"Lieder verhindern kein AKW, aber sie verschönern den Widerstand"

BZ-INTERVIEW mit dem Schweizer Liedermacher und Anti-Atomkraft-Aktivisten Aernschd Born, der in Neustadt auftritt und an Fukushima sowie Tschernobyl erinnert.  

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Aernschd Born   | Foto: privat
Aernschd Born Foto: privat

HOCHSCHWARZWALD. Am heutigen 11. März jährt sich die Atomkatastrophe von Fukushima zum fünften Mal, das Unglück von Tschernobyl im April zum 30. Mal. Das Solarforum Hochschwarzwald hält die Erinnerungen daran wach mit einer Mahnwache am Sonntag, 13. März, und einer Gedenkveranstaltung am Sonntag, 24. April. Dabei wird als ein Sänger der Schweizer Anti-Atomkraft-Bewegung Aernschd Born mit seiner Band auftreten. Christa Maier hat mit ihm gesprochen.

BZ: Sie waren bei der Besetzung des Baugeländes für das Atomkraftwerk Kaiseraugst dabei und gelten als exponierter Vertreter in der Schweizer Anti-Atomkraftwerk-Bewegung. Wie kam es dazu?

Born: Als junger Mann beschäftigte ich mich in meinen Liedern mit vielen Themen, die mich aufwühlten. Es waren in den 70er Jahren bewegte Zeiten mit vielen Menschen, die die Welt zum Besseren bewegen wollten. Wir mussten erkennen, dass die Atomkraft unverantwortliche Risiken mit sich brachte. Also versuchten wir, die geplanten AKW zu verhindern. Ich sang darüber.

BZ: Wie schafft man es, aus Protest erfolgreichen Protest zu machen?

Born: Es ist eben nicht beim bloßen Protest geblieben. Es bildete sich eine große Volksbewegung gegen Atomkraft, auch über nationale Grenzen hinweg. Eine Bewegung mit viel Sachverstand, Engagement und Lebensfreude. So unterschiedlich die Menschen auch waren, so einig waren sie sich darin, dass ein Atomkraftwerk vor unserer Nase nicht gebaut werden darf. Die Schweizer Demokratie bot keine Möglichkeit mehr, legal gegen das AKW Kaiseraugst vor den Toren Basels vorzugehen. In einer Notwehr-Aktion besetzten wir am 1. April 1975 das Baugelände. Nach elf Wochen war dann der AKW-Bau Geschichte. Heute redet die Schweiz offiziell über die Energiewende, und wir werden voraussichtlich noch dieses Jahr über den Atomausstieg abstimmen. Das ist der Erfolg von Kaiseraugst. Doch leider laufen die AKW Beznau, Leibstadt, Gösgen, Mühleberg und Fessenheim immer noch.

BZ: Man kann Sie gut und gerne als Schweizer Pendant zum im vergangenen Jahr verstorbenen deutschen Liedermacher und Aktivisten Walter Mossmann bezeichnen. Was veranlasste Sie, sich auch auf musikalische Weise politisch zu engagieren?

Born: Im Lied verbinden sich Texte mit Musik, also Verstand und Herz. Auf der Bühne kann ich Inhalte mit viel Gefühl gestalten, unterstützt durch meine Musiker, welche die Botschaft der Lieder mit viel Energie noch verstärken. Noch immer singe ich über sehr unterschiedliche Themen, die mich bewegen. So mischt sich Politik mit Poesie.

BZ: Was und wen wollen Sie mit Ihren Liedern erreichen?

Born: Lieder verhindern keine AKW, aber sie verschönern den Widerstand. Ich freue mich, wenn ich die engagierten Frauen und Männer mit meinen Liedern unterstützen kann. Als früherer Geschäftsführer des Trinationalen Atomschutzverbandes weiß ich, wie sehr wir auf die stetige, mutige und teilweise aufreibende Arbeit aller Atomkraftgegnerinnen und Gegner angewiesen sind. Sie erfüllen den Widerstand mit Leben – und das Leben mit Widerstand. Die Geschichte dieses Widerstandes dokumentiere ich nun als Kurator der neuen ’Dokumentationsstelle Atomfreie Schweiz’ in Basel.

BZ: Wird man durch Lieder mehr wahrgenommen als mit bloßen Texten?

Born: Ja.

BZ: Bei Ihrem Konzert am 24. April im Krone-Theater in Titisee-Neustadt werden die Besucher auch den "Tschernobyl Song" zu hören bekommen. Warum nennen Sie ihn so?

Born: Genaugenommen heißt das Lied ’Prypjat bei Tschernobyl’. Es handelt von dem Städtchen, das die Bewohner nach der Tschernobyl-Katastrophe über Nacht verlassen mussten. Prypiat wird für immer radioaktiv verseucht und unbewohnbar bleiben.

BZ: Welche Ratschläge können Sie als erfahrener Aktivist den Fessenheim-Gegnern geben?

Born: Ha! Die Frage ist genau verkehrt herum gestellt. Ich habe vor allem von den Menschen am Oberrhein gelernt, wie Widerstand erfolgreich organisiert wird.

Aernschd Born, Jahrgang 1949, ist Liedermacher und Autor zahlreicher Bühnenstücke, Hörspiele sowie Bücher. Am Sonntag, 24. April, tritt er um 18 Uhr im Krone-Theater in Neustadt auf. Weitere Informationen unter http://www.bornbandbasel.ch

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