Beispiel Wittnau
Lohnt sich das Geschäft mit Kaugummiautomaten noch?
Kaugummiautomaten – in Wittnau gibt es genau einen – sind ein Relikt der Vergangenheit. Einer Zeit, in der Kinder ihr Taschengeld für einen Kaugummi ausgaben, statt für die nächste Smartphone-App. Rechnet sich das noch?
Mo, 13. Feb 2017, 15:09 Uhr
Wittnau
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In bunten Farben preist der rote Automat es an: "Bubblegum" für 10 Cent, den größeren "Bubble King" für 20 Cent und ein Armband für einen Euro. Doch will diese Sachen überhaupt noch jemand haben? "Es wird immer schwieriger", sagt Torsten Landgraf von der Firma Landgraf GmbH in Singen. Er muss es wissen: In ganz Baden-Württemberg hat er Automaten aufgestellt – mehr als 1000 Stück.
Ortstermin in Wittnau. Es ist kein gutes Wetter für Torsten Landgraf: Leichter Regen, es ist unangenehm nasskalt. Dementsprechend verlassen ist der Kaugummiautomat. Er hängt an einem Gartenzaun an der Schönbergstraße 16, strategisch günstig zwischen Gemeindeverwaltung und Kirche.
"Der Automat ist schon mindestens zehn Jahre hier, er wird aber immer weniger benutzt", sagt eine Bewohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. "Ich finde es auch nicht gut, dass den Kindern so etwas Ungesundes angeboten wird." Auch Maike Ponzer, die früher einmal im Haus mit dem Automaten gewohnt hat, würde ihrem Sohn nichts aus dem Automaten kaufen: "Ich achte sehr auf gesunde Ernährung."
Gibt es sie überhaupt noch, die Freunde der Kaugummiautomaten? Eine Familie kommt vorbei, die Kinder kennen den Automaten natürlich, bevorzugen aber einen anderen in einem Nachbarort: Dort gibt es besseres Spielzeug. Immerhin. Doch die Zeiten von strahlenden Kinderaugen beim Eindrehen des Geldstückes und Herausfallen der runden Kaugummi-Kugel sind wohl vorbei.
Zumal die Kauspaßspender nicht unbedingt den besten Ruf haben: Wie lange die Dinger da wohl schon drinliegen, mag sich so mancher fragen. Doch Torsten Landgraf versichert: Es wird regelmäßig aufgefüllt. Wobei auffüllen das falsche Wort ist: Der Automat im Inneren wird jedes Mal komplett ausgetauscht, nur die Außenhülle ist fest installiert.
Neben dem Verlust von Kaugummi-Kunden hat Torsten Landgraf außerdem mit Vandalismus zu kämpfen. Schlimm sei das geworden. Die Kästen werden beschmiert oder es wird versucht, die Ware zu klauen. Bis zu 500 Euro kann das Landgraf kosten, bei mehr als 1000 Automaten geht das ins Geld.
Aufhängen darf er seine Automaten natürlich auch nicht überall: Sie hängen an Privateigentum und es gibt eine Abmachung mit dem jeweiligen Besitzer. Der erhält eine kleine Gewinnprovision. Viel wird es nicht sein.
Seit mehr als 60 Jahren läuft so das Geschäft mit den Kaugummiautomaten. Kaum eine Stadt, in der man nicht mindestens einen findet. Wie es in den nächsten 60 Jahren für die Automaten aussieht? Einige Nostalgie-Fans wird es wohl immer geben. In Wittnau jedenfalls hängt der Automat fest an seinem Platz.
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