Musikalische Glanzpunkte in Binzen
Sarah Jeon überzeugte in der Reihe "Weltklassik am Klavier" in Binzen mit Werken aus Klassik und Romantik. Ihr Spiel hatte Frische und Leichtigkeit.
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Die Künstlerin aus Seoul, die seit 2021 in Mannheim studiert, ließ schon im "Einspielstück" aufhorchen. Die Sonate G-Dur von Scarlatti spielte sie sehr schnell, klar und mit beeindruckender Präzision. Das Rondo in D-Dur KV 485 von Mozart spielte Jeon leichthändig und unangestrengt. Energisch und stringent ging sie dieses heitere und problemlos spielbare Stück an. Ihr Spiel strahlte Natürlichkeit, Frische und Elan aus. Es war ein unverzärtelter Mozart, direkt, zügig, spielfreudig auf die Tasten gelegt.
In Beethovens "Sturm"-Sonate kehrte Sarah Jeon zupackend und kraftvoll das Stürmische in den ruhelos vorwärtsdrängenden Passagen hervor. Mit aller Vehemenz interpretierte sie diese rastlose Bewegung, das Wilde, Kühne, Drängende. Die drauflos stürmenden Elemente hatte sie ebenso gut im Griff wie die etwas traumverhangenen, geheimnisvollen Stellen. So nahm Jeon die besonderen Pedalvorschriften Beethovens und Liegetöne im ersten Satz ganz genau. Das Adagio, in sich gekehrt gespielt, war gleichsam eine Ruheinsel zwischen den bewegten Ecksätzen: ein frischer Zugang zur Wiener Klassik, spieltechnisch makellos, bei allem virtuosen Zugriff stets von unangestrengter Leichtigkeit.
Mit einem Jugendwerk von Brahms, dem Scherzo es-Moll op. 4, leitete Sarah Jeon den zweiten Teil ein. Auch bei Brahms war ihr Spiel jugendlich-dynamisch, stürmisch, ausdrucksvoll, aufgewühlt und expressiv. Mit Emphase widmete sie sich diesem nordisch-herben Stück.
An den Schluss setzte die Pianistin Schumanns "Kinderszenen", die sie sehr lebhaft anging. Differenziert und tonmalerisch malte Jeon diese bezaubernden Miniaturen aus, in denen der Komponist auf seine Kindheit zurückblickt. "Von fremden Ländern und Menschen" hieß das erste dieser reizvollen Stimmungsbilder, das lyrisch und sehnsuchtsvoll klang. Mal voller Farbigkeit, dann wieder voller Zartheit gestaltete Jeon die kurzen Stücke, die Klangbilder verschiedenster Atmosphäre heraufbeschwören.
In der entrückten "Träumerei" verströmte die Pianistin poetischen Klangzauber. Im "Ritter vom Steckenpferd" brachte sie den pointierten Rhythmus gut zur Wirkung, auch das Sanfte, Wiegende in dem Stück "Kind im Einschlummern" kam schön zum Ausdruck. Das Ernste, Versonnene in "Der Dichter spricht" machte deutlich, dass diese "Kinderszenen" keine Stücke für Kinder sind, sondern reife Kompositionen und Reflexionen aus Erwachsenensicht.
Sarah Jeon bringt die Nuanciertheit im Ton, die spieltechnische Gewandtheit und eine erfrischende Lebendigkeit in der Gestaltung für die wechselnden Stimmungen in diesen Miniaturen mit. Für den herzlichen Beifall bedankte sie sich mit einer kleinen Beethoven-Zugabe, die diesen gelungenen Auftritt schön abrundete.
Die Veranstalter, für die Andrea Kühne in Vertretung des Bürgermeisters die Besucher begrüßte, waren sehr zufrieden, dass nicht mal zwei Wochen nach dem fast ausverkauften Silvesterkonzert auch zu diesem Klavierabend zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer von weither kamen. Die Qualität von "Weltklassik am Klavier" hat sich herumgesprochen.
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