Großbritannien
Polizei setzt Kopfgeld auf Katzenkiller aus
In Großbritannien wurden seit 2015 mehr als 500 Katzen auf grausame Weise getötet und verstümmelt. Ein Paar hat sich der Fahndung nach ihm verschrieben.
dpa
Mi, 22. Aug 2018, 20:30 Uhr
Panorama
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![Tony Jenkins und Boudicca Rising | Foto: dpa Tony Jenkins und Boudicca Rising | Foto: dpa](https://ais.badische-zeitung.de/piece/09/4c/33/77/155988855-w-640.jpg)
LONDON. Es klingt wie eine Geschichte aus einem Psycho-Thriller. Seit knapp drei Jahren soll der "UK Cat Killer" mehr als 500 Tiere in England getötet und verstümmelt haben. Die meisten von ihnen sind Katzen, aber auch Füchse und Kaninchen wurden tot gefunden. 10 000 Pfund (11 150 Euro) Belohnung sind auf ihn ausgesetzt. Polizei und Tierschutzorganisationen versuchen gemeinsam, ihn zu schnappen. Die zivile und umstrittene Speerspitze der Ermittlungen: ein tierverrücktes Paar aus dem Süden Londons.
Ihre Jagd begann am 22. September 2015, als Rising und Jenkins angerufen wurden, um sich einen kopf- und schwanzlosen Katzenkadaver in ihrem Stadtteil Croydon anzuschauen. "Uns war schnell klar, dass das kein Fuchs gewesen sein kann", sagt Rising. In den folgenden Wochen mussten sie zu immer weiteren Fällen ausrücken.
Nach Berichten über den "Croydon Cat Killer" in der Lokalpresse und einer Petition mit 50 000 Unterschriften ließ sich die Londoner Polizei von Gerichtsmedizinern bestätigen, dass die ersten 23 Tierkadaver wahrscheinlich von derselben Person nach demselben Muster getötet wurden: Tod durch stumpfe Gewalteinwirkung, anschließende Verstümmelung mit einem Messer. Chefermittler Andy Collin führte schließlich unter dem Codenamen "Takahe" ein 15-köpfiges Team von Beamten an, das dem Spuk ein Ende machen sollte, und arbeitete eng mit den Tierschützern von SNARL zusammen.
Doch in den folgenden Monaten wurden immer mehr tote Katzen über die Londoner Stadtgrenzen hinaus in ganz Südengland und sogar bis hoch nach Manchester gefunden. Aus dem "Croydon Cat Killer" wurde der "UK Cat Killer". Als Kriminalpsychologen erklärten, dass sich der Täter irgendwann langweilen und auch Menschen angreifen könnte – viele bekannte Serienmörder haben mit dem Töten von Tieren begonnen – war die Hysterie perfekt. Die Polizei sieht aber "keine Hinweise auf ein Risiko für menschliches Leben", wie eine Anfrage ergab.
Mehr als zweieinhalb Jahre später gab Chef-Ermittler Andy Collin im Juni unerwartet die Leitung des Falls ab. Ohne ihren wichtigsten Kontakt bei der Polizei sind Jenkins und Rising wieder auf sich allein gestellt. Der wachsenden Zahl von toten Tieren kommen sie kaum noch hinterher. Die Köpfe und Kadaver der Katzen, die sie keinen Besitzern zuordnen können, verstaut Jenkins in der heimischen Gefriertruhe. Das Pärchen ist gesundheitlich angeschlagen, verschuldet und auf Spenden angewiesen, um die Miete und alltägliche Kosten für sich selbst und ihre zahlreichen Haustiere zu bezahlen. "Wir sind fix und fertig", sagt Rising.
Den Einsatz des Paares betrachten manche Experten allerdings kritisch. Tatsächlich könnte es sein, dass es den psychopathischen Täter gar nicht gibt. Das behaupteten zuletzt einige Experten wie der Umweltforscher Stephen Harris. Im britischen Wissenschaftsmagazin New Scientist zog Harris Parallelen zum Fall "Operation Obelisk" von 1998, bei dem die Polizei nach Funden Dutzender toter Katzen einen Massenmörder mit gestörter Sexualität suchte. Der Fall wurde ein Jahr später eingestellt, nachdem Harris festgestellt hatte, dass Füchse für den Tod der Tiere verantwortlich waren.
Rising und Jenkins wollen davon nichts wissen. Sie glauben, dass der Täter in einer Branche arbeitet, in der man viel mit dem Auto unterwegs ist. Wie genau sie den Killer fangen wollen, verraten sie nicht. Fast täglich sammelt Jenkins tote Katzen ein. Rising ist sich aber sicher, dass sie am Ende Erfolg haben werden: "Wir kriegen ihn."