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Nadia zieht über Norddeutschland

Sturmtief sorgt für überflutete Straßen / Ein Todesopfer in Deutschland, weitere Tote in Tschechien und Polen.  

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Mitglieder der DLRG in einem Schlauchboot am Hamburger Fischmarkt Foto: Daniel Bockwoldt (dpa)

Sturmtief "Nadia" ist mit gefährlichen Böen über Norddeutschland hinweggefegt und hat mehrere schwere Unglücke verursacht. Im brandenburgischen Beelitz kam ein Fußgänger ums Leben, weil ein Wahlplakat umgeweht wurde und auf ihn stürzte. In Bremen erlitt ein Mensch schwere Verletzungen, als ein Baum auf ihn fiel. Mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu knapp 130 Stundenkilometern fegte "Nadia" in der Nacht auch über Teile Osteuropas hinweg.

Die höchste Windgeschwindigkeit wurde auf Hallig Hooge (Kreis Nordfriesland) mit 127 Stundenkilometern gemessen, sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Sonntagmorgen. In List auf Sylt, Kap Arkona auf Rügen und Glücksburg bei Flensburg wurden Werte von 119 Stundenkilometern gemessen.

Allein in Hamburg gab es nach Angaben der Polizei Hunderte Einsätze. Eine schwere Sturmflut setzte den Fischmarkt im Stadtteil Altona unter Wasser. Der Scheitel wurde nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) gegen 0.17 Uhr erreicht. Der Wasserstand am Pegel St. Pauli lag 2,84 Metern über dem mittleren Hochwasser, wie eine Sprecherin mitteilte. Wie ein Fotograf berichtete, zog es Hunderte Schaulustige zum Fischmarkt. Durch die Überflutungen wurden Autos beschädigt.

Auch an anderen Küstenabschnitten gab es Sturmfluten. "Zwar nicht überall eine schwere Sturmflut wie in Hamburg", sagte die BSH-Sprecherin. Es sei aber die gesamte deutsche Nordseeküste betroffen gewesen. In Bremerhaven habe der Scheitelwert beispielsweise bei 2,14 Metern über dem mittleren Hochwasser gelegen. An der Nordseeküste spricht man von einer Sturmflut, wenn das Hochwasser mindestens 1,5 Meter höher als normal aufläuft. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird erst ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Metern gesprochen.

In Hamburg und auf der Nordsee kam es außerdem zu zwei Vorfällen mit Schiffen: Im Hamburger Hafen fuhr sich ein Binnenschiff unter einer Brücke fest. Das Schiff sei beim Durchfahren mit dem Steuerhaus an der Freihafenelbbrücke hängengeblieben und habe sich verklemmt, so ein Polizeisprecher. Verletzte gab es der Polizei zufolge nicht. Der zweite Vorfall ereignete sich 16 Seemeilen (rund 30 Kilometer) vor der ostfriesischen Küste. Dort trieb ein unbeladener Frachter mehrere Stunden im Meer. Die 190 Meter lange "Vienna" hatte wegen des Sturms erkennbar Probleme zu manövrieren, wie ein Sprecher des Havariekommandos in Cuxhaven am Sonntag mitteilte. Die Maschine sei zu schwach gewesen, um das Schiff gegen Wind und Wellen zu halten. Daher wurden Notschlepper zu dem Havaristen entsandt.

Auch der Bahnverkehr war am Sonntagvormittag beeinträchtigt. Auf dem Abschnitt zwischen Stralsund und Ostseebad Binz fielen die ICE- und IC-Züge aus. Zwischen Bremen und Hamburg kam es zu Verspätungen, da der Streckenabschnitt nur eingleisig befahrbar war. Zwischen Rostock und Hamburg sowie Berlin sollten Fahrgäste mit kurzfristigen Zugausfällen und Verspätungen rechnen.

Auch in Polen und Tschechien hat das Sturmtief je ein Todesopfer gefordert und schwere Schäden angerichtet. Ein 27-Jähriger starb am Sonntag in der nordpolnischen Woiwodschaft (Verwaltungsbezirk) Pommern, als ein Baum auf sein Auto stürzte. Bei dem Unfall wurde ein weiterer Mensch verletzt. In ganz Polen rückte die Feuerwehr zu Tausenden Einsätzen aus, um umgefallene Bäume von den Straßen zu räumen und Dächer zu sichern. Nach Behördenangaben waren rund 680 000 Haushalte wegen beschädigter Leitungen ohne Strom. In Tschechien stürzte nahe Prag eine fünf Meter hohe Mauer in einem Industriegebiet durch den Wind ein und verschüttete zwei Arbeiter. Einer von ihnen starb vor Ort, der andere kam ins Krankenhaus.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 31. Januar 2022: PDF-Version herunterladen

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