Bayern
Nachbarn klagen über laute Kuhglocken
Was für die einen nach Naturidylle klingt, ist für die anderen Lärmbelästigung.
Julian Reith & dpa
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Seit Monaten schwelt der Streit zwischen einer Landwirtin und ihren Nachbarn in der oberbayerischen Gemeinde. Es geht um die Lautstärke der Milchkühe. Die Nachbarn fühlen sich von dem Lärm der Kuhglocken belästigt, denn Haus und Garten grenzen an die Weide, auf der fünf bis sieben Kühe grasen.
Nun treffen beide Parteien vor dem Landgericht München aufeinander. "Seid’s ihr jetzt zufrieden?", fragt die Landwirtin im Gerichtssaal – und hält eine Kuhglocke in die Kameras, die sie von allen Seiten umzingeln. Das Interesse an dem Streit ist groß, die Zuhörer drängen sich. Manche sind aus Platzmangel gar nicht mehr in den Gerichtssaal gekommen. "Es ist eher unwahrscheinlich, dass wir heute Rechtsgeschichte schreiben", beschwichtigt die Richterin. Der Bürgermeister von Holzkirchen, Olaf von Löwis of Menar (CSU), sitzt mit im Gerichtssaal, denn als Eigentümerin der Wiese gilt die Klage auch der Gemeinde.
Sprecher Markus Peters argumentiert, Landwirte könnten dank der Glocken entlaufene Kühe besser wiederfinden. Als Kompromiss schlägt der Nachbar der Landwirtin GPS-Sender zum Umhängen für die Kühe vor. Mit denen könne man die Tiere orten – und er würde sie sogar selbst finanzieren. Doch die Landwirtin winkt ab: "Ohne Kuhglocken, kommt nicht in Frage", sagt sie.
Und so geht der Streit weiter. Ob die Klage des Anwohners vor Gericht zugelassen wird, soll in den kommenden Wochen entschieden werden.
Der "Alpen-Sound" von Kuhglocken hat schon des öfteren zu Kontroversen zwischen Bauern und Anwohnern geführt. 1975 verklagte ein Besitzer von Grundstücken in der Nähe einer Viehweide deren Pächter – und bekam Recht. Dem Landwirt wurde verboten, den Kühen zur Nachtzeit Schellen oder Glocken umzuhängen.
Auch die Kühe selbst werden von den unmittelbar unter ihren Ohren hängenden Glocken beeinträchtigt, ergab eine Studie von Forschern der Eidgenössisch-Technischen Hochschule Zürich. Dabei wurden 19 Kühe mit Messgeräten ausgestattet und mit und ohne Glocke beobachtet. Demnach werden Fress- und Wiederkaudauer durch das Tragen einer Glocke reduziert.
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