Bettina Schulte über die Lyrikerin Marion Poschmann
Laudatio auf die Huchel-Preisträgerin 2011
Den Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik hat in diesem Jahr die Berliner Autorin Marion Poschmann bekommen. Bei der Verleihung in Staufen hielt BZ-Redakteurin Bettina Schulte die Laudatio, die wir hier dokumentieren.
So, 3. Apr 2011, 18:59 Uhr
Literatur
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Sehr geehrte Damen und Herren,
Wer mit Marion Poschmanns Gedichten in Berührung kommt, gerät ins Schwimmen. Das kann man zunächst buchstäblich verstehen. Das Element dieser Dichterin ist das Fluide: Wasser in allen Aggregatzuständen - als Welle, als Wolke, als Nebel, als Dampf, als Regen, als Eis, als Schnee. Man folgt ihr in Räume unter Wasser: "du hast mir Quallen, hast mir Bullaugen gegeben, /zwei runde Fenster in das unscheinbarste Meer"; in Räume voller Schäume: "sofern es mich hier gab, in diesem Raum voll Schäumen / war ich ein Badewahn vor weißer Kachelwand"; in Räume, in denen das Wasser von oben kommt: "es spritzt, es zischt. Fontänen prasseln /nieder auf mich". Man folgt ihr – in Reminiszenz an eine Kindheit unter Brustenge und Atemnot - ins Solebad im Mülheimer Raffelbergpark mit seinem Inhalationsraum. Dort "atmen (wir) einander ein mit der Geduld der / Engel, Cumulonimbus, Cirrus, Stratus, / inhalieren unsere Schemen, es ist /nichts zu erkennen."
"Es ist / nichts zu erkennen": Darin spitzt sich das poetologische Programm jener "fluiden Intelligenz" zu, der Marion Poschmanns hier und heute auszuzeichnender Gedichtband "Geistersehen" gewidmet ist. "Es ist / nichts zu erkennen": "weiße Dinge im Dunst: Dinge verdunsteten."
"Es ist / nichts zu erkennen": ...