Mit Mathe, Geschick und gutem Gehör
BZ-AUSBILDUNGSSERIE: Gaspar Garcia Urbina aus Gundelfingen lässt sich in Freiburg zum Metallblasinstrumentenmacher ausbilden.
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FREIBURG/GUNDELFINGEN. Von Tuten und Blasen hat er viel Ahnung: Gaspar Garcia Urbina lernt Metallblasinstrumentenmacher im Musikhaus Gillhaus in Freiburg. Als Gesellenstück darf er seine eigene Posaune bauen – für den 35-Jährigen eine Sternstunde.
Neben Tuben sind es auch Euphonien, Fanfaren, Trompeten, Posaunen, Flügelhörner oder Jagdhörner, die Gaspar Garcia Urbina täglich repariert. "Sie sind handwerklich alle sehr ähnlich, bei der Tuba ist eben alles noch ein bisschen größer", erklärt er. Im Betrieb liegt der Fokus auf Reparaturen, während Anfertigungen von Instrumenten nur am Rande eine Rolle spielen. In der Berufsschule in Ludwigsburg ist es genau umgekehrt.
Im Blockunterricht lernen die angehenden Gesellen die Arbeit am Metall: Drehen, Biegen, Fräsen, Löten, Ziehen und Glühen. Das Lesen technischer Zeichnungen steht ebenso auf dem Plan wie das Fertigen und Reparieren von Ventilen und Schalltrichtern. Gründliche Kenntnis von Aufbau und Funktion der Instrumente ist für eine Anfertigung erforderlich. Am Ende wird die Klangqualität geprüft, das fertige Instrument gestimmt. Dazu braucht es ein gutes Gehör.
Prüfungen nimmt die Handwerkskammer ab. Bei der praktischen Prüfung fertigen die Kandidaten binnen vier Stunden beispielsweise ein Schallstück und setzen in acht Stunden ein Instrument aus vorgefertigten Teilen zusammen. "Der Geselle muss ein Instrument mit seinen Händen bauen können", erläutert Sigmar Fischer vom Musikhaus Gillhaus. Im schriftlichen Teil müssen sie Wissen über Akustik und Metallbearbeitung nachweisen.
Gaspar Garcia Urbina kommt aus Costa Rica und lernte schon als Kind, Posaune zu spielen. Nach dem Abitur studierte er Posaune und Klavier sowie Komposition, Chorleitung und Musikgeschichte an der staatlichen Universität in San José, der Hauptstadt von Costa Rica. Nach seinem erfolgreichen Abschluss unterrichtete er an staatlichen und privaten Schulen in Heredia und Alajuela. Seit 2011 lebt er in Deutschland – erst in Magdeburg, dann in Gundelfingen. "Der Liebe wegen", sagt der Musiker, der seine aus Magdeburg stammende Ehefrau in Costa Rica kennenlernte. Seit 2012 ist er Dirigent im Musikverein Gundelfingen und unterrichtet Blechbläser.
Der sympathische junge Mann hat viele Ideen und Pläne. "Mein Traum: Eine eigene Musikschule und eine eigene Werkstatt für Instrumente", schwärmt Gaspar Garcia Urbina. Dies motivierte ihn, noch eine dreijährige Lehre zu beginnen. Über den Musikverein Gundelfingen kam er in Kontakt mit seinem Ausbilder Sigmar Fischer. "Es gibt ja nicht so viele Instrumentenbauer, und es gibt noch weniger, die ausbilden." Entsprechend klein ist seine Berufsschulklasse mit nur sieben Schülern – übrigens sind alle männlich.
Gaspar Garcia Urbina wurde zunächst zu einem Praktikum eingeladen. "Schon nach einer Woche war klar, dass das klappen könnte", sagt Fischer. "Gaspar passt ins Team, hat eine schnelle Auffassungsgabe verbunden mit handwerklichem Talent. Außerdem hat er ein sehr gutes Gehör und ist freundlich zu den Kunden", lobt er seinen Mitarbeiter.
Seit 1993 führt Sigmar Fischer mit zwei Kollegen das Traditionshaus in Haslach, das Hans Gillhaus vor 53 Jahren gegründet hat. Die Nachfrage ist groß, Kunden kommen sogar aus Frankreich und der Schweiz, darunter viele professionelle Musiker. Die können sich auf die Arbeit der vier Instrumentenbauer und des Auszubildenden verlassen.
"Wir müssen ganz präzise arbeiten", sagt Gaspar Garcia Urbina, der seinen zweiten Beruf erfüllend findet. "Ich freue mich darauf, meine erste eigene Posaune zu bauen. Da macht das Spielen gleich noch mehr Spaß." Nach der Ausbildung möchte er noch ein paar Jahre Berufserfahrung sammeln und wieder mehr unterrichten.
In seiner Freizeit spielt er, neben Posaune, gerne Klavier. Auch Fußball ist eines seiner Hobbys. In Freiburg fühlt sich der Costa Ricaner wohl. "Hier scheint auch mal die Sonne, das passt schon alles ganz gut."
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