Kreuzfahrtschiffe
Ozeanriesen werden riesiger - für manche Häfen zu groß
Viele Kreuzfahrtschiffe passen nicht mehr in die Häfen, weil sie länger und breiter werden – zugleich sind sie faszinierender.
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BERLIN (dpa). Es ist ein Schiff der Superlative: 362 Meter misst die Harmony of the Seas, 2747 Kabinen hat sie. Um alle Attraktionen an Deck auszuprobieren, reicht eine Woche kaum aus. Seit dem Sommer ist der Riesenpott von Royal Caribbean das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. Andere Reedereien rüsten ihre Flotten ebenfalls kräftig auf. Der Trend: Die Schiffe werden immer größer.
Das Ende der Fahnenstange ist mit der Harmony of the Seas aber offenbar noch nicht erreicht. Royal Caribbean selbst hat weitere Schwesterschiffe bestellt. Und andere Reedereien ziehen nach: Im vergangenen Jahr hat Costa Crociere angekündigt, 2019 und 2020 zwei Schiffe in Dienst zu stellen, die bei der Passagierzahl der Harmony of the Seas Konkurrenz machen werden – 2605 Kabinen sind hier geplant. Auch MSC stößt mit den Schiffen der World-Class-Generation in eine neue Dimension vor. Mehr als 2700 Kabinen soll es hier geben.
Aus technischer Sicht existiert keine Maximalgröße von Kreuzfahrtschiffen. "Da gibt es eigentlich keine richtige Grenze", sagt Peter Hackmann, Sprecher der Meyer Werft in Papenburg. Doch natürlich sind die physikalischen Gesetze zu beachten. Wenn man ein längeres Schiff bauen will, muss man es auch breiter machen. Aber auch der Tiefgang wird größer, um die Stabilität zu gewährleisten. Bei der Passagierzahl gibt es laut Hackmann von baulicher Seite keine Grenze. "Wenn statt 1000 etwa 3000 Passagiere auf ein Schiff sollen, muss dementsprechend auch sicherheitstechnisch aufgerüstet werden, zum Beispiel mehr Fluchtwege und eben mehr Rettungsmittel", erklärt er. "Große Schiffe sind nicht schwieriger zu evakuieren als kleine."
Für die Meyer Werft in Papenburg selbst gibt es dagegen eine natürliche Begrenzung: die Ems. Über die müssen alle neuen Schiffe zur Nordsee überführt werden. Bei einer Breite von rund 45 Metern ist da derzeit Schluss. Andere Werften, zum Beispiel auch der zweite Meyer-Standort in Turku, haben solche Probleme nicht. Vor allem die Häfen stellen die Riesenpötte vor Herausforderungen. Immer größer müssen die Terminals und Kais werden, immer besser die Infrastruktur, um die Passagiere zum Beispiel vom Bahnhof zum Schiff oder vom Schiff zu den Ausflügen zu bringen und ausreichend Parkraum für Kreuzfahrer mit eigenem Auto zur Verfügung zu stellen.
In Hamburg etwa werden in diesem Jahr 76 Schiffe zum Gästewechsel festmachen, die mehr als 5000 Passagiere fassen. 61 Schiffe davon sind länger als 300 Meter. "Da verzeichnen wir in den vergangenen Jahren einen massiven Zuwachs", erklärt Sacha Rougier, Geschäftsführerin von Cruise Gate Hamburg. "Vor einigen Jahren waren es nur ganz wenig Schiffe mit diesen Abmessungen, und auch die Anzahl der Gästewechsel auf diesem Niveau hat kontinuierlich zugenommen."
Das bringt aber eben auch Herausforderungen mit sich: Innerhalb kurzer Zeit müssen Tausende Gäste an und von Bord gelangen. Das erfordert ausreichend Flächen für Gepäck, für den Check-in und nicht zuletzt zum Parken. Zudem müssen innerhalb weniger Stunden Hunderte Tonnen Lebensmittel, Waren und Tausende Gepäckstücke an Bord der Ozeanriesen gebracht werden.
Während es auf der einen Seite immer größere Schiffe gibt, existiert auch die Gegenbewegung zu kleinen Schiffen – die aber oft auch teurer sind. "In diesem Bereich gibt es einen Nachholbedarf", sagt Grammerstorf. "Es wurde längere Zeit in immer größere Schiffe investiert, und dabei hat man die kleineren Schiffe etwas vergessen." Doch gerade diese haben auch weiterhin ihre Fans: jene Urlauber, die vor allem an den Destinationen interessiert sind und eher das klassische Seefahrt-Gefühl erleben wollen.
Wo geht die Reise in den kommenden Jahren hin? "Ob es noch deutlich größer wird, weiß ich nicht", sagt Grammerstorf. Es werde eine Grenze der Akzeptanz geben. Gus Andersson, Kapitän auf der Harmony of the Seas, ist überzeugt: "In zehn Jahren wird es sicher Schiffe geben, die länger als 400 Meter sind." Er sieht dabei ein Problem – weniger beim Schiff als vielmehr in den Häfen: Schon jetzt können die Ozeanriesen längst nicht in jeder Stadt anlegen.
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