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Umfrage

Lehrer bemängeln die handschriftlichen Fähigkeiten ihrer Schüler

Oft unleserlich und zu langsam: Bundesweit bemängeln Lehrer die Schreibkompetenzen ihrer Schüler.  

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Lesbar und zügig – so sollten Sc...sieht aus Sicht der Lehrer anders aus.  | Foto: Patrick Pleul
Lesbar und zügig – so sollten Schüler schreiben können. Die Realität sieht aus Sicht der Lehrer anders aus. Foto: Patrick Pleul

Laut einer in Berlin vorgestellten Umfrage hat mehr als jedes dritte Grundschulkind (37 Prozent) Probleme, eine gut lesbare und flüssige Handschrift zu entwickeln. Lehrer an weiterführenden Schulen sehen sogar bei 43 Prozent Mängel.

Die Schriftforscherin Sibylle Hurschler Lichtsteiner von der Pädagogischen Hochschule Luzern gibt allerdings zu bedenken, dass das Phänomen klagender Lehrer nicht neu ist. "Schon in früheren Jahrhunderten haben sich Lehrer über die handschriftlichen Fähigkeiten ihrer Schüler beschwert", sagt die Schweizer Wissenschaftlerin. Für eine objektive Einschätzung wäre aus ihrer Sicht eine empirische Studie mit den Schülern nötig.

Auch die emeritierte Grundschuldidaktikerin Angelika Speck-Hamdan von der Ludwig-Maximilians-Universität München hält eine ergänzende Untersuchung mit Schülern für nötig. Die Lehrer-Studie sei zwar wichtig, da sie den Finger in die Wunde lege, zeige aber vor allem Vermutungen von Lehrern.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) – eine Gewerkschaft – hat die Untersuchung gemeinsam mit dem Schreibmotorik Institut durchgeführt. Mehr als 2000 Lehrer bundesweit beteiligten sich. Aus Sicht der Pädagogen können im Schnitt nur vier von zehn Schülern 30 Minuten und länger beschwerdefrei – ohne Verkrampfung, Ermüdung oder Unleserlichkeit – schreiben.

Ursachen für die Probleme sehen sie in mangelnder Routine, schlechter Motorik und Koordination sowie Konzentrationsproblemen. Auch wird der zu starke Medienkonsum der Schüler von mehr als der Hälfte der Lehrer als problematisch empfunden. Und schließlich fehle es ihnen an Zeit, das Handschreiben mit den Schülern zu üben.

Auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) und die Kultusminister der Länder sprachen sich für eine stärkere Förderung der Handschrift in Schulen aus. Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sagte: "Eine leserliche Handschrift ist eine Kulturtechnik – auch im digitalen Zeitalter."

Es gehe nicht um ein neues Fach, aber das Handschreiben müsse besser in den Lehrplänen verankert werden, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann. Mehr als die Hälfte der Lehrer sagt laut Studie, dass im Lehrplan zu wenig Wert auf das Schreibenlernen gelegt wird. "Wie sollen wir den Kindern das Schreibenlernen beibringen, wenn den Lehrkräften schlicht die Zeit fehlt, sie individuell zu unterstützen? Wenn Kinder dann noch motorische Defizite aufweisen, weil sie auch zu Hause nicht die notwendige Unterstützung bekommen können, geraten wir an die Grenze des Machbaren."

Warum das Handschreiben überhaupt so wichtig ist, erläutert Marianela Diaz Meyer, Geschäftsführerin des Schreibmotorik Instituts: "Beim Handschreiben – das belegen auch zahlreiche Studien – geht es um Bildung. Handschreiben unterstützt die Rechtschreibung, das Lesen, das Textverständnis, letztlich die schulischen Leistungen insgesamt." Dass Schüler heutzutage allerdings länger als 30 Minuten schreiben sollten, hält Schriftforscherin Hurschler Lichtsteiner zumindest für die Grundschule für fraglich. "Schreiben hat eine wichtige Funktion, aber ist kein Ausdauersport mehr", sagt sie.

Aus Sicht der befragten Lehrer können beim Schreibenlernen neben verstärktem Üben zu Hause und in der Schule sowie speziellem Training auch Aktivitäten helfen, die auf den ersten Blick nichts mit dem Schreiben zu tun haben, aber die Feinmotorik trainieren: Malen, Basteln und Kochen.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 10. April 2019: PDF-Version herunterladen

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