Kurze Blinks statt dicker Bücher
FUDDERS APP-CHECK:Blinkist aus Berlin will mit Zusammenfassungen von Büchern mehr Infos in kurzer Zeit erfassbar machen.
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Die Anmeldung zu Blinkist läuft über die E-Mail-Adresse, alternativ reicht auch ein Konto bei Facebook oder LinkedIn. Bekannte Bestseller fallen erst nach einiger Scrollerei auf: Arianna Huffington strahlt vom Cover von "Thrive", die Steve Jobs Biographie von Isaacson gibt’s, aber auch Marx und Engels "Manifest der Kommunistischen Partei".
Aber was können die Zusammenfassungen? Die erste Seite soll informieren: Worum es geht, wer diese Blinks – so heißen die Zusammenfassungen – lesen sollte, wer das Buch geschrieben hat. Die ungefähre Lesedauer steht gleich darunter: sportliche 21 Minuten werden für die Jobs-Biographie veranschlagt, 13 Seiten mit je 300 bis 400 Wörtern.
"Das Manifest" soll zwölf Minuten in Anspruch nehmen, es kommt auf sieben Seiten plus Zusammenfassung. Der "Blink" zum Marx-Werk liest sich leicht und zügig, argumentiert aber kaum mal über mehr als drei Absätze. Das kann man verstehen, aber das verkürzt auch. Dass "Das Manifest" in England erschien, gehört anscheinend nicht zum historischen Zusammenhang. "Heute wird das Proletariat von der Bourgeoisie unterdrückt." Aber wann ist dieses "Heute"? Die Bourgeoisie sei besser vernetzt, also brauche das Proletariat eine globalisierte Interessenvertretung. Das versteht der Neoliberale, und sinnentstellend ist es nicht. Zum Schluss hin klingt der Blink dann arg nach "Sendung mit der Maus": "Die Kommunisten sind dafür, das private Eigentum abzuschaffen. Dafür werden sie oft kritisiert." Für das Verständnis der Zusammenhänge führt am Original also kein Weg vorbei, aber um den Inhalt kennen zu lernen und zu verstehen, ist der Blink nicht nur ausreichend, sondern vielleicht sogar besser geeignet. Auf der letzten Seite folgt eine Zusammenfassung mit einer Kernaussage und einem Tipp zum Weiterlesen. Hier ist es ausgerechnet Hayeks "Der Weg zur Knechtschaft".
Blinkist lebt nicht nur im Browser. Es kommt mit einer eigenen App für Tablets, ideal zum Lesen, und Smartphones daher. Das ist ganz praktisch für ein weiteres Feature: Manche Blinks gibt es auch als Hörbuch. Der eingebaute Player ist ebenfalls ganz auf Effizienz getrimmt, er bietet Tasten für Zeitsprünge vor und zurück und einen Schalter, um von einfacher auf 1,25-fache und 1,5-fache Geschwindigkeit zu schalten. Der getestete Hörtext wurde deutlich und mit gleichbleibendem Tempo vorgelesen, wobei die unauffällige Betonung an die eingebaute Vorlesefunktion am Computer erinnert.
Nach exakt drei mal 24 Stunden Testphase fällt bei Blinkist die Bezahlschranke. Für 50 Euro pro Jahr gibt es alle 500 Bücher plus das Versprechen von 40 neuen Titeln pro Monat – das macht keine 10 Cent pro Blink. Für nochmal 30 Euro pro Jahr gibt es die Hör-Blinks und eine Anbindung an Evernote und Kindle dazu.
Die Blinks mögen praktisch sein, aber ihnen fehlt die Wertigkeit, die man mit dem echten Buch vom echten Autor verbindet. Die Blinks sind Fastfood – die McDonald’s-Version eines perfekt gegrillten Premium-Burgers, wenn man so will. Schnell verschlungen und vergessen.
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