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Zisch-Schreibwettbewerb Frühjahr 2021 I

Plötzlich Superheldin

Von Marie Ganz, Klasse 4c, Johann-Peter-Hebel-Grundschule, Gundelfingen  

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Ich sah schon die ersten Sonnenstrahlen. Wie früh es wohl war? Sofort schaute ich auf meinen Wecker. Es war erst halb sechs! Viel zu früh. Seitdem unsere Ziegenfamilie Nachwuchs bekommen hatte, wachte ich immer um diese Uhrzeit auf, weil ich es nicht erwarten konnte, das neugeborne Zicklein Kiki zu sehen. Ich schälte mich aus dem Bett und ging runter in die Küche. Wie jeden Morgen machte ich mir einen Früchtetee.

"Na, auch schon wach?", fragte mein Vater Eberhart. Vor Schreck ließ ich den Früchtetee fallen. "Ups", entfuhr es mir, "das wollte ich nicht." "Schon gut", erwiderte mein Vater, "ist ja eigentlich auch meine Schuld. Wie wäre es, wenn ich die Sauerei wegmache und du dich um die Ziegenfamilie kümmerst?" "Danke, Dad", rief ich und lief raus.

Schnell lief ich zum Ziegenstall und war gerade dabei, das Stroh zum Einstreuen zu holen, als mein Vater mit einem Lachen rief: "Lily, du hast ja noch deinen Schlafanzug an." Ich sah an mir runter und tatsächlich ich hatte noch den Schlafanzug an. Schnell legte ich das Stroh ab und lief zurück in mein Zimmer, um mich anzuziehen. Als ich die Ziegenfamilie versorgt und den Stall sauber gemacht hatte, spielte ich noch ein bisschen mit Kiki.

Plötzlich entdeckte ich zwischen dem Stroh einen rötlich schimmernden Rosenquarz. Wie mochte der wohl hierher gekommen sein? Ich hob ihn auf, da kam mir ein glänzender Einfall. Ich könnte doch eine Kette aus dem wunderbaren Stein machen. Schnell rannte ich ins Haus. "Es gibt Frühstück, Lily", rief Ute, meine Stiefmutter. Meine richtige Mutter war vor drei Jahren gestorben. Doch ich war wegen des tollen Steins zu aufgeregt, um an Essen zu denken. Schnell rief ich: "Ich hab’ keinen Hunger", und rannte die Treppe hinauf. Auf halber Höhe kamen mir meine ältere Schwester Patrizia und mein jüngerer Bruder Luis entgegen.

Als ich die Kette endlich fertig hatte, ging ich wieder runter in die Küche und schnappte mir einen Müsliriegel. "Na, jetzt auf einmal doch hungrig?", fragte mich Ute, die noch den Abwasch machte. "Ja", erwiderte ich. "Macht es etwas aus, wenn ich Tante Nina in der Druckerei besuchen gehe?" "Nein, überhaupt nicht", sagte Ute. Ich mochte Tante Nina sehr, denn sie erinnerte mich an meine Mutter. Außerdem arbeitete sie bei der Badischen Zeitung und deshalb bekamen wir die aktuelle Ausgabe vor allen anderen. Ich machte
mich zu Fuß auf den Weg, denn ein Fahrrad hatte ich leider nicht. Nur Patrizia hatte eins. Obwohl
sie es nicht benutzte, legte sie Wert darauf, dass niemand damit fuhr.

Nach einiger Zeit taten mir die Füße weh. "Ach, was wäre es schön, wenn ich jetzt fliegen könnte", sagte ich verträumt. Zuerst lief ich weiter und merkte gar nicht, dass ich auf geheimnisvolle Art und Weise über dem Boden schwebte. Ich erschrak mich fürchterlich. Doch je länger ich dort schwebte, desto mutiger wurde ich. Ich verlagerte mein Gewicht nach vorne und sauste wie der Wind los. Ich stellte mir vor zu landen und es funktionierte auf Anhieb. Ich war begeistert, konnte das wirklich sein? Sofort probierte ich es nochmal aus. Und tatsächlich, es klappte erneut, ich hatte also nicht geträumt. Nachdem ich es mehrmals ausprobiert hatte, hatte ich den Dreh raus. Man musste es nur wollen.

Ich flog! Immer höher und höher stieg ich. Wahnsinn! Das war viel besser als Fahrradfahren. Von hier oben sahen die Menschen aus wie Spielzeugfiguren. In der Ferne sah ich schon die Druckerei. Ich flog darauf zu und landete vor dem Eingang. Ich hatte mir vorgenommen, Nina sofort davon zu erzählen. Sie war die Einzige, die mich nicht für verrückt halten würde.

Als ich es Nina erzählte, sah ich ein Lächeln über ihr Gesicht huschen. Komisch, sie war gar nicht verwundert.
"Du hast es endlich herausgefunden. Deine Mutter hatte eine ähnliche Gabe. Sie konnte sich mit einem Amethyst unsichtbar machen." Mir wurde ganz warm ums Herz. Endlich hatte ich etwas, dass mich mit meiner Mutter für immer verbinden würde.

Ressort: Schreibwettbewerb

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