Account/Login

"Paralympics sind was sehr Besonderes"

"Ich wünsche mir, mal bei den Nichtbehinderten im Weltcup starten zu dürfen", sagt Linn Kazmaier (18), Para-Athletin im Biathlon und Langlauf. Skadi Rombach aus der Pestalozzi-Grundschule in Freiburg hat die Sportlerin interviewt. .  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/2
Foto: Ralf Kuckuck
BZ: Wer bist du?
Ich bin Linn Kazmaier, mache Parasport und wohne hier in Freiburg.

BZ: Was hast du schon alles so gewonnen beim Parasport (Sport, den Menschen mit Behinderung ausüben)?
Ich würde sagen, meine größten Erfolge waren bei den Paralympics vor zwei Jahren. Da habe ich einmal Gold und dreimal Silber und einmal Bronze gewonnen sowie im letzten Jahr den Gesamtweltcup im Langlauf und Biathlon. Außerdem einige Medaillen bei Weltmeisterschaften.

BZ: Was gefällt dir so gut am Langlauf?
Am Langlauf gefällt mir, dass man viel draußen ist und die Natur genießen kann und auch, dass man einfach schauen kann, wo man sich selber noch verbessern kann, sei es bei der Technik oder konditionell. Ich finde es auch schön, dass man so viele Länder sieht. Ich war zum Beispiel schon in Norwegen, Finnland und Schweden. Und am Biathlon gefällt mir dann auch noch der Unterschied zwischen Schießen und Laufen. Beim Schießen gilt es, voll konzentriert zu sein, und beim Laufen gibt man wieder Vollgas.

BZ: Was sind deine sportlichen Ziele im nächsten Winter?
Auf jeden Fall will ich diesen Winter wieder vorne mitlaufen. Es hat sich im Reglement etwas verändert. Wir kriegen bestimmte Zeitgutschriften, je nachdem wie stark man behindert ist, und da hat sich bei uns in der Klasse jetzt was verändert, so dass ich im Vergleich zu anderen weniger Zeitgutschrift bekomme. Da bin ich jetzt gespannt, wie das wird. Langfristig wünsche ich mir, mal bei den Nichtbehinderten im Weltcup starten zu können.

BZ: Was hast du für eine Einschränkung?
Ich bin hochgradig sehbehindert und sehe ungefähr noch drei Prozent. Das kann man sich so vorstellen, wie wenn man ein verschwommenes Bild sieht, ungefähr so, wie wenn man zum Beispiel Wasser in die Augen kriegt, dann sieht man ja auch nicht mehr, glaube ich. Außerdem sehe ich immer ein wackelndes Bild. Man kann sich das so vorstellen, als würde man ganz schnell hintereinander immer wieder mit dem Kopf nicken. So ist das bei mir halt immer. Oder wie wenn du die Schrift einfach nicht lesen kannst, weil sie zu klein ist. So ist es bei mir halt schon bei normaler Schriftgröße.

BZ: Wie schaffst du es, ganz alleine zu wohnen?
Zum einen bin ich schon seit Geburt an sehbehindert, das heißt, ich kenne es nicht anders. Und ich merke mir sehr viele Sachen, zum Beispiel, wenn ich einen Weg neu kennenlerne, dann gehe ich den einmal mit jemand anderem ab und merke mir die Anzahl der Häuser oder Haustüren, bis meine Eingangstür kommt. So habe ich dann Orientierungshilfen.

BZ: Und wenn du alleine einkaufen gehst, wie weißt du, was es für ein Lebensmittel ist?
Oft lese ich es dann mit der Lupe vom Handy. Oder wenn ich im Supermarkt stehe und etwas nicht finde, dann frage ich oft die Mitarbeiter dort oder die anderen Leute, die da gerade einkaufen. Und zu Hause habe ich mir alles in ganz großer Schrift beschriftet oder auch verschiedene Gläser genommen, so dass ich weiß, was wo drin ist.

BZ: Was macht dir noch Schwierigkeiten im Alltag?
Ich würde sagen gerade so Sachen wie einkaufen gehen, putzen und so. Dafür brauche ich einfach viel länger. Da ich alles nicht so gut erkennen kann, brauche ich zum Lesen länger. Und natürlich wenn ich in der Stadt bin. Oft ist es ein Rätselraten, welche Straßenbahn vor mir steht. Das sind dann halt so Situationen, in denen ich auch mal in die falsche Straßenbahn einsteige.

BZ: Gibt es auch im Sport noch Sachen, die dir schwerfallen?
Klar. Es gibt immer Sachen, die man verbessern kann. Wobei ich schon sagen würde, dass das nicht mehr so große Schwierigkeiten sind. Ich glaube, es gibt noch ein paar technische Sachen, die mir schwerfallen, aber es ist jetzt nicht so, dass ich sage, es gibt Sachen, bei denen ich das Gefühl habe, dass es gar nicht geht.

BZ: Du gehst ja noch zur Schule, welches sind deine Lieblingsfächer?
Oh, das ist eine gute Frage. Ich mag Englisch sehr gern. Musik finde ich auch toll. Und wenn wir Ausdauersport machen, dann auch Sportunterricht.

BZ: Und was war bisher dein schönstes Erlebnis?
Oh, das ist schwer. Ich habe schon sehr viele sehr schöne Sachen erleben dürfen. Zum einen sind die Paralympics an sich schon was sehr Besonderes. Wenn man die anderen Sportler sieht und mit denen ins Gespräch kommt. Man tauscht da zum Beispiel so Anstecker von den Ländern aus und darüber kommt man dann halt auch ins Gespräch und das war schon ein sehr schönes Erlebnis. Und natürlich auch generell die Reisen. Ich glaube, ich erinnere mich von jeder Reise zu einem Weltcup an ein Highlight.

Ressort: Zisch-Texte

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel