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Schule früher

Klohäuschen auf dem Schulhof

Die Oma von Milena Faller, Schülerin der Klasse 8c des Kolleg St. Sebastian in Stegen, erzählt gerne Geschichten von früher – zum Beispiel über ihre Schulzeit. Ihre Enkelin hat ihr dabei zugehört und die Vergangenheit zu Papier gebracht.  

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Meine Oma war von 1942 bis 1950 in der Schule und - wie heute auch - kamen die Kinder damals mit sechs Jahren in die Schule. Sie hatten aber nur acht Jahre Schule. Da während des Krieges das ganze Dorf ein halbes Jahr von den Franzosen besetzt wurde, hatte meine Oma sogar nur sieben einhalb Jahre Schule. Auch das Schulgebäude wurde besetzt, somit konnte also kein Unterricht stattfinden.

Die Klassenräume damals waren ähnlich wie die heutigen Klassenräume. Es gab eine Tafel, ein Lehrerpult und Zweiersitzbänke, die miteinander verbunden waren. Man brauchte nur seine Schiefertafel, Kreide zum Schreiben und seinen Schulranzen mitzubringen. Früher wurden immer zwei Klassen zusammen unterrichtet, das heißt, dass immer ein Teil der Klasse Stillarbeit machen musste, während der andere Teil der Klasse etwas von dem Lehrer erklärt bekam. Jeder Lehrer musste alle Fächer unterrichten können, aber im Vergleich zu heute gab es damals auch weniger Schulfächer.

Meine Oma hatte nur Rechnen, Schreiben, Schönschreiben, Handarbeit, Turnen, Erdkunde und Religion. Schönschreiben und Handarbeit gibt es heute nicht mehr so häufig, dafür hat man Musik, Zeichnen oder Fremdsprachen. In Handarbeit hat man beispielsweise stricken, sticken, häkeln, von Hand nähen und andere Sachen gelehrt bekommen. Die Schrift, die meine Oma ab 1942 gelernt hat, ähnelt der heutigen Schreibschrift sehr. Die anderen Fächer waren ähnlich wie heute. Früher wurden auch Arbeiten geschrieben oder man wurde abgefragt. Es gab keine Noten, sondern Punkte, 20 Punkte waren dann eine eins.

Wenn die Schüler nicht aufgepasst haben oder geredet haben, wurden sie sofort bestraft. Sie mussten sich in eine Ecke des Raumes mit dem Rücken zur Klasse stellen und warten, bis der Lehrer ihnen erlaubte, sich wieder zu setzen. Noch schlimmer aber als in die Ecke zu stehen, war es, Tatzen zu bekommen. Bei unangemessenem Verhalten schlug der Lehrer dem Schüler mit dem Zeigestock auf die Hand. Tatzen zu bekommen war nicht gerade angenehm. Es gab Lehrer, die gerne und oft Tatzen verteilt haben, aber auch andere Lehrer, die milder waren. Auf jeden Fall wurden die Jungen aus ihrer Klasse öfter als die Mädchen geschlagen. Meine Oma hat während ihrer gesamten Schulzeit keine einzige Tatze bekommen.

Die Unterrichtszeiten waren früher von der Jahreszeit abhängig. Im Winter wurden die Kinder morgens von acht bis zwölf Uhr unterrichtet. Im Sommer war alles anders. Die Bauernkinder mussten morgens zuerst noch ihren Eltern bei der Landwirtschaft helfen. Deshalb begann der Unterricht im Sommer immer erst um zwölf Uhr. Leider mussten die Schüler dann bei schönstem Sonnenschein bis 16 Uhr in der Schule ausharren. Während eines Schultages gab es nur eine 15-minütige Pause. Meine Oma erinnert sich, dass sie immer die ganze Pause lang auf einer Mauer gesessen haben. Dabei haben sie gemütlich das von Zuhause mitgebrachtes Vesper gegessen. Manchmal haben sie auch Hüpfspiele wie "Himmel und Hölle" gespielt. Der Pausenhof selbst war sehr einfach gehalten. Es gab keine Tischtennisplatte, keinen Fußballplatz oder andere Spielgeräte, so wie es heute meist der Fall ist. Aber langweilig war es in den Pausen trotzdem nie. Angrenzend an den Schulhof stand ein Stall, in dem die Leute aus dem Dorf ihre Tiere halten konnten. Außerdem war auf dem Schulhof die so genannte Milchzentrale. Hierher brachten die Bauern ihre Milch. Diese wurde in großen Behältern gesammelt, gekühlt und an Leute aus dem Dorf weiter verkauft.

Auf dem Pausenhof meiner Oma standen drei Klohäuschen aus Holz. Das ist heute nicht mehr vorstellbar. Die Häuschen wurden sowohl von den Schülern als auch von den Dorfbewohnern als öffentliche Toilette benutzt. Meine Oma trug damals nur ein einfaches Kleid mit einem Schurz. Es war undenkbar, dass Mädchen zu dieser Zeit Hosen trugen. Jedes Mädchen hatte nur ein Kleid, aber dafür zwei bis drei passende Schürzen. Meine Oma besaß drei Schürzen, zwei alte und eine gute. Ein Schurz war für die Schule bestimmt. Den zweiten Schurz trug sie zum Arbeiten oder auch zum Spielen. Den guten Schurz durfte man ausschließlich nur am Sonntag und in die Kirche anziehen. Meine Oma war eine Lehrertochter und wurde von ihrem eigenen Vater unterrichtet. Ihr Vater war der Direktor der Schule, was ihr aber immer etwas unangenehm war. Nach der Schule und den ordentlich gemachten Hausaufgaben musste sie nur noch kleinere Arbeiten im Haushalt erledigen. So blieb ihr zum Spielen noch genügend Zeit.

Wie man aus den Erzählungen meiner Oma entnehmen kann, hatte sie trotz aller Strenge, eine schöne Kindheit.

Ressort: Schülertexte

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