Mein Familienleben mit unserer Eisdiele

Leandro Narts Familie betreibt eine Eisdiele in Freiburg. Der Zisch-Reporter berichtet, wie das den Familienalltag beeinflusst.  

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Blick in die Eisdiele von Leonardos Eltern  | Foto: Privat
Blick in die Eisdiele von Leonardos Eltern Foto: Privat
Ich heiße Leonardo, bin zehn Jahre alt und lebe mit meinen Eltern, meiner Schwester und unserem Hund im Freiburger Stadtteil Zähringen.

Was meine Familie besonders macht? Außer unseren individuellen, wie bei allen auch, Charakteren, Eigenschaften und internationalem Hintergrund ist es mit Sicherheit die Tatsache, dass meine Eltern eine Eisdiele besitzen und diese unsere täglichen Abläufe bestimmt. Diese sind nämlich bei uns ganz anders als bei den "normalen" Familien, wo man die freien Tage über das ganze Jahr verteilt hat. Meine Eltern haben neun Monate lang nicht mal einen freien Tag, um später dafür drei Monate am Stück jeden Tag mit uns Kindern zusammensein zu dürfen.

Die Eisdiele ist sehr aufwendig. An den heißen Tagen ist es sehr hektisch, weil gefühlt alle gerade dann ihr Eis möchten und die Eistheke stürmen. Meine Mama und mein Papa arbeiten die ganze Woche von morgens bis abends durch und selbst am Wochenende sind sie (fast) immer im Geschäft. Die Ferien, vor allem die sechs Wochen im Sommer, sind für mich sehr langweilig. Meine Freunde sind im Urlaub und wir müssen bei der Eisdiele bleiben. Zu der Zeit ist es meistens sehr heiß und darum brauchen viele Menschen eine Erfrischung. Das Eis ist wohl die meist begehrte Leckerei bei der Hitze. Es ist aber auch anders gesehen cool, weil ich Eis essen kann, so viel ich will, ohne bezahlen zu müssen. Das Eis nach dem Rezept meines Vaters schmeckt wirklich lecker.

Die Eisdiele ist auch ein Treffpunkt für mich und meine Freunde, weil sie bei jedem in der Gegend bekannt ist und sehr zentral in unserem Stadtteil liegt. Positiv ist auch, dass wir direkt bei der Eisdiele wohnen, so sehe ich meine Eltern immer oft genug, um uns kurz auszutauschen, direkt nach der Schule oder nach meinem Treffen mit den Freunden. Ich und meine Schwester sind zwar häufig auf uns alleine gestellt, gleichzeitig ist aber für uns der Gedanke sehr beruhigend, dass bei jedem Notfall die Erwachsenen gleich um die Ecke sind und bei Bedarf in ein paar Sekunden bei uns sein könnten. Manchmal, vor allem abends, habe ich auch ein wenig Angst allein zu sein, wenn meine Schwester weg ist, dann bin ich froh, dass wir einen Hund haben, und außerdem kann ich meine Eltern immer anrufen.

Alles in allem finde ich es schön, dass meine Eltern eine Eisdiele haben. Meine Mama macht sich aber Sorgen, dass sie zu wenig Zeit mit uns verbringt. Mama macht sich allgemein zu viele Sorgen, weil sie Angst hat, wir wären nicht genug behütet und dass sich das auf unsere Zukunft auswirkt.

Ich vermisse meine Eltern schon ganz stark, während sie so beschäftigt sind, es sollte aber kein Grund zu großen Sorgen für Mama sein, weil wir keinen großen Unsinn machen und sie sich auf uns verlassen kann. Nur mit der Ordnung haben wir nicht so wirklich viel am Hut. Mama muss noch spät in der Nacht oft die Wohnung in Schuss bringen und regt sich dann auf, weil sie auch schon sehr müde ist. Umso mehr freue ich mich auf den Winter, wo endlich alles wieder ruhiger und gemütlicher wird, wir gemeinsame Ausflüge machen, meinen Geburtstag feiern und zusammen mit der Familie Weihnachten genießen. Dann hat es keiner mehr eilig und diese Zeit lieben wir!

Meine Eltern haben gerade heute die Eisdiele für dieses Jahr geschlossen. Es beginnt endlich die sehnsüchtig erwartete Familienzeit bei uns und obwohl ganz viele Leute heute sehr enttäuscht waren, dass es kein Eis mehr gibt, habe ich mich sehr darüber gefreut und kann es kaum erwarten, meine Eltern wieder bei uns zu haben und nicht allein sein müssen!
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