BZ-Porträt

Wie geht es für "Sameday Records" nach "The Voice of Germany" weiter?

BZ-PORTRÄT: Das südbadische Pop-Trio Sameday Records hat sich bei "The Voice of Germany" deutschlandweit präsentiert.  

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Auf dem Weg zum Profitum einen Schritt weiter: die Band Sameday Records  | Foto: Christoph Reichmann
Auf dem Weg zum Profitum einen Schritt weiter: die Band Sameday Records Foto: Christoph Reichmann
Severin Ebner schlägt auf das Becken. Daniele Cuviello weiß gar nicht wohin mit der Freude und tritt ein Loch in die Luft. Patrick Huber reißt die Hände in die Höhe. Einen Augenblick später liegen sich die drei Musiker in den Armen und jubeln. Unterhalb der Bühne stehen Michi Beck und Smudo von den Fantastischen Vier und der Sänger Andreas Bourani und klatschen wie wild. Solche prominente Fans hat man nicht alle Tage.

90 Sekunden hatte die Band Sameday Records, um die Juroren der Pro 7 -Castingshow "The Voice of Germany" von sich zu überzeugen. Mit zwei Gitarren, drei Stimmen und einer Cajon – einem Holzkasten, der beinahe klingt wie ein komplettes Schlagzeug – spielten das Trio vom Hochrhein "Friday I’m In Love". Die markerschütternden "Woohoo"-Rufe der begeisterten weiblichen Fans im Publikum ließen nicht lange auf sich warten, die gedrückten Buzzer der Juroren, das Signal dafür, dass einer von ihnen die Musiker betreuen und in der Show sehen will, auch nicht. "Das ist der absolute Wahnsinn, was hier passiert", rief Gitarrist Severin damals im Juli ins Mikro. "Wir sind leicht überfordert."

Vier Monate nach diesem Auftritt ist die Band vergangenen Donnerstag ausgeschieden. Am Wochenende nach dem Aus bei "The Voice" standen Sameday Records auf der Bühne des Bad Säckinger Kursaals – und von Überforderung keine Spur. Vielmehr brilliert die Band mit einem Konzert, das den Auftritten bei "The Voice" doch sehr ähnelte: Teeniemädels schwitzen, filmen und jubeln, erwachsene Frauen wiegen sich im Takt, Jungs himmeln die Musiker an, manch ein Mann trällert munter mit. Wer ist diese Band, die den Spagat zwischen Millionenauditorium und einem ausverkauften, aber doch kleineren Kursaal so locker hinbekommt?

Das Trio aus Murg und Wehr besteht aus Severin Ebner (27), Daniele Cuviello (26) und Patrick Huber (27). Während Severin mit sieben Jahren die erste Klampfe bekommt und übt, bis die Fingerkuppen bluten, hört Daniele als Kind Eros Ramazzotti, bringt sich selbst Klavier bei und tritt früh mit einer Schulband auf. In der spielt auch Patrick, der erst Schlagzeug lernt, später Gefallen an Gitarre und Gesang findet. Als Severin und Patrick 2010 in einer Rockband zusammenspielen, merken sie, dass ihnen unverzerrter Sound mehr liegt. Sie gründen ein Tonstudio und nehmen Coverversionen mit akustischen Instrumenten auf, die sie auf Youtube stellen. Anfragen für Live-Auftritte folgen. Da erinnert sich Patrick an Daniele, den das Duo 2011 aufnimmt.

"Einen Tag vor dem ersten gemeinsamen Konzert habe ich Daniele kennengelernt", erzählt Severin. Das Trio probt erst zwei Stunden und tritt anschließend bei einem Oktoberfest auf, direkt nach einer Polkablaskapelle. Die Monitorbox pfeift, im zweiten Lied reißt die D-Saite, die Band befürchtet fliegende Bierkrüge. Und dann geschieht etwas Magisches: Innerhalb einer Stunde verwandelt sich das Bierzelt in einen Konzertsaal. Die Besucher drehen sich zur Bühne, der Wirt lässt den Zapfhahn ruhen, sogar der Bierschaum scheint leiser zu prickeln. "Wir haben gemerkt", sagt Patrick, "dass hier etwas Einzigartiges passiert." Und das lässt sie bis heute nicht mehr los.

2013 nehmen sie "Essentials" auf, ein eigenes Album mit neun Songs. Im selben Jahr gehen sie mit zwei Gitarren und einer Cajon auf Deutschlandtour. 120 Konzerte haben Sameday Records in den vergangenen vier Jahren gegeben. Ihre Waffe ist das Akustische, die Mehrstimmigkeit ihre Munition. Die Bandmitglieder stehen auf Rock und Pop, auf Country, HipHop und Balladen. Sie hören Dire Straits und die Beatles, Ed Sheeran und italienische Schmusesänger. Sie probieren viel und streben nach Perfektion. "Bei Akustikmusik kannst du nichts verstecken", sagt Daniele. "Da muss alles stimmen, du hörst jeden Fehler. Und jeder Fehler nervt uns." Wenn ein Lied in der Probe beim fünften Mal gut klingt, üben es Sameday Records noch ein sechstes Mal.

"Natürlich hätten wir gern die nächste Runde mitgenommen", sagt Patrick über das Ende bei "The Voice". Viel wichtiger sei aber gewesen, Sameday Records deutschlandweit zu präsentieren. "Wir wollten sehen, wie die Menschen auf unsere Musik reagieren", sagt Patrick. "Es war wichtig für uns, zu wissen, wie wir ankommen und ob das der richtige Weg ist." Diesen Weg hat sich das Trio selbst ausgesucht. Und die drei sollten diesen genau so weitergehen.

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