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Pro-Europa-Bewegung

"Pulse of Europe" wächst: 1600 Menschen versammeln sich in Freiburg

Bekenntnis für Europa: Seit mehr als zwei Monaten treffen sich Anhänger der Bewegung "Pulse of Europe" jeden Sonntag in mehreren Städten. In Freiburg waren diesmal 1600 Menschen dabei.  

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„Pulse of Europe“ in Freiburg auf dem Augustinerplatz Foto: Michael Bamberger

Die Demonstranten bekennen sich dabei zu Europa und propagieren die Idee eines zusammengehörigen, zusammenhaltenden Europa. Dies geschieht parallel in 44 europäischen Städten, wobei der Schwerpunkt aktuell noch in Deutschland liegt. Am gestrigen Sonntag versammelten sich in Freiburg rund 1600 Menschen.

Der Jurist Moritz Pohle, Mitorganisator der Initiative "Pulse of Europe" in Freiburg, steht leicht erhöht auf einem Podest auf dem Augustinerplatz und ist begeistert. So viele Menschen sind gekommen. "Der Platz stößt so langsam an seine Grenzen", sagt er ins Mikrofon. Eine erste Demo der Bewegung gab es Ende November in Frankfurt am Main, Mitte Januar stießen Freiburg und weitere Städte hinzu. Inzwischen sind es 44 in Deutschland, Frankreich, den Niederlande, Belgien, Portugal und Großbritannien. Bei der ersten Versammlung auf dem Augustinerplatz wurden 70 Teilnehmer gezählt, bei der dritten schon um die 200, letzte Woche 1200 und nun nach Schätzung der Veranstalter 1500 bis 1600; es sind Menschen jeden Alters.

Die Bewegung will, dass die Menschen sich für Europa engagieren. Daher appellieren alle Redner, wählen zu gehen – egal für welche Partei, solange die nur für den Erhalt der EU ist. "Wir sind überparteilich", betont Pohle. Damit die Bewegung nicht nur abstrakte Ideen verkündet, die am Ende verpuffen, sammelt sie Unterschriften. Ziel sei es, Druck auf die Politik zu machen, sagt Jurist Pohle (44): "Unsere Aufgabe als Bürger ist es, die europäische Einigung und Europa zum Thema zu machen, dann wird das für die Politiker attraktiv." Sein Wunsch: Jede Partei soll eine Vision für ein gedeihliches, zukunftsträchtiges Europa entwickeln. Dass die EU-Regierungschefs beim Jubiläumsgipfel in Rom am Samstag eine Abschlusserklärung unterzeichnet hätten, sei ein starkes Zeichen, findet Pohles Mitorganisator Markus Meyer: "Unsere EU ist 60 und trotzdem noch so sexy."

"Wir müssen als Einheit funktionieren." Satou Sabally
Schüler der SMV des Kepler-Gymnasiums halten Plakate mit Slogans wie "Wir sind Vielfalt" und "United against global warming" hoch. Jonathan Klein hat sich in seine blau gefärbten Haare in Anlehnung an die Flagge Europas gelbe Sterne gesteckt. "Ich bin hier, um ein Zeichen zu setzen für Europa", sagt der 17-jährige Mittelstufensprecher. Werte wie Freiheit und Frieden gingen alle an.

Dagmar Goebes ist aus Badenweiler gekommen. "Seit Pegida war ich in einer Schockstarre", sagt sie. Dass so viele Menschen da seien, sei eine Erleichterung für sie: "Ich bin hocherfreut", sagt die 53-Jährige. Sie selbst habe nur die Schokoladenseite Europas kennengelernt. "Wir haben eine soziale Krise, deshalb müssen wir uns jetzt zusammentun anstatt auszugrenzen." An "Pulse of Europe" gefalle ihr, dass es eine Bewegung für und nicht gegen eine Sache sei.

Auf dem Podium steht derweil das Ehepaar Elisabeth und Hannah Graeber, die 29-jährige Deutsche und die 26-jährige Britin sind aus der Schweiz gekommen. "Der Brexit spaltet unsere Familie", sagt Übersetzerin Hannah Graeber. "Junge Briten werden bald nicht mehr die gleichen Möglichkeiten haben wie wir." Wenn sie ihren "EU-Pass" abgebe, gebe sie einen Teil ihrer Identität ab. Die Generation ihrer Großeltern hätten sich noch bekriegt, sagt Biologin Elisabeth Graeber. Ihre Generation müsse sich nun dafür einsetzen, dass der Frieden bewahrt bleibe. Satou Sabally, Bundesligabasketballerin der Eisvögel, sagt den Menschen: "Wir müssen als Einheit funktionieren." Sie kennt das aus dem Sport. Wenn Länder nicht zusammenarbeiteten, werde ein nationalistische Denken gefördert. "Durch Abschottung entsteht Krieg, und wir wollen alle keinen Krieg."

Dass inzwischen so viele kommen, führt Moritz Pohle auf die "gigantische" mediale Berichterstattung zurück. Auch die jüngsten Wahlen spielten eine Rolle: "Wir haben versucht, den Niederländern zu sagen, ’Bleibt bei uns!’" Jetzt wolle man Selbiges vor den Präsidentschaftswahlen den Franzosen sagen. Darum gibt’s auch nächsten Sonntag, 14 Uhr, eine "Pulse of Europe"-Veranstaltung.

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Ressort: Freiburg

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