Gold im Fokus der Anleger

"Männer sammeln Münzen und Frauen sammeln Schuhe"

Zischup-Interview mit dem Freiburger Roman Schneider, Geschäftsführer eines Münzgroßhandels mit Geschäftsstelle im Rieselfeld.  

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Goldbarren  | Foto: dpa
Goldbarren Foto: dpa
Zischup: Herr Schneider, Münzen sammeln – ist das ein aussterbendes Hobby für alte Männer?
Schneider: (lacht) Nein, weit gefehlt. In Deutschland gibt es in etwa zwei Millionen Münzsammler im Alter zwischen 30 bis 45. Es ist also nicht nur ein Hobby alter Männer. Was richtig ist, ist, dass der typische Münzsammler männlich ist. Männer sammeln Münzen und Frauen sammeln Schuhe.

Zischup: Wie hat sich das Geschäft die letzten Jahre verändert?
Schneider: Seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor ein paar Jahren sind die Umsätze explodiert und der Fokus der Sammler und auch der Anleger liegt jetzt verstärkt auf Silber und Gold. Wobei Gold bundesweit überwiegt.

Zischup: Und Anleger kaufen Münzen?
Schneider: Ja. Gerade Geldanleger machen mittlerweile den Großteil der Kundschaft aus. Bei einem niedrigen Zinsniveau werden Bankanlagen uninteressant und Anleger kaufen vermehrt Gold und Silber.

Zischup: Rechnet sich das denn?
Schneider: Der Goldpreis hat sich die letzten Jahre mehr als verdreifacht. Kostete eine Goldunze, das sind 31,1 Gramm, im Jahr 2005 vor Ausbruch der Finanzkrise noch 359 Euro, so kostet diese heute über 1200 Euro.

Zischup: Und die Steuern schon abgezogen?
Schneider: Nein, Anlagegoldmünzen sind seit mehr als zehn Jahren in Deutschland von der Mehrwertsteuer befreit und ein etwaiger Gewinn ist nach einem Jahr Haltedauer gleichfalls steuerfrei.

Zischup: Haben Sie viele Freiburger Kunden und wie legt der Freiburger sein Geld an?
Schneider: Neben unserem eigentlichen Geschäft, dem Münzengroßhandel, wo wir Münzen in die ganze Welt versenden, verkaufen wir auch lokal an Freiburger oder Kunden aus der Region, wobei das Gros der Kunden aus dem Raum zwischen Waldshut und Offenburg kommt – mit Schwerpunkt in Freiburg natürlich. Der Freiburger, der ja in Deutschland oft als Alternativer verschrien ist, kauft in der Tat etwas anders ein als der Rest Deutschlands. Während im Rest Deutschlands mehr Goldmünzen gekauft werden, kauft der Freiburger schwerpunktmäßig Silbermünzen zur Geldanlage, weil er sich damit im Krisenfall gegebenenfalls beim Bäcker Brötchen kaufen möchte. Das Rausgeld auf eine Goldmünze wäre dann doch etwas heftig.

Zischup: Was sind die Gründe für die Freiburger, Gold und Silber zu kaufen?
Schneider: Fast alle Kunden wollen mit dem Gold- oder Silberkauf gar nicht einmal reich werden, sondern ihr bisheriges Vermögen sicher in die Zukunft transferieren und es nicht einem Werteverlust durch Inflation, wie es bei Papiergeld vorkommen kann, aussetzen. Das zieht sich quer durch alle Altersgruppen. Die Eurokrise, zuletzt auch wieder in Zypern aufgelebt, macht vielen Geldanlegern Angst.

Zischup: Mal etwas anderes: Wie sehen Sie die vielen Goldankaufsgeschäfte in Freiburg?
Schneider: Wettbewerb belebt das Geschäft. Es gibt in Freiburg eine überschaubare Zahl von Numismatikern, die sich mit dem Wert von Münzen auskennen, wenn es über den reinen Edelmetallwert hinaus geht. Die kann man an einer Hand abzählen und hat noch Finger übrig. Schlussendlich entscheidet der Kunde mit den Füßen, zu wem er geht, wenn er eine Münzsammlung verkaufen will. Manchmal kommen wir allerdings auch zu spät, Kunden haben in der Vergangenheit schon Fünf-Mark-Stücke, für die wir 300 Euro gezahlt hätten, für vier Euro woanders verkauft. Auch haben wir schon Zahngold für 200 Euro angekauft, wo der Kunde ein anderes Angebot für 16 Euro hatte. Vergleichen lohnt sich also. Wir können nur unsere Dienstleistung anbieten. Der Kunde entscheidet, ob er sie nutzt oder nicht.

Zischup: Soll man denn überhaupt jetzt sein Gold verkaufen?
Schneider: Wir glauben, dass der Goldpreis auch zukünftig weiter steigen wird und raten eher noch zu Käufen. Doch wer sein Gold jetzt verkaufen muss, hat in der Regel auch ein gutes Geschäft gemacht.

Zischup: Eine Frage habe ich noch: Ich habe hier noch zwei Zehn-Mark-Münzen, kann man die noch verkaufen?
Schneider: Für Zehn-Mark-Münzen erhält man bei der Bundesbank in Freiburg 5,11 Euro, den offiziellen Umrechnungskurs. Durch den Anstieg des Silberpreises ist der Silberwert jedoch schon deutlich höher. Viele Münzhändler zahlen daher dafür schon zwischen 6 Euro und 6,50 Euro im Ankauf. Zur Bank bringen wäre also falsch.
Roman Schneider

ist ein in Freiburg lebender und arbeitender Münzfachmann und zweiter Vorsitzende des Berufsverbands des Deutschen Münzenfachhandels, in dem über 200 Münzhändler organisiert sind. Darüber hinaus ist er Geschäftsführer einer Münzhandelsfirma in Freiburg, die im Stadtteil Rieselfeld auch eine Verkaufsstelle für Endkunden betreibt.

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