Interview mit Gudrun Heute-Bluhm
"Man muss diskutieren können"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Gudrun Heute-Bluhm über die Fähigkeiten, die sie als Oberbürgermeisterin einer Stadt wie Lörrach braucht.
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Welche Aufgaben hat eine Oberbürgermeisterin? Und was wünscht sich Gudrun Heute-Bluhm für die Zukunft der Stadt Lörrach? Darüber sprach sie mit Charlotte Guddat und Maya Jellinghaus, Schülerinnen der 8. Klasse der Freien Waldorfschule Lörrach.
Gudrun Heute-Bluhm: Das Schöne an meinem Beruf ist, dass ganz viele verschiedene Dinge zu machen sind. Ich schätze die Arbeit mit dem Gemeinderat, die Arbeit im Rathaus, wie auch den Kontakt mit den vielen Menschen in Lörrach. Auf diese Weise bin ich auch immer darüber informiert, was den Leuten wichtig ist.
Zischup: Wollten Sie auch schon als Jugendliche Oberbürgermeisterin werden?
Heute-Bluhm: Nein, das kam erst später. Das Interesse an der Kommunalpolitik entwickelte sich bei meiner Arbeit im Landratsamt. Ich stellte fest, dass ich Sachthemen mit dem richtigen Ton verbinden kann und gegenüber den Menschen, die über diese Themen entscheiden, also den politischen Gremien, wie Gemeinderat oder Kreistag, auch vertreten kann. Das sind nämlich zwei Dinge. Es reicht nicht immer, etwas sachlich auszuarbeiten, sondern man muss das Thema auch diskutieren und vertreten können. Das kann ich, glaube ich, ganz gut. Und so entstand die Idee, dass aktive Kommunalpolitik etwas für mich sei. Oberbürgermeisterin in Lörrach wurde ich erst, als mein Vorgänger im Amt, Oberbürgermeister Rainer Offergeld, aufhörte, ich gefragt wurde zu kandidieren und dann auch die Wahl gewann.
Zischup: Wie lange arbeiten Sie jetzt schon als Oberbürgermeisterin?
Heute-Bluhm: Ich arbeite schon seit 17 Jahren als Oberbürgermeisterin hier in Lörrach.
Zischup: Welche Fähigkeiten sind dafür denn wichtig?
Heute-Bluhm: Die Freude, mit Menschen umzugehen, ist sehr entscheidend. Wichtig ist es auch, zielstrebig zu handeln. Ich habe mir viele Ziele vorgenommen, die ich zum Teil erst viele Jahre später umsetzen konnte. Auf dem Weg dorthin, darf man nicht die Lust verlieren. Eine gute Portion Hartnäckigkeit wird mir nachgesagt, aber ich versuche dabei nicht pingelig zu sein, denn das Klein-Klein-Denken erschwert die Arbeit.
Zischup: Was ist schwierig an Ihrem Beruf?
Heute-Bluhm: Es ist ein vielfältiger Beruf und deswegen braucht es auch vielfältige Eignungsmerkmale dafür. Ich habe einen sehr langen Arbeitstag. Ich gehe um halb neun Uhr ins Büro und komme oft nicht vor elf Uhr abends nach Hause, auch am Wochenende muss ich Arbeiten erledigen. Hinzu kommen sehr viele Repräsentationspflichten bei Festen, Empfängen und Ehrungen. Es gibt Tätigkeiten, die für mich schwieriger wären. Jeder muss für sich selbst herausfinden, wofür er geeignet ist.
Zischup: War es von Anfang an möglich, alle Aufgaben zu meistern, auch als Frau?
Heute-Bluhm: Ich habe als Frau in meinem Beruf, von wenigen Ausnahmen abgesehen, keine Nachteile erfahren. Eine relativ hohe Aufmerksamkeit begleitet das Arbeiten. Nur wenn Fehler passieren, werden sie schnell mal dem "Thema Frau" zugeschrieben.
Zischup: Haben Sie besondere Erlebnisse, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?
Heute-Bluhm: Ja, die ersten Stimmen-Konzerte, oder dass jemand das Hotel Dreikönig gestaltet, viel Zeit und Geld investiert, um Lörrach schöner zu gestalten. Das persönliche Engagement der Bürger und Bürgerinnen auf ganz unterschiedlichen Ebenen finde ich bemerkenswert. Und ich denke, dass auch ein Stück meiner Arbeit in die Entwicklung Lörrachs einfließt.
Zischup: Was schätzen Sie an Lörrach?
Heute-Bluhm: Die lebendige Innenstadt, in der sich die Menschen gerne aufhalten, ist sehr schön. Es gibt kurze Wege, alles ist relativ nah beieinander, und die Innenstadt ist trotzdem so lebhaft wie eine Großstadt. Ich persönlich schätze es sehr, dass ich zu Fuß oder mit dem Rad ins Rathaus kommen kann.
Zischup: Haben Sie einen Lieblingsplatz in Lörrach?
Heute-Bluhm: Wenn ich zu Hause bin und aus dem Fenster auf Lörrach schauen kann, dann ist das schon ein ganz tolles Gefühl. Allerdings könnte ich dort nicht den ganzen Tag sitzen. Vielleicht ist es auch deswegen ein schöner Platz, weil ich dort so selten bin.
Zischup: Gibt es Veränderungen, die Sie in Lörrach umsetzen möchten?
Heute-Bluhm: Ich möchte gerne, dass die S-Bahn-Verbindungen noch besser werden. Wünschenswert wäre ein Viertelstundentakt nach Basel, ein Anschluss zum Flughafen und eine Haltestelle am Zoll. Gerne hätte ich auch das Fraunhofer-Institut in Lörrach. Das sind Pläne, die nicht unrealistisch sind, doch für die Umsetzung benötigen wir Geld, das uns das Land Baden-Württemberg nicht geben will. Wir möchten hier am Bahnhof auch ein Hotel bauen und den Bereich rund um den Bahnhof schöner gestalten. Noch sind wir auf der Suche nach einem Investor für das Hotel und nach jemandem, der das Hotel betreiben will. Ein weiteres, großes visionäres Thema ist, dass Lörrach bis zum Jahr 2050 klimaneutral wird, und hier ist es wichtig, dass sich möglichst viele Menschen in Lörrach für das Thema Klimaschutz und Energie interessieren und auch engagieren.
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