Interview
Ökonom Lars Feld: "Die Bundesrepublik ist nicht der kranke Mann Europas"
Die Ökonomen Oliver Landmann und Lars Feld halten nichts von der milliardenschweren staatlichen Förderung einzelner Industriezweige und einem subventionierten Industriestrompreis. Einen Absturz der deutschen Wirtschaft sehen die Wissenschaftler nicht.
Mo, 4. Sep 2023, 20:40 Uhr
Wirtschaft
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BZ: Der südbadische Badausstatter Duravit investiert 60 Millionen Euro in Kanada. Er bekommt ein Drittel der Investitionskosten als Subventionen vom kanadischen Staat zurück. Zudem bekommt er klimafreundlichen Wasserkraft-Strom für die energieintensive Herstellung der Keramik-WCs. Ist das die neue ökonomische Realität? Zukunftsinvestitionen in Kanada, USA oder Asien, während die industrielle Basis in Deutschland verschwindet?
Feld: Das internationale Umfeld für die Wirtschaft hat sich aufgrund geostrategischer Entwicklungen verändert. Die Globalisierung, damit meine ich die immer stärkere weltweite Arbeitsteilung, ist ins Stocken geraten. Der Westen reibt sich politisch stärker mit China. Dies ist die wichtigste Triebfeder des Wandels, weniger der Krieg in der Ukraine. Und es hat Auswirkungen auf die Wirtschaftspolitik: Investitionen sollen demnach vor allem vor der eigenen Haustür getätigt werden. Entsprechend gehen die ausländischen Direktinvestitionen in China zurück. Gleichzeitig fördern westliche Regierungen im Gegensatz zu den vergangenen Jahrzehnten wieder massiv Industrieansiedlungen (siehe Text: Ein ziemlich alter Streit). Das führt zu einem Subventionswettlauf – vor allem zwischen westlichen Staaten. Dies kann man an den Milliarden Euro und Dollar aus den Staatskassen für die neuen Chipfabriken, aber auch für andere ...