BZ-Interview
Reden mit der Haut
Seelöwen bellen, Affen kreischen, Ziegen meckern – bei einer Tour durch den Zoo Basel hört man viele Tiersprachen. Aber über was reden die da? Versteht kein Mensch, oder? Fabian Schmidt vom "Zolli" gibt Auskunft. .
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BZ: Herr Schmidt – können Sie mit Tieren sprechen?
Schmidt: Erst einmal ist wichtig, dass Tiere sich nicht nur mit ihrer Stimme verständigen, sondern mit dem ganzen Körper: mit dem Gesichtsausdruck, Gerüchen, Farben und so raffinierten Sachen wie elektrischen Signalen oder Ultraschall. Wie der Schwanz steht, was ein Insekt mit seinen Fühlern sagt – das ist wie eine Geheimschrift, die man Stück für Stück entschlüsseln muss.
BZ: Haben Sie ein Beispiel?
Schmidt: Da gibt es spannende Dinge wie bei den Winkerfröschen. Sie leben an tosenden Wasserfällen, da ist es sehr laut. Also winken sie mit den Hinterbeinen, um sich zu verständigen. Dazu spreizen sie die Zehen, dazwischen ist weiße Haut, so dass die anderen Frösche gut sehen und "lesen" können, wie oft und wie schnell sie winken. Sehr interessant sind auch Chamäleons oder Oktopusse, die sich verfärben können und so über die Farbe und Struktur ihrer Haut sprechen. Oder Neonfische: Diese sind fast blind und verständigen sich im trüb-braunen Wasser des Amazonasbeckens in Südamerika mit ihren Leuchtstreifen.
BZ: Und was sagen die da?
Schmidt: Bei Tieren, über die man viel Fachwissen hat, versteht man die grundsätzlichen Botschaften wie "Vorsicht, Gefahr!", "Das ist meins!", "Hau ab!", "Willst du mein Partner sein?" oder "Wo gibt es Nahrung?". Wie Tiere das machen, ist so vielfältig wie faszinierend. Aber ganz vieles verstehen wir nicht: Kommunizieren Krokodile unter Wasser, indem sie Blasen aus ihren Augen blubbern lassen? Das ist noch nicht erforscht.
BZ: Können Tiere auch Fremdsprachen lernen?
Schmidt: Grundsätzlich gilt: Je näher sie miteinander verwandt sind, umso besser verstehen sie sich. Trotzdem gibt es Unterschiede: Calimero, ein afrikanischer Elefant im Zolli, hat vorher lange unter asiatischen Elefanten im Zoo in Rom gelebt. Hier in Basel hatte er dann erst mal Sprachprobleme mit seiner neuen Herde. Vor allem bei Vögeln gibt es je nach der Größe ihres Ausbreitungsgebiets ausgeprägte Dialekte.
BZ: Mit welchem Tier würden Sie am liebsten sprechen können?
Schmidt: Mit dem Krokodilweibchen Nima. Als sie zu uns kam, schwamm sie an die Scheibe, guckte mich direkt an und machte minutenlang Töne. Das war ein sehr intensives Erlebnis. Bis heute würde ich zu gerne wissen, was sie mir sagen wollte.
BZ: Gibt es auch Tiere, die gar nicht kommunizieren, also sich unterhalten?
Schmidt: Der Grönlandhai vielleicht, der schwimmt oft einsam hunderte Jahre im arktischen Meer herum (Das Tier kann bis zu 400 Jahre alt werden, die Redaktion). Aber wenn er doch mal auf einen Partner trifft, kann er auch reden.
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