PRO & CONTRA: Sendet das Fernsehen zu viel Sport?
JuZ-Mitarbeiterin Sonja Moritz & Von JuZ-Mitarbeiterin Kathrin Hagemann
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Contra: "Nach einer Bundesliga-Saison, die von den Medien als absolutes Mitfieber-Muss präsentiert wurde, wäre ich froh, einige Zeit keine überbezahlten Fußballer sehen zu müssen."
Sommerzeit ist - vor allem in diesem Jahr - Sportzeit: zuerst die Fußball-Europameisterschaft, dann die Tour de France und nun, als krönender Abschluss, die Olympischen Spiele in Athen. Seit Anfang Juni läuft im Fernsehen viel, viel Sport. Und das ist auch gut so. Wie und wo sollten wir uns sonst die Inspiration holen, selbst welchen zu machen? Sport ist gesund, belebt Körper und Geist, lässt uns Glück spüren und verbindet Menschen. Natürlich ist es deshalb das Allerbeste, selbst Sport zu treiben, aber auch Sport im TV anzugucken ist spannend: Mitfiebern mit der Nationalelf, dem Team T-Mobile und unseren Olympioniken und sich über jede gewonnene Medaille freuen. Außerdem ist es doch viel besser, sich von Sport "volldröhnen" zu lassen, als von Talk- und Gerichtsshows, schlechten Spielfilmen und Serien, oder gar von Verkaufssendungen, in denen die neuesten Küchenutensilien angepriesen werden. Eine nette Dekoration bietet Sport im TV auch: Die durchtrainierten Luxuskörper vieler Sportler, die man genüsslich betrachten kann. Die Olympiade in Athen sollte jedoch selbst für Sportübertragungsgegner ein Muss sein, da sie ein kulturelles Highlight ist: Die Spiele in ihrer "Entstehungsstadt"; 108 Jahre hat es gedauert bis sie zurückgekommen sind. Und nun zeigen Spitzenathleten aller Disziplinen, aus fast allen Ländern dieser Welt, ihr Können. Es ist auch ein Zusammentreffen von Nationen, die sich zurzeit im Streit- oder sogar im Kriegszustand befinden. Alle leben im olympischen Dorf und stehen für die Idee des olympischen Friedens. Das Fernsehen bringt uns dieses friedliche Völkerfest live ins Wohnzimmer und dazu alle wichtigen Informationen, die für Sportbegeisterte lebenswichtig sind. Also - einschalten eben!
Irgendetwas muss ich verpasst haben - dieses Gefühl beschleicht mich in diesem Sommer überdurchschnittlich oft. Fische ich morgens die Zeitung aus dem Briefkasten, strahlt mich das Gesicht eines jubelnden Athleten an, und ich frage mich, was es eigentlich schon wieder zu gewinnen gab. Schalte ich den Fernseher an, sehe ich strampelnde Radfahrer, durch die Luft fliegende Fußballer oder Rennwagen, die mit Vollgas zum 57. Mal dieselbe Kurve nehmen. Dann wechsle ich immer den Kanal. Deshalb muss ich oft verwirrte Blicke anstelle einer Antwort sprechen lassen, wenn beispielsweise jemand mit mir über "das Spiel gestern" diskutieren will. Welches Spiel noch mal . . .? Warum man sich sämtliche Sportevents dieses Sommers entgehen lassen kann? Ganz einfach: Weil es zu viele davon gibt. Sport wird langweilig. Nicht nur, dass der Ausgang der Tour de France wesentlich ungewisser und spannender wäre, wenn es sie nur alle drei Jahre gäbe, statt dass jedes Jahr wieder Lance Armstrong siegt. Nach einer Bundesligasaison, die von den Medien als absolutes Mitfieber-Muss präsentiert wurde, wäre ich froh, mal einige Zeit keine überbezahlten Fußballer sehen zu müssen. Mein Vorschlag: Der Sport braucht eine Sommerpause. Nur bei Olympischen Spielen, die genau dann interessant sind, wenn Sportarten auf dem Programm stehen, die vier Jahre lang keine mediale Dauerpräsenz hatten - wie Judo, Segeln oder Synchronschwimmen - kann man eine Ausnahme machen. Ansonsten sollte man den Sport-Hype von Juni bis September getrost einmotten. Damit die Kommentatoren mal Luft holen können, die armen Radfahrer sich nicht mehr Mühe mit dem Doping machen müssen und wir Zeit haben, selbst mal Sport zu machen. Abschalten eben!
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