Zischup Interview- mit Dr. Sami Kueri, der als Herzchirurg im Herzzentrum Bad Krozingen arbeitet.
"Längste OP dauerte neun Stunden"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Dr. Sami Kueri, der als Herzchirurg im Herzzentrum Bad Krozingen arbeitet.
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Sami Kueri ist Herzchirurg am Universitäts-Herzzentrum Freiburg-Bad Krozingen und arbeitet am Standort Bad Krozingen. In einem Interview beantwortet er die Fragen von Johanna Heitz, Diana Kalaschnikov und Viktoria Trautwein, Schülerinnen der Klasse 8f an der Max-Planck-Realschule Bad Krozingen, über den Beruf des Chirurgen.
Sami Kueri: Viele in meiner Familie sind auch Ärzte, sodass ich schon früh Kontakt mit diesem wichtigen Beruf hatte. Natürlich war es auch der Wunsch meines Vaters, dass ich Medizin studiere. Ich fand damals den Job als Videospielentwickler auch sehr interessant, entschied mich jedoch für die Medizin, da ich eine gewisse Berufung dazu spürte und es auch die bessere Berufsperspektive hatte.
Zischup: Was passiert in der Chirurgie genau und wann kommen Sie zum Einsatz?
Kueri: Speziell die Herzchirurgie bedeutet sehr viel – interessante – Arbeit. Es werden Menschen jedes Alters, jedoch insbesondere ältere Menschen operiert, bei denen die Herzkranzgefäße oder die Herzklappen verengt sind und daher nicht mehr so gut funktionieren. Zuerst wird der Patient vom Hausarzt zum Kardiologen geschickt, wo er auf Herz und Nieren untersucht wird und mit entsprechenden Medikamenten therapiert wird. Falls dies nicht ausreicht, wird er – je nach Ausmaß der Erkrankung – zu einem interventionellen Kardiologen oder zu einem Herzchirurgen überwiesen.
Zischup: Und wie läuft dann so eine Operation ab?
Kueri: Der interventionelle Kardiologe behandelt zum Beispiel die verengten Herzkranzgefäße durch mit Medikamenten beschichtete "Stents" direkt im Herzkatheterlabor. Bei dieser Behandlungsart werden die Stents mit einem Katheter über einen Zugang an den Leistengefäßen entlang der Arterien hindurchgeführt bis zu den Herzkranzgefäßen, um die Verengungen aufzuheben. Wenn dies aber nicht möglich ist, und die Verengungen sehr ausgedehnt sind, geht der Herzchirurg direkt ans Herz, um eine Umgehung des Blutes durchzuführen. Der Herzmuskel braucht Blut zum Arbeiten. Wenn die Leitungen (Herzkranzgefäße) zu eng sind, wird eine zweite Leitung (Bypass) zur Umleitung des Blutes um die Einengung angelegt. Das passiert, indem wir zum Beispiel eine Beinvene verwenden. Eine eingeengte Herzklappe andererseits wird ersetzt. Wir schneiden dafür die alte verkalkte Herzklappe raus, und ersetzen die Klappe mit einer mechanischen oder einer biologischen Klappe. Der Unterschied ist: Die mechanische hält ein Leben lang, man muss jedoch dauerhaft Medikamente einnehmen, die das Blut verdünnen. Die biologische Herzklappe wird entweder aus einer Schweineherzklappe oder aus einem Rinderherzbeutel hergestellt, dafür benötigt man keine dauerhaften Medikamente, sie hält jedoch nur circa fünfzehn bis zwanzig Jahre.
Zischup: Wie lang dauerte Ihre längste Operation?
Kueri: Eine einfache Operation dauert circa zweieinhalb Stunden. Meine längste Operation, in der ich mich nicht vom Fleck bewegte, dauerte über neun Stunden.
Zischup: Darf ein Chirurg seine Familienmitglieder selbst operieren?
Kueri: Kommt auf den Chirurgen an und darauf, welche Fähigkeiten er besitzt. Ein Anfänger sollte natürlich auf keinen Fall seine Verwandten operieren. Wenn der Chirurg jedoch ein Spezialist in seinem Fachgebiet ist, kann er das Operieren übernehmen, natürlich nur, wenn er das auch emotional aushält.
Zischup: Haben Sie oft mit lebensgefährlichen oder ansteckenden Krankheiten zu tun?
Kueri: Ab und zu kommen Patienten mit Bluterkrankungen, bei denen wir uns entsprechend schützen müssen, zum Beispiel mit speziellen Handschuhen. Sollte es jedoch zu Verletzungen kommen, das heißt, wenn sein Blut Berührung mit offenen Wunden von uns aufnimmt, handeln wir entsprechend sofort mit Medikamenten und Gegengiften.
Zischup: Wie reagieren Sie, wenn einer Ihrer Patienten die Operation nicht überlebt?
Kueri: Betroffen. Es ist immer schwierig, wenn man einen Patienten verliert, weil man die medizinische Verantwortung trägt, den Wunsch hat, jedem Patienten zu helfen und ihm vor der Operation die Folgen und Risiken erklärt hatte. Falls es zum Tod kommt, muss man klar sagen, dass man als Arzt alles getan hat, was man konnte. Glücklicherweise passiert so etwas jedoch nur sehr selten, da der Großteil der Patienten die Operation überlebt und sich danach deutlich besser fühlt.
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