Leserbrief: Worin sonst sind die Ergebnisse begründet?

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BUNDESTAGSWAHL
Zum BZ-Artikel "Kritik an Diskussion um Spätaussiedler" (Badische Zeitung, Lahrer Lokalausgabe, erschienen am Freitag, 28. Februar 2025)
Der Vorannahme, "dass in Lahr so gewählt wurde, wie im Rest des Landes" widersprechen die Zahlen: Gegenüber dem bundesdeutschen Endergebnis lag das Lahrer Ergebnis für die AfD 10,6 Prozentpunkte höher und gegenüber dem zweitstärksten Ergebnis im Wahlkreis Emmendingen-Lahr immerhin noch um 5,9 Prozentpunkte. Ein Blick auf die Verteilung der entsprechenden Zweitstimmenanteile in Lahr lässt eindeutig ein Gefälle von West beziehungsweise Südwest nach Ost erkennen. Worin sonst, als in der Bevölkerungsstruktur der jeweiligen Stadtteile, sollen die Ergebnisse begründet liegen?

Dass das Benennen vorhandener Verhältnisse zum Vorwurf von "Kulturrassismus" führen kann, zeigt, in welcher Zeit wir uns befinden. Bürger der Stadt Lahr, die zu einem großen Teil vor nunmehr drei Jahrzehnten in unsere Stadt gekommen sind, offen aufgenommen wurden, denen die Vorteile unserer Demokratie und unseres Sozialstaats die Gründung einer neuen Existenz für sich selbst und ihre Familien ermöglichte, verharren in abgeschlossenen Zirkeln, beeinflusst von tendenziösem ausländischem (russischem) Medienkonsum – und sehen sich als Opfer. Zu allem Überfluss werden sie auch noch vereinnahmt von einer Partei, die sich zwar Alternative nennt, jedoch geschickt ebenfalls als Opfer auftritt, die die freiheitliche Grundlage unserer Gesellschaft mit Füßen tritt und jegliche Kritik als Verleumdung zu brandmarken sucht.

Das ist das eigentlich Skandalöse beim Umgang mit dem Wahlergebnis: Nicht die Gegebenheiten werden als Grundlage herangezogen, keine zündende Strategie wird entwickelt. Es wird überrascht davon gesprochen, "mit dem Wahlergebnis umgehen zu müssen" – ja was denn sonst! Darin, die im Wahlkreis deutlich unterdurchschnittliche Wahlbeteiligung als "gutes Zeichen für die Demokratie" zu deuten, kann sich der Umgang nicht erschöpfen. Und auch nicht darin, die Beschäftigung mit überregionalen Betrachtungen der Ursachen für die uns alle gefährdende demokratiefeindliche Entwicklung zu skandalisieren.

Michael Conrad, Lahr
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