Neu im Kino
"Logan – The Wolverine" übt Zeitkritik auf die brutale Art
James Mangolds Comicverfilmung ist der dritte und letzte Teil der "Wolverine"-Trilogie. Der Neo-Noir-Western im Marvel-Format zeichnet eine düstere Zukunftsvision.
Do, 2. Mär 2017, 0:01 Uhr
Kino
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Aber im Jahr 2029 ist auch ein Superheld wie Logan an seine Grenzen geraten. Er ist zu einem müden, trunksüchtigen Wrack geworden und schlägt sich als Limousinen-Chauffeur durch. Die Wunden verheilen nicht mehr so schnell wie früher. Nur widerwillig lässt er sich auf einen Streit mit einer Diebesbande ein, die ihm die Chrom-Felgen seines Wagens stehlen wollen. Die mortalen Kampfhandlungen gehen ihm nicht mehr so leicht von der Klauenhand, was der Brutalität der Eröffnungssequenz keinen Abbruch tut.
Von der illustren Mutantenschar sind nach Jahrzehnten der Verfolgung neben ihm nur noch der Albino Caliban (Stephen Merchant) und sein Mentor Charles Xavier (Patrick Stewart) übrig geblieben, die sich in einer Industriebrache in der mexikanischen Wüste verstecken. Xavier leidet mittlerweile an Demenz – und sein Superhirn, das immer öfter außer Kontrolle gerät, wurde vom US-Heimatschutz-Ministerium als Massenvernichtungswaffe eingestuft. Logan träumt von einer Flucht mit einem Schiff und einem Restleben auf offener See, aber dann taucht die zwölfjährige Laura (hochtalentiert: Dafne Keen) auf, die aus einem Versuchslabor eines Gentech-Konzerns entkommen ist und Logan im Faustklingen-Kampf um nichts nachsteht. Sie soll nach Kanada gebracht werden, wo man ihr und anderen Entlaufenen Asyl gewährt.
Und so beginnt ein Road-Movie durchs amerikanische Heartland, bei dem das Trio von brutalen Häschern des Konzerns verfolgt wird. Es liegt an unserer Zeit und nicht an den seherischen Fähigkeiten Hollywoods, dass sich jede dystopische Kino-Fantasie momentan gegenwärtiger anfühlt, als uns lieb ist. Das ist in James Mangolds "Logan", dem dritten und letzten Teil der "Wolverine"-Trilogie, nicht anders. Das Amerika der Zukunft ist hier ein düsterer, gewalttätiger Ort, in dem Andersartige verfolgt und ausgerottet werden. Während US-Unternehmen jenseits der Grenze in Mexiko Menschenversuchslabore betreiben, bleibt für Mutanten das benachbarte Kanada als einziger Fluchtpunkt. Im Fernsehen läuft sogar ein Werbespot, der amerikanischen Gentech-Mais als "great again" anpreist.
Moderne Comic-Verfilmungen – zumindest die besseren unter ihnen – arbeiten oft und gerne mit historischen oder ganz aktuellen Verweisen auf die Zeitgeschichte. Das gilt besonders für die "X-Men"-Filme unter der Regie Brian Singers, in denen regelmäßig Allegorien zum Holocaust, aber auch zu den Kämpfen der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung gezogen wurden. Christopher Nolans "The Dark Night" brachte die seelische Befindlichkeit im Post-Nine-Eleven-Amerika popkulturell genau auf den Punkt.
In diese Liga wird es James Mangolds "Logan" sicher nicht schaffen. Auch wenn sich in der düsteren Stimmung dieses Films viele Zuschauer des Trump-Amerikas wiederfinden werden, bleiben die Verweise auf die gesellschaftliche Gegenwart eher oberflächlicher Natur und werden nicht zu einer subtilen Sinnebene verknüpft. Die finstere Zukunftsvision bietet hier eher ein Hintergrundrauschen für einen Neo-Noir-Western im Marvel-Format, der vor allem durch äußerst gewalttätige Kampfsequenzen angetrieben wird.
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