Online-Dating? Gar nicht so schlimm!
Plädoyer für einen entspannten Umgang mit Internet-Liebesfindungshilfsdiensten.
Vera Sophie Stegner
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Jede dritte Beziehung entsteht heute im Internet. Über 8 Millionen Deutsche sind in Dating-Portalen aktiv. Und doch ist es irgendwie peinlich als Single zu erzählen, dass man im Netz nach der Liebe sucht. Und Paare, die sich auf Dating-Plattformen getroffen haben, erfinden andere Kennenlerngeschichten. Unsere Autorin findet: Das muss nicht sein.
Mit 20 ist das kein Problem, da braucht man die Zeit, um die Welt zu erobern. Mit Mitte 20 kommt einem das alles langsam komisch vor und mit Ende 20 denkt man sich: Blöd, dass die Filme genau dann immer enden.
So sieht man gar nicht, dass der schöne Prinz drei Monate nach der Hochzeit wahrscheinlich anfängt, bei Tinder seinen Marktwert zu checken und bei Elitepartner zu gucken, ob nicht doch noch eine bessere Prinzessin zu finden ist. Schließlich habe er keine Lust auf Beziehung, würde er sagen, er sei mit 30 auch einfach noch zu jung dafür. Dann wird er sich auf sein weißes Pferd schwingen und davonreiten. Die Prinzessin wird die Wochenenden fortan mit ihren Freunden verbringen, von denen jeder und jede eine ganz eigene Prinz- oder Prinzessinnenstory zu erzählen hat. Nach Antworten suchend werden Sie in ihre Drinks starren.
Wenn unsere Großeltern wüssten, wie wir das heute machen, sie würden nur den Kopf schütteln. Früher stand es noch eher spaßeshalber auf unseren "Willst Du mit mir gehen"- Zettelchen, die wir uns kichernd in die Schulbücher schoben, heute ist es bittere Realität. Kreuze an: Ja, nein, vielleicht. Das ist auf den ersten Blick die einfachste aller Antworten und schließlich doch die Komplizierteste. Menschen kennen ihren eigenen Beziehungsstatus nicht mehr und wollen ihn auch gar nicht wissen, aus Angst vor der Wahrheit. Bescheuert! "Es ist kompliziert" scheint kollektiv für unsere ganze Generation zu gelten. Was aber, wenn man weiß, was man will, und "kompliziert" nicht länger dazugehört?
Dann gibt es da diesen Ort, an dem bestellen wir unsere Klamotten, lesen Zeitung und kaufen die Eintrittskarten für all die anderen Abenteuer unseres Lebens auch, nur ist es für die schon selbstverständlich geworden - das Internet. Wieso also das nicht nach der Liebe fragen? Da sind wir doch sowieso die ganze Zeit auf der Suche nach Antworten und kriegen das alles so aufbereitet, wie wir das kennen, zum klicken und liken und tippen. Da wissen wir wenigstens in etwa, was der Andere sucht. Und nur darum geht es. Das bringt etwas Ordnung in das Chaos der verlorenen Seelen. Das ist doch toll!
Junge Leute tun so, als würden sie dort per mathematischer Formel zwangsverheiratet werden. Ich verstehe das nicht.
Warum finden wir einen Facebook-Account cool und ein Online Dating-Profil so sexy wie orthopädische Schuhe? "Aber diese Geschichte kann man doch später nicht seinen Enkeln erzählen", sagen sie dann. "Weil sie nach Verzweiflung klingt." Aber sich besoffen in einem Club über die Füße zu fallen, ist auch nicht besonders romantisch! Und da werden es unsere Enkel gar nicht erst versuchen, für die wird Online-Dating nämlich das Normalste der Welt sein.
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