"Lernen, Hilfe einzufordern"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Kathrin Leonhart, die Lehrerin für blinde und sehbehinderte Kinder ist.
Selina Schätzle, Klasse R8b, Schulzentrum Oberes Elztal (Elzach)
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Zischup-Reporterin Selina Schätzle aus der Klasse R8b des Schulzentrums Oberes Elztal in Elzach hat ein Interview mit Kathrin Leonhart geführt. Leonhart ist Sonderschullehrerin am SBBZ Sehen St. Michael in Waldkirch. Sie erzählt von ihrer Schule und dem Unterricht dort.
Leonhart: SBBZ steht für Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum. Das ist die Bezeichnung für Schulen für Kinder mit besonderem Förderbedarf. Unser SBBZ Sehen ist eine Schule für Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf im Bereich Sehen.
Zischup: Wie lange arbeiten Sie schon am SBBZ und in welchen Klassen unterrichten Sie?
Leonhart: Ich arbeite seit 2005 am SBBZ Sehen. Ich habe hier von 2005 bis 2006 mein Referendariat gemacht und 2007 als Klassenlehrerin einer dritten Klasse angefangen. In der Zeit bis jetzt habe ich Schülerinnen und Schüler von Klasse 1 bis 8 unterrichtet. Jetzt unterrichte ich eine Grundstufenklasse der Abteilung für Menschen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung.
Zischup: Wieso haben Sie sich entschieden, am SBBZ zu unterrichten?
Leonhart: Ich wollte gerne mit Menschen arbeiten, die blind sind oder Schwierigkeiten beim Sehen haben.
Zischup: Was macht das SBBZ so besonders und unterscheidet sich der Schultag der Kinder von zum Beispiel meinem?
Leonhart: Das kommt darauf an, welche Abteilung man betrachtet. In der Grundschul- und Werkrealschulabteilung werden die Schülerinnen und Schüler nach dem regulären Stundenplan unterrichtet. Hier unterscheidet sich der Unterricht wahrscheinlich in den Methoden. Unterrichtsinhalte müssen so aufbereitet werden, dass auch Blinde und Schülerinnen und Schüler mit eingeschränktem Sehvermögen ihn begreifen können. Außerdem wird auch die Handhabung von Hilfsmitteln gelernt. Daher sind die Klassen auch kleiner – sechs bis zehn Kinder – und in der Regel versuchen wir, viele Lerngänge außerhalb der Schule zu unternehmen.
Zischup: Gibt es besondere Fächer, die ein Realschüler nicht hat?
Leonhart: Ein Unterrichtsfach, das wir zusätzlich haben, heißt Soziales Lernen. Als Mensch mit einer Seheinschränkung muss man lernen, welche besondere Unterstützung man braucht. Die Schülerinnen und Schüler lernen, sich mit ihrer Sehbeeinträchtigung auseinanderzusetzen, um so auch außerhalb der Schule spezielle Hilfen einfordern zu können.
Zischup: Warum sind Ihre Schüler am SBBZ und nicht an einer normalen Schule?
Leonhart: Es sind hauptsächlich Schülerinnen und Schüler, die davon profitieren, dass wir kleine Klassen haben, womit wir auch sehr individuell auf ihre besonderen Bedürfnisse eingehen können. In einigen Fällen haben unsere Schülerinnen und Schüler auch noch Förderbedarf in anderen Bereichen, wie zum Beispiel beim Lernen oder der körperlichen Entwicklung. Auch die Zusammenarbeit mit den Eltern ist sehr wichtig. In der Grundschule haben die Kinder auch ein Jahr länger Zeit, um die Lerninhalte zu erarbeiten. Das gibt ihnen die Möglichkeit, die Handhabung ihrer Hilfsmittel zu lernen, und sie haben genug Zeit, um alle Inhalte des Grundschullehrplans vermittelt zu bekommen.
Zischup: Gibt es auch Kinder am SBBZ, die blind sind, und wenn ja, unterscheidet sich denn irgendetwas von dem Schultag der anderen, also bekommen sie zum Beispiel Bücher in Blindenschrift und die anderen haben normale Bücher?
Leonhart: Ja, wir haben auch blinde Schüler. Sie lernen, die Punktschrift zu lesen und zu schreiben. Auch Schulbücher werden für sie in Punktschrift aufbereitet. Die anderen Schülerinnen und Schüler nutzen die regulären Schulbücher. Bildmaterial wird versucht, in Form von Modellen und Reliefkarten zur Verfügung zu stellen.
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