Als Asylbewerber in Deutschland
"Man fühlt sich sehr hilflos und alleine gelassen"
"Nein, ein Paradies war es nicht", sagt Walid, der seit 14 Monaten in Deutschland lebt. Er berichtet von der Ankunft in Deutschland, der schwierigen Anfangszeit im Asylbewerberheim und von seinen Zukunftsträumen.
Walid Kheder, Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule Freiburg & Kooperationsklasse
Do, 22. Mär 2012, 11:29 Uhr
Schülertexte
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Zuerst kamen wir ins Asylantenheim in der Hammerschmiedstraße, wo wir mit zwei Großfamilien während der ersten acht Monate auf 55 Quadratmetern lebten. Es gab dort keine Betten, und wir schliefen alle auf Matratzen. Die Einrichtung bestand nur aus Schränken und sechs Matratzen.
Dadurch dass wir kein Deutsch konnten, hatten wir keine Freunde und Bekannten. Man fühlt sich sehr hilflos und alleine gelassen.
Nach acht Wochen durften mein Bruder und ich zum ersten Mal in die Schule. Wir lernten einzelne Wörter, die bald zu Sätzen wurden und auch die Kontakte zu Mitschülern wuchsen. Trotzdem war ich alleine, traute mich nicht hinaus und saß nur zu Hause.
Seit September wohnen wir in einer "normalen" Wohnung in Emmendingen (drei Zimmer, 82 Quadratmeter). Es ist sehr schön und wir fühlen uns dort sehr wohl. Ich besuche nun die Kooperationsklasse der Friedrich-Weinbrenner-Schule in Freiburg. Dort kann man in zwei Jahren den Hauptschulabschluss machen. Wir haben viel Praxisunterricht in der Werkstatt und arbeiten mit dem Wochenplan. Für mich ist das gut, denn ich kann so besser arbeiten und Deutsch lernen. In meiner Freizeit unternehme ich mittlerweile mehr, spiele Fußball und bin mit Freunden unterwegs. Auch meine Eltern lernen im Sprachkurs die deutsche Sprache.
In meiner "Heimat" Irak war ich seither nicht mehr, vielleicht können wir eines Tages wieder dorthin fahren. Es wäre schön, meine Großeltern und meine Verwandten wieder zu sehen, ich vermisse sie sehr. Ich denke oft an sie und an meine Freunde. In Deutschland leben und ab und zu die Bekannten im Irak besuchen, das wäre ein Leben wie im Paradies.
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