"Los, einfach mal reinblasen"
GERNE WIEDER:Didgeridoo-Lernen in einer Stunde? Das geht!.
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ie unterschiedlich die Menschen doch ticken! Die einen sind immer auf der Suche nach dem Unbekannten, die anderen zieht es Jahr für Jahr an den gleichen Urlaubsort oder sie machen den gleichen Wochenendausflug. Und freuen sich immer wieder aufs Neue, Vertrautes neu zu entdecken. Autoren der BZ schreiben in unserer Serie "Gerne wieder", warum es sie immer wieder an den gleichen Ort zieht. Viel Vergnügen!
Mr. Sanshi lobt mich trotzdem und ich lerne, was hier zum guten Ton gehört – jedenfalls am Didgeridoo: "Loose Lips" – die Lippen beim Auspusten nach Herzenslust flattern lassen. Dazu noch aus den Stimmbändern ein bisschen Harley-Davidson-Sound drauflegen und ab in die Röhre damit. Doch, das erinnert entfernt an den typischen Didgeridoo-Sound. Ich bin überrascht und ganz bestimmt ein Naturtalent, brauche wahrscheinlich gar keine Stunde, um das Instrument zu erlernen. Wenn Herr Kaiser, mein Ex-Musiklehrer, das noch erleben könnte...
Weiter geht’s: Den Mund mal so weit wie möglich nach hinten zurückziehen und dabei ein helles "Wieieiii" produzieren. Dann ganz verwundert dreinschauen, den Kiefer tief runterschieben und "Oooohhhhh" sagen. Während ich hoffe, dass keiner meine grenzdebilen Grimassen sieht, mixt Mr. Sanshi aus blubbernden Lippen, viel "Wiiieee" und "Oooohhhh" den mahlenden, langgezogenen Klang der Aborigines und wechselt dann urplötzlich in cooles, rhythmisches Beatboxing. "Jetzt du", sagt er – "die hohen und die tiefen Töne!" Nach mehrmaligem Versuch ahne ich, wie einst der Freejazz entstanden sein könnte...
"Na, verkrampfen die Lippen?" Mr. Sanshi hat offenbar einen Blick für Körperteile, die dem Blasrohranfänger partout nicht mehr gehorchen wollen. Und der Grund dafür sind, dass bei mir nach einer guten halben Stunde plötzlich nur noch unkontrollierte, schiefe Töne aus dem Instrument kommen. "No worries", ruft der rastagelockte Gute-Laune-Mann und ist kaum zu bremsen.
Was mir denn noch fehle, das Didge ganz zu beherrschen, frage ich den Meister, darauf hoffend, dass es sich allenfalls um eine Kleinigkeit handelt. "Circular Breathing", verkündet mein Lehrer strahlend und führt’s gleich vor: Auspusten und dabei den typisch näselnden Sound erzeugen bis die Lunge halb leer ist, und sie dann blitzschnell wieder mit Luft volltanken – ohne das Auspusten zu unterbrechen. Gleichzeitiges Aus- und Einatmen? Ist das möglich? Versuch macht klug, hier vor allem aber Lachanfall und Frosch im Hals. Als der endlich rausgehustet ist, nehme ich einen zweiten Anlauf, scheitere aber wieder kläglich und habe nun Kopfschmerzen wie nach dem Aufpusten einer Luftmatratze. Mr. Sanshi tröstet mit dem Hinweis, fast alle Didgeridoo-Anfänger müssten monatelang täglich üben, bis sie die Kreisatmung hinkriegten.
"No worries", sage ich diesmal, "ich komme gerne wieder."