MENSCHEN IM LANDKREIS: Mit der Harfe im Gepäck zum Finale
Der Eschbacher Jonathan Thomm spielt erfolgreich ein außergewöhnliches Instrument.
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"Mit 10 Jahren habe ich eine Harfe gesehen und gehört und wollte das auch lernen", erzählt er. Die Mutter reagierte gelassen: "Schlimmer war der größere Bruder von Jonathan, der Schlagzeug lernen wollte, das schockierte mich mehr", sagt sie. Harfe zu spielen hielt sie für eine gute Idee. Zunächst sollte Jonathan aber sicher werden im Cellospiel. Seit er fünf Jahre alt ist, spielt er das Streichinstrument. "Meiner Mutter war wichtig, dass ich das Üben lerne und es durchziehe, wenn ich ein Instrument lernen möchte", weiß Jonathan.
Mit zehn Jahren war es so weit – Jonathan durfte an die Harfe. Doch wo findet man einen Lehrer. "Die gibt es leider nicht so zahlreich." Doch Jonathan hatte Glück. Inge Böck aus Hügelheim, Dozentin für Harfe an der Hochschule der Künste in Zürich, bot ihm an, ihn zu unterrichten. Auf einer irischen Hakenharfe hat er angefangen. Die ist kleiner als die bekannten Harfen und auch wesentlich kostengünstiger. "Man kann nicht alle Tonarten spielen und ist deshalb in der Stückauswahl sehr eingeschränkt." Deshalb gab es vor zwei Jahren eine große Harfe. "Preislich geht es da bei 15 000 Euro los", erzählt Jonathan. Ein Mal in der Woche fährt er zu Inge Böck und spielt auf ihrer Harfe. "Wir können meine Harfe nicht immer mitnehmen, das beansprucht das Instrument sehr und ist ein großer Aufwand", erzählt der junge Musiker. Auf der großen Harfe übte er intensiv und erwies sich bald als Talent.
Beim Regionalwettbewerb von "Jugend musiziert" im Februar in Lahr war er der einzige Musiker in seiner Altersklasse an der Harfe. "Man ist aber nicht automatisch weiter." Die Juroren legten Wert auf Technik, Klangqualität und Musikalität, erzählt Jonathan. Er erreichte eine gute Punktezahl, hat sich somit für den Landeswettbewerb in Ludwigsburg qualifiziert. Auch dort hat er 23 von 25 Punkten bekommen. Damit war der Sprung zum Bundeswettbewerb geschafft. Im Juni darf er nach Wolfenbüttel reisen und dort gegen seine Kontrahenten antreten.
Mit seiner Mutter wird er im Auto zum Wettbewerb fahren. Der Transport ist eine logistische Herausforderung: Wenn der Rest der Familie mitkommen möchte, muss er mit dem Zug fahren. Die Harfe wird in ihrer Hülle, zusätzlich in Decken gewickelt im hinteren Teil des Autos auf den umgeklappten Sitzen liegen. Für die Familie ist da kein Platz mehr.
Das Instrument ist groß und Jonathan kein normaler Musikschüler. Er ist es gewohnt, dass andere neugierig sind. "Mobbing gab es aber nie. Dass ich als Junge Harfe spiele, war nie ein Problem, wie man das vielleicht vermuten könnte", erzählt er. Andere Jungs seien eher neugierig, wenn sie das große und außergewöhnliche Instrument sähen. Vielleicht liegt das an Jonathans Selbstverständlichkeit, mit der er an der Harfe sitzt und konzentriert an den 47 Saiten zupft. Er spielt das Instrument nicht nur, er versteht es auch: Weiß was, wie und wieso funktioniert, erklärt Nichtkennern ganz ruhig die Besonderheiten des Instruments. Wichtig ist Jonathan, dass die Harfe nicht nur "den klischeehaften Wasserfallklang" produziert. "Die Harfe ist vielmehr ein dramatisches Instrument, das oft Stücke in Moll spielt." Das ist das, was ihm so gefällt.
Auch beim Bundeswettbewerb will er die Juroren von seinem Spiel an der Harfe überzeugen. Üben wird er wie bisher: drei Stunden am Tag, am Wochenende sogar sechs Stunden. Nur so, könne er die Qualität des Spiels erhöhen. Die Schule laufe gut, weshalb er sich überhaupt so intensiv auf das Üben konzentrieren könne. Jonathan will besser werden. Immer besser, damit er nach seinem Schulabschluss in einem Jahr Harfe studieren kann. "Ein Chemiestudium könnte ich mir auch vorstellen, aber das läuft mir nicht davon. Lieber bleibe ich erstmal beim Harfenspielen". Für ihn ist das nicht exotisch. Chemie und Harfe – passt doch wunderbar.
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