Account/Login

PRO & CONTRA: Bildungsmisere? An die eigene Nase fassen!

  • JuZ-Arbeiterin Antonia Kurz, Von Barbara Wagner & Mohini Mattis

  • Do, 18. März 2004
    Zisch

     

PRO: Den Bildungsdefiziten sollten Schüler durch verstärkte Anstrengung entgegenwirken - und das Jammern bleiben lassen.

CONTRA: Es liegt nicht unbedingt an der Faulheit der Schüler, wenn plötzlich Nachhilfe nötig wird: Die Oberstufenreform bringt's nicht.

Bald ein Jahr ist es her, dass die neue Oberstufenreform an einer Vielzahl von Schulen eingeführt wurde und wir haben sie, wer hätte das nach allen Weissagungen gedacht, überlebt! Was wirklich schlimm an dieser Reform sein soll, wussten wir, so mein Eindruck, selbst nicht so genau, aber unsere Zwangsopposition war nun mal stark ausgeprägt. Alles Schlechte kommt von oben und in unseren Fall vom Ministerium. Ob Pisa-Pleite, Leseschwäche oder fehlende Motivation, irgendwie ist immer das Bildungssystem schuld. Natürlich gibt es deutliche Schwachpunkte, aber seien wir mal ehrlich, sollten wir Schüler uns nicht mal an die eigene Nase fassen? Ist es nicht so, dass man in der Schule lernt, dass aber das Erringen von umfassender Bildung oder gar von Weisheit zum großen Teil Aufgabe des Privatsektors ist? Man ist schon sehr irritiert, wenn jemand mit 17 oder 18 Jahren nicht weiß, wer Marie Curie oder Sophie Scholl ist. Oder wenn jemand die Reihenfolge der Charts vor- und rückwärts aufsagen kann, Salinger aber für einen Filmstar hält. Ganz zu schweigen von einfachsten moralischen Regeln und Grundsätzen, die man sich einfach selbst erarbeiten muss. Dies ist ein langer, schwieriger und aufwändiger Prozess, aber der richtige Weg, um der Bildungsmisere im Rahmen seiner Möglichkeiten entgegenzuwirken. Also, Schüler, hören wir auf zu jammern und investieren die Energien lieber in uns selbst!

Mathe 6 Punkte, Deutsch 8, Englisch 5, Religion 11, Politik 12 und Geschichte 10. Früher hätte man mit diesen Punkten und durch eine raffinierte Grund-und Leistungskurswahl einen guten Abi-Durchschnitt gehabt. Nach der Reform sind Mathe, Deutsch und eine Fremdsprache Pflichthauptfächer für alle SchülerInnen. Mathe und Deutsch werden weiterhin im Klassenverband und auf Leistungskursniveau unterrichtet, was durchaus nicht den unterschiedlichen Stärken der SchülerInnen entspricht. So liegt es nicht unbedingt an der Faulheit der Jugendlichen, wenn plötzlich Nachhilfe in diesen Fächern nötig wird. Im Abitur wird mindestens eine Fremdsprache schriftlich geprüft. Ein Fiasko für SchülerInnen, deren Begabungen auf sprachfremden Gebieten liegen. Auch die gemeinsame Wertung von Politik und Geschichte zeigt ein schlechteres Notenbild, da im Zeugnis nur die Durchschnittsnote steht. So macht die Oberstufenreform aus Schülern Generalisten, die sie nicht sind. Statt die individuellen Fähigkeiten zu fördern, verlangt sie von den SchülerInnen sich auf vielen unterschiedlichen Gebieten zu beweisen. Auch die Durchführung der Oberstufenreform lässt zu wünschen übrig. So herrscht immer noch ein Informationsdefizit oder unterschiedliche Auffassungen an den Schulen Baden-Württembergs. Die jetzige Jahrgangsstufe 13 ist die erste, die das neue Abitur absolvieren muss. Uns bleibt nur, ihnen trotz der Ungewissheiten viel Erfolg beim Abi zu wünschen.

Ressort: Zisch

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel