Kirche aus Sand
Wasserspeier und Glasfenster erzählen im Freiburger Münster Geschichten von früher.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Zuerst einmal besichtigen sie das Münster von außen. Wenn man sich ganz nah an das Münster stellt und bis zur Spitze des Turmes hochguckt, kann einem ganz schön schwindelig werden. Kein Wunder, denn der Turm ist 116 Meter hoch. Das ist etwa so hoch wie zwölf Zehn-Meter-Bretter aus dem Schwimmbad übereinander gestellt. Die ulkigen Figuren, die das ganze Bauwerk verzieren, heißen Wasserspeier. "Das sind Regenrinnen, über die das Wasser vom Dach abläuft", erklärt Barbara Kramer den staunenden Kindern. In einem Buch zeigt sie die verzerrