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Zischup-Interview

"Man wächst halt damit auf"

Eren Mustafa Ünsal hat ein Interview mit einer Muslima geführt. Dass ihr Alltag nicht immer leicht ist, erzählt sie dem Schüler aus der Klasse 9c des Freiburger Wentzinger-Gymnasiums.  

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Viele muslimische Frauen tragen Kopftuch.   | Foto: Arno Burgi
Viele muslimische Frauen tragen Kopftuch. Foto: Arno Burgi
Zischup: Erleben Sie häufig Islamfeindlichkeit im Alltag, wenn ja, in welcher Form?
A.: Ja, hauptsächlich in verbaler Form, aber auch durch abwertende Blicke spüre ich die Islamfeindlichkeit. Einmal wurde ich sogar attackiert.
Zischup: Glauben Sie, Nachteile zu erleiden wegen Ihrer Religion?
A.: Auf jeden Fall! Nicht nur wegen meinem Äußeren, sondern auch wegen meinem Namen erfahre ich Nachteile, zum Beispiel bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Mir würde schon öfters abgesagt, weil ich ein Kopftuch trage. Das hat man mir auch direkt vor Ort so begründet.
Zischup: Werden Sie oft mit Vorurteilen konfrontiert?
A.: Ja! Einmal zum Beispiel hat mir eine Frau, weil ich ein Kind im Kinderwagen hatte und hochschwanger war, vorgeworfen, ich würde vom Kindergeld leben.

Zischup: Spielt die Islamfeindlichkeit eine große Rolle in Ihrem Leben?
A.: Man wächst halt damit auf, ich habe auch Angst um meine Kinder, denn man erkennt, dass sie Muslime sind.
Zischup: Finden Sie, die Islamfeindlichkeit wurde weniger, seitdem mehr Menschen Kontakt zu Muslimen haben?
A.: Das würde ich so nicht sagen. Es passieren immer wieder Vorfälle, wie zum Beispiel das Attentat in Hanau vergangenen Februar, bei dem mehrere Jugendliche mit Migrationshintergrund aus rassistischen Motiven, ermordet wurden. Aber solche Menschen, egal welche Art von Terror ausgeübt wird, schätze ich als psychisch krank ein. Sie sind von Hass erfüllt. Es gibt auch viele gute Menschen in dieser Gesellschaft. Ich habe sehr viele deutsche Freunde. Dies macht es wiederum erträglicher.

Zischup: Was glauben Sie, was getan werden muss, damit die Islamfeindlichkeit aufhört?
A.: Die Grundeinstellung und die Vorurteile gegenüber dem Islam sollten verändert werden. Das kann man eventuell erreichen, indem man verschiedene Workshops an Schulen anbietet, zum Beispiel zum Thema Zusammengehörigkeit oder Gruppendynamik. Des Weiteren sollte sich die Gesellschaft zu einer inklusiven Gesellschaft entwickeln, in der für alle Platz ist. Menschen mit Behinderung, Menschen anderer sozialer und kultureller Herkunft, Menschen anderer Geschlechter oder intellektueller Fähigkeiten dürfen nicht länger benachteiligt werden. All das steht so auch im Grundgesetz. Artikel drei, Absatz drei. Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Ich finde dieses Gesetz sollte nicht nur in Gesetzbüchern stehen, sondern auch umgesetzt werden.

Zischup: Es gab Zeiten, in denen sie kein Kopftuch getragen haben. Heute tragen sie eins. Wie hat Ihre Umwelt darauf reagiert? Haben Sie Unterschiede wahrgenommen?
A.: Ja auf jeden Fall. Früher wurde ich nicht von Fremden in der Öffentlichkeit beleidigt.
Zischup: Warum leben sie trotz dieser Umstände in Deutschland?
A.: Ich bin hier geboren, Freiburg ist mein Zuhause. Außerdem habe ich hier sehr wertvolle Menschen und Freunde um mich. Auch hat Deutschland ein sehr gutes Bildungssystem, das ist einer der ausschlaggebenden Punkte.

Ressort: Schülertexte

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