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Malteser kämpfen gegen Armut, Aids und Malaria

Entwicklungshilfe im thailändisch-burmesischen Grenzgebiet.  

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In Mae Sariang beginnt der Tag früh. Das grelle Licht der aneinander gereihten Neonröhren beleuchtet schon ab 4 Uhr den jungen Tag in dem kleinen thailändischen Städtchen. Ganz normaler Alltag, aber auch Armut, Flüchtlingselend und Hilfsprojekte finden im Umkreis dieses Ortes statt. JuZ-Mitarbeiterin Anna Paulus hat Eindrücke ihres mehrmonatigen Aufenthaltes im folgenden Bericht festgehalten.

Vor der einzigen Ampel des Ortes, stauen sich um diese Uhrzeit Unmengen Honda Waves oder Dreams - die üblichen Fortbewegungsmittel jedes Thai-Haushalts. Mit diesen fußgeschalteten 4-Gang-Motorrädern knattern Menschen aller Altersgruppen in den frühen Morgenstunden auf den farbenfrohen, bunten Markt, um einzukaufen, um eine feurige Tom Yum Suppe zu schlürfen und natürlich auch um über den neusten Klatsch informiert zu sein.

Auf dem "Tarad Chao" - das ist Thai und bezeichnet das geschäftige Treiben in den frühen Stunden - findet der "Farang", der weiße Ausländer, alles, was er mit fernöstlichen Märkten verbindet: meterlange Stände, an denen exotische Früchte feilgeboten werden, deren Farben, Form und Geschmack schlicht paradiesisch sind. Die pinkfarbene Drachenzunge mit dem schwarzweißen, an Stracciatella-Eis erinnernden Fruchtfleisch, die rote, haarige Rambutan, die helle, kleine Kokosnuss mit ihrem süßen Saft und dem geleeartigen Fleisch, die verschiedensten Bananensorten und die Königin der Exoten, die fußballgroße Durian mit ihrem seltsamen Geruch.

Mitten im Panorama des thailändischen Marktes irritiert plötzlich eine auffällige Figur. Eine Weiße, eine "Westlerin". Die allerdings handelt ganz selbstverständlich auf Thai den Preis für das Kilo Tomaten noch um ein paar Baht runter. Sie ist eine der so genannten "Expats" (Expatriates), die für eine NGO, das heißt "Non-governmental organization", also Nicht-Regierungs-Organisation, in Mae Sariang arbeiten.

Mae Sariang liegt im Nordwesten Thailands und ist 17 Kilometer von Myanmar - früher: "Burma" - entfernt. Die Grenze zwischen den beiden Staaten bildet der Fluss Salaween. Schon seit mehreren Jahren kümmern sich am thailändischen Ufer des Salaween Hilfsorganisationen um burmesische Flüchtlinge. Auch der Malteser Auslandsdienst hat hier seit neun Jahren ein "Refugee Health Project", das zur Kategorie "dauerhafte Nothilfe" zählt und das Karen-Flüchtlinge, eine ethnische Minderheit in Burma und im Norden Thailands, betreut. Die burmesischen Karen werden seit Jahrzehnten in ihrem eigenen Land unterdrückt und fliehen ins angrenzende Thailand. Entlang des Salaween gibt es deshalb zehn Flüchtlingslager, zwei davon unter der Obhut der Malteser. Sie gewährleisten für ungefähr 26 000 Flüchtlinge des geächteten Bergvolks in den unwegsamen Dschungelgebieten die medizinische Versorgung, unterrichten die Flüchtlinge in Hygiene und versorgen sie mit Wasser.

Nach vielen Jahren der Flüchtlingshilfe für die Karen fühlten sich die Thai-Bergstämme benachteiligt. Um auch ihnen eine effektive Malariabehandlung, Impfungen oder schlichtweg Grundnahrungsmittel zugänglich zu machen, wurde im Juni dieses Jahres das zweite Malteser Projekt in Mae Sariang ins Leben gerufen. Im Gegensatz zum "Refugee Health Project" ist das "Thai Village Project" ein reines Entwicklungsprojekt, das die Fähigkeiten, Leistungen und das Wissen der regionalen Behörden und Einwohner stärken will.

"Es ist wichtig, dass wir eng und offen mit den thailändischen Einrichtungen zusammenarbeiten", sagt Christiane Steinert, 31 Jahre alt. Sie ist Leiterin des neuen Projektes und bringt Erfahrungen aus dem Kongo, Ruanda, Uganda und anderen afrikanischen Ländern, in denen sie tätig war, mit nach Asien. Ein monatliches Treffen der örtlichen Behörden mit den Maltesern sorgt für regelmäßigen Informationsaustausch und gegenseitige Beratung.

Die abgelegenen Karen-Siedlungen, die unscheinbar in die Waldlandschaft gebettet sind, haben völlig unzureichenden Zugang zu Gesundheitszentren, und die Lebensbedingungen sind sehr einfach und ärmlich. Die Karen unterscheiden sich in Sprache, Kultur und Religion von den buddhistischen Thais und bilden auch in Thailand eine ethnische Minderheit. Krankheiten wie Tuberkulose, Lungenentzündung und Durchfall sind mangels Wissen und Hygiene alles andere als eine Seltenheit. Und auch die Tropenkrankheit Malaria ist hier sehr verbreitet - die Region zählt in dieser Hinsicht zu einem der höchsten Risikogebiete Südostasiens.

