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Mahlen, Sägen, Pressen

Im Schwarzwald gibt es noch mehr als 300 Mühlen - viele können am kommenden Montag besichtigt werden.  

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Die Geschichte der Mühlen beginnt mit dem Anbau von Getreide. Das Getreide musste, um es verarbeiten zu können, zerkleinert werden. Zuerst haben die Menschen Getreide in Mörsern zerstampft oder von Hand mit einem Stein zermahlen. Vor etwa 1000 Jahren brachten die Römer Wassermühlen in unsere Region. Die Windmühlen, die vor allem in Norddeutschland stehen, haben sich erst hundert Jahre später durchgesetzt. Bei dem Wort Mühle denken wir zuerst an eine Getreidemühle. Dabei werden unter diesem Begriff Maschinen verstanden, die mit Wasserkraft angetrieben werden. Die Mühlentechnik wurde in fast jedem Handwerk angewendet: Es gab Ölmühlen, Sägen, Papiermühlen, Hammerschmieden. Das sind Werksmühlen.

Die Zeit der Wassermühlen endete mit der Erfindung der Dampfmaschine und des Elektromotors. Mit den neuen Maschinen konnte nicht nur schneller gemahlen werden, das Mehl war auch viel feiner und weißer. Auch im Schwarzwald, wo viele Bauernhöfe eine eigene Mühle hatten, gaben die Bauern die Mühlen auf und brachten ihr Getreide in moderne Großmühlen. Um die alten Betriebe vor dem Verfall zu retten, stehen sie heute unter besonderem Schutz, weil sie Kulturdenkmäler aus einer vergangenen Zeit der Technikgeschichte sind. Es gibt noch etwa 300 Mühlen im Schwarzwald. Aber gleich drei dieser Mühlen in einem Gebäude sind eine Seltenheit. Die kann man nur bei Familie Glatz in Seelbach an der Schutter besichtigen. Neben der Säge hat die Glatzsche Mühle auch eine Ölmühle und eine Getreidemühle.

An die Säge, die bis 1945 in Betrieb war, können sich noch einige Leute in Seelbach erinnern. Der älteste Teil der Mühle ist aber die Getreidemühle. Ihre Ausrüstung stammt etwa aus dem Jahr 1750. Herr Glatz zeigt uns, wie aus Getreide Mehl wird. Oben auf dem Speicher öffnet er eine Falltür. Darunter liegt der Trichter. In diesen Trichter wird das Getreide gekippt. Zuerst läuft es über den Mühlstein, wo es gemahlen wird. Über ein Mehlrohr fällt das Mehl in einen Mehlbeutel, der in einem Mehlkasten hängt. Der Knecht, oder wer auch immer mithalf, klopfte mit dem Klopfstock ständig den Mehlbeutel, damit das Mehl schneller in den Mehlkasten fiel und den Beutel nicht verstopfte. Am Ausgang des Mehlbeutels aus dem Mehlkasten war ein Sack oder eine Kiste befestigt, in der die Kleie aufgefangen wurde. Das ist die dünne Schale des Getreidekorns, die beim Mahlen von Weißmehl übrig bleibt. Der Ausgang des Beutelkastens war an der Vorderseite häufig mit einer schönen, holzgeschnitzten Maske verziert, dem "Kleiekotzer". Er war das schönste Stück jeder Mühle und sollte vor Unheil und bösen Geistern schützen.

Siebenmal musste das Getreide gemahlen werden, bis es fein genug war, um damit zu backen. Mahlen konnte man nicht allein. Viele Handgriffe mussten gleichzeitig erledigt werden. Anstrengend und staubig war das. In der Mühle der Familie Glatz wird aber nur noch zu Schauzwecken gemahlen.

Ingrid Becker

Seit 1994 veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung am Pfingstmontag den "Deutschen Mühlentag". Viele Mühlen im Schwarzwald öffnen an diesem Tag - auch die "Glatze Mühle". Führungen für Gruppen (ganzjährig): [TEL] 07823/5333. http://www.muehlenmuseum-schwarzwald.de

Ressort: Zisch

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