lange Zeit", sagt Ehrmann. Bei optimalen Bedingungen in der Natur oder auch im Labor könne ein Regenwurm bis zu zehn Jahre alt werden. "Doch der Regenwurm hat viele Feinde", sagt der Experte.

Warum der Platzwart sie hasst
Zum Ärgernis werden einige Regenwurmarten für so manchen Fußballverein. Denn sie scheiden enorm viel Kot aus, der sich dann auf dem Rasen türmt. "Sie werden über Pflanzen oder Bäume von Baumschulen eingeschleppt. Die genießen es, dass der Rasen immer feucht ist und das Gras oft geschnitten wird. Das ist gutes Futter", sagt Ehrmann. Da helfe nur, den Boden auszutauschen und einen sandigen Boden zu wählen. "Aber das mögen wieder die Gräser nicht", sagt er.

Wo Gefahren für sie lauern
Regenwürmer haben viele Feinde im Tierreich, denn sie sind eine begehrte Nahrungsquelle. "Er ist quasi ein Schlauch voller Eiweiß", bringt es Ehrmann auf den Punkt. Gerade für Vögel, Maulwürfe, Igel, Amphibien aber auch Laufkäfer und Hundertfüßer ist er eine leichte Beute. Zudem seien die Würmer auch bei Wildschweinen beliebt, so Ehrmann. Zum Problem werden können für die Regenwürmer aber auch die Bodenversauerung, Trockenheit, schwere Landmaschinen oder der Verlust ihres Lebensraums durch Baumaßnahmen.

Was Wurmgrunzen ist
Nein, gegrunzt wird dabei nicht wirklich. Wurmgrunzen ist ein Verfahren, um Regenwürmer zu fangen. Dazu wird ein Holz- oder Metallpflock in die Erde getrieben und mit einem Stab oder Stock darüber gerieben. Die Vibration sorgt dafür, dass die Regenwürmer an die Oberfläche kommen. Seit Generationen wird diese Methode im Südosten der USA verwendet. Die gefangenen Würmer werden als Angelköder verwendet oder an Angler verkauft. Einige Menschen bestreiten davon sogar ihren Lebensunterhalt. In Sopchoppy im Nordwesten Floridas findet jährlich ein Wurmgrunz-Festival statt.

Warum es in Baden Riesen gibt
Er wird um die 50 Zentimeter lang, hat einen Durchmesser von 12 bis 16 Millimetern, und wiegt bis zu 50 Gramm: der Badische Riesenregenwurm. "Er ist der mit Abstand größte Regenwurm Deutschlands", sagt Bluhm. Er kommt nur in einem kleinen Gebiet im Südschwarzwald vor. "Das ist relativ ungewöhnlich, denn die Böden sind dort steinig und relativ sauer", so der Biologe. Er gräbt gerne tief, lebt zurückgezogen und kommt meist nur nachts raus. "An bestimmten Stellen am Belchen beispielsweise kann man ihn nachts mit der Taschenlampe gut sehen", erzählt Ehrmann.
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