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Mein Papa hat zwei Prothesen, na und?

Daniel Erbsland mussten beide Unterschenkel amputiert werden. Seine Tochter Jana hat ihn und andere Menschen aus seinem Umfeld dazu interviewt.  

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Jana und ihr Vater Daniel Erbsland  | Foto: privat
Jana und ihr Vater Daniel Erbsland Foto: privat
Im März 2023 hat sich bei meinem Papa, Daniel Erbsland, nach einer Influenza und Streptokokken eine Sepsis entwickelt. Dies führte zu multiplem Organversagen sowie einem toxischen Schocksyndrom. Mein Papa hat überlebt, aber es mussten beidseitig die Unterschenkel amputiert werden. Jetzt hat er zwei Prothesen. Hierzu habe ich ihn und weitere Personen befragt.

Interview mit Daniel Erbsland

BZ: Papa, wie geht es dir mit den Prothesen?
Es geht gut. Man gewöhnt sich an alles. Im Alltag komme ich mittlerweile gut zurecht, kann auch kleinere Strecken laufen. Langes Stehen ist jedoch sehr anstrengend.

BZ: Wie duschst du?
Ich dusche entweder auf dem Duschhocker oder im Stehen mit speziellen Badeprothesen.

BZ: Ist es nicht nervig, wenn die Liner nass werden? (Zur Info für die Leserinnen und Leser: Die Liner sind eine Art lange Strümpfe, die über die Stümpfe gezogen werden, damit die Prothese besser sitzt und auch die Haut geschützt ist.)
Das kommt vor, aber dann müssen sie eben wieder trocknen.

BZ: Wie machst du es im Urlaub?
Wir reisen jetzt mit etwas mehr Gepäck, da eben alles mit muss. Rollstuhl, Badeprothesen, Duschhocker. Aber mein Motto lautet: Geht nicht gibt’s nicht!

Interview mit Franziska und Leon Erbsland


BZ: Mama, wie ist es für dich, dass Papa nun Prothesen hat?
Es fühlt sich schon völlig normal an und ich bin einfach glücklich, dass wir als Familie wieder zusammen sind.

BZ: Leon, was gibt es für Einschränkungen, seit Papa Prothesen hat? (Leon ist mein jüngerer Bruder.)
Anfangs waren die Einschränkungen schon sehr groß, weil Papa nicht mit mir zum Fußball konnte. Aber mittlerweile kann Papa die Prothesen länger tragen, sodass vieles oder fast alles wieder möglich ist.

Interview mit Papas Physiotherapeutin Verena Pöschke


BZ: Was machen Sie genau, also wie heißt Ihr Beruf, und wieso haben Sie sich dafür entschieden?
Mein Beruf ist Physiotherapeutin. Ich wollte gerne mit Menschen arbeiten, einen helfenden Beruf haben, und ich bin sehr an der Medizin interessiert.

BZ: Was haben Sie gedacht, als Sie meinen Papa das erste Mal gesehen haben?
Ich habe gesehen, dass er ein sehr junger Patient ist. Ich wusste, dass ich ihm dazu verhelfen möchte, zurück in sein altes Leben zu kommen, und dass er wieder laufen werden wird.

BZ: Hat die Therapie mit Papa Spaß gemacht?
Sie hat mir sehr viel Spaß gemacht, da er sehr schnell Neues gelernt hat und sehr motiviert war.

Interview mit Mona Seifert-Maciejczyk

Mona Seifert-Maciejczyk arbeitet bei Seifert Technische Orthopädie GmbH in Bad Krozingen.

BZ: Wie heißt Ihr Beruf und wieso haben Sie sich dafür entschieden?
Ich bin Orthopädietechnicker-Meisterin und stelle Hilfsmittel wie Orthesen oder Prothesen für Menschen mit Handicap her. Mein Papa hat diesen Beruf auch ausgeübt, so bin ich dazugekommen. Der Beruf vereint Handwerk und die Arbeit mit Menschen. Vor allem aber können wir mit unserer Arbeit viele Menschen glücklich machen, das erfüllt mich am meisten.

BZ: Was haben Sie gedacht, als Sie meinen Papa das erste Mal gesehen haben?
Den bringen wir wieder auf die Beine.

BZ: Haben Sie Tipps für Papa?
Nach allem, was dein Papa und ihr als Familie erlebt habt, gibt es eigentlich nur einen Tipp: Lebe, liebe, lache.

Interview mit Professor Johannes Kalbhenn

Johannes Kalbhenn ist Intensivmediziner an der Uniklinik Freiburg und hat meinem Papa das Leben gerettet.

BZ: Wieso haben Sie sich für Ihren Beruf entschieden?
Ich bin damals im Zivildienst Krankenwagen gefahren und habe dafür ein Praktikum auf einer Intensivstation gemacht. Den Umgang mit den Patienten und den Angehörigen und gleichzeitig diese vielen technischen Möglichkeiten und Geräte fand ich so spannend, dass ich dann wirklich Medizin studiert habe. Danach war klar, dass ich mal auf einer Intensivstation arbeiten möchte. Dann habe ich damals von meinem Chef die tolle Gelegenheit bekommen, unsere anästhesiologische Intensivtherapiestation als Oberarzt zu leiten. Seitdem bin ich hier und nach wie vor macht mir die Mischung aus sehr persönlichen Momenten mit Patienten und Angehörigen und gleichzeitig immer wieder neuen Behandlungsmethoden unheimlich viel Spaß.

BZ: Was haben Sie gedacht, als Sie meinen Papa operiert haben, und wieso haben Sie nicht aufgegeben?
Dein Papa war/ist ein junger, bis dahin völlig gesunder Mensch, der durch eine blöde Infektion so schwer krank geworden ist. Es war klar für uns, dass dein Papa eine Chance hat, wenn wir es schaffen, die schweren Folgen der Infektion in den Griff zu bekommen, bis der Körper selber wieder zu heilen beginnt. Natürlich haben wir deshalb alles versucht, was wir konnten – wir wollten einfach unbedingt, dass nicht eine Familie mit kleinen Kindern ihren Papa verlieren muss. Das Wichtigste war aber, dass dein Papa selber gekämpft hat wie ein Löwe. Das haben wir gemerkt und das hat uns bei aller Verzweiflung Mut gemacht. Dass dein Papa heute wieder bei euch ist, verdankt er vor allem sich selbst und eurer Mama, die in den schwersten Stunden bei ihm am Bett saß und ihm so beeindruckend viel Kraft gegeben hat.

Mein Papa ist ein Kämpfer und alle sind stolz auf ihn.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. November 2024: PDF-Version herunterladen

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