In der Trockenzeit, den deutschen Wintermonaten, ist es in den Ausläufern des Himalaya nachts sehr kalt. Die Menschen haben nicht genügend Kleidung und Decken, um sich zu schützen, also machen sie Feuer in ihren fensterlosen Bambushütten. Da aber ihre mit Teakblättern gedeckten Hütten für gewöhnlich außer der Tür keine Öffnung haben, schlafen die Menschen in schlechter, nicht zirkulierender, rauchiger Luft; die Folge davon sind schwere Atemwegserkrankungen.

Chaia, ein vier Monate altes Baby wird von ihrer Mutter den mühsamen Weg ins Tal zum nächsten Gesundheitszentrum getragen. Die Kleine trinkt seit mehreren Tagen nicht mehr und ist sehr dünn. Wanree ist Krankenschwester und arbeitet für die Malteser. Ein kurzes, routiniertes Abhören - Chaia hat Lungenentzündung. Der Säugling muss ins Distriktkrankenhaus nach Mae Sariang. Vier Kranke nimmt Wanree an diesem Nachmittag auf der Ladefläche des Pick-ups mit in die Stadt: ein junges Paar mit einer Geschlechtskrankheit, einen Jungen mit starken Bauchschmerzen und Chaia mit ihrer Lungenentzündung. "Es fehlt der Bevölkerung an Gesundheitserziehung. Sie wissen nicht, wie man Krankheiten verhindert, haben keine Klos und waschen sich selten", erklärt Wanree auf dem Rückweg.

Während der Regenzeit werden weite Landstriche überschwemmt, Wege sind nur noch Schlammlöcher, und Dörfer werden von der Außenwelt abgeschnitten. Sobald der Boden trocken genug ist, beginnt das Thai Village Project mit dem Bau von 1 500 Toiletten und einem Training, damit die Latrinen auch angenommen werden. Und der staatliche Malaria-Kontrollposten braucht unbedingt wieder Moskitonetze für die Verteilung in den Dörfern, damit die Malariafälle nach der feuchten Jahreszeit nicht weiter zunehmen. Glücklicherweise haben die Malteser noch 3 000 Netze vorrätig. Jede Verteilung von Material wird genauestens berechnet, und dann muss abgewägt werden, ob sich die Investition lohnt.

"Eigentlich sollten wir alle nur möglichen lebensverbessernden Maßnahmen durchführen", flucht die Thailänderin Malee, Beraterin für Bildung und Kommunikation, die den Karen Unterricht in Gesundheitsfürsorge und ausgewogener Ernährung gibt. Ein weiteres großes Problem ist die steigende Zahl der Aidserkrankten, die sich vor allem durch Drogenkonsum und Prostitution infizieren. Junge Karenfrauen verkaufen sich in den Bordellen der größeren Städte, die auch häufig Ziel westlicher Touristen sind. Dort verdienen sie weitaus mehr, als mit Gelegenheitsarbeiten auf den Feldern. Mit vergleichsweise recht viel Geld - aber infiziert - kehren die jungen Frauen in ihre Dörfer zurück.

"Viele dieser Kinder werden in ihren Dörfern geächtet." Nattaya, HIV-Beraterin

Seit Anfang Oktober bringt der Lokalsender von Mae Sariang täglich eine Aidsaufklärungssendung für Jugendliche. Die Informationen zu HIV stammen vom Thai Village Project, und auch die Sendegebühren übernehmen die Malteser. Jeden Freitag gibt es im Projekt-Büro ein ausführliches Meeting, auf dem jeder von seinen Einsätzen berichtet.

Nattaya, 36 Jahre alt, ist HIV-Beraterin und hat in den letzten Tagen Aidswaisen besucht, die finanzielle Unterstützung von den Maltesern erhalten. "Viele dieser Kinder werden in ihren Dörfern geächtet, und die Bewohner befürworten es, wenn Aidskranke vom Rest der Gesellschaft isoliert werden", trägt Nattaya aus ihren Notizen vor. Ihre Besorgnis ist unverkennbar, und in der Tat muss in die Anti-Aids-Erziehung noch viel Energie investiert werden.

Dieser Dezemberabend in Mae Sariang ist kühl und klar. Das Malteser-Team trifft sich in einem der kleinen Straßenlokale. Malee, Jeab, Nattaya, Christiane und die anderen sitzen auf den blauroten Plastikhockern und essen Thai-Nudeln mit Stäbchen. Stündlich wird es kälter. Auf dem Heimweg runzelt Malee die Stirn, blickt in den sternklaren Himmel und ganz unromantisch sagt sie: "Oh je, es ist so kalt, hoffentlich erfriert heute Nacht nicht wieder ein alter Mann oder ein Säugling in den Bergen." Das heitere Gerede der anderen verstummt und wortlos geht jeder nach Hause.


Spenden für diese Malteser-Projekte können auf das Spendenkonto überwiesen werden: 120 120 120, Deutsche Bank 24, BLZ 370 700 24, Kennwort: Thailand. Projektinfos unter: http://www.malteser-ald.de

Ressort: Zisch

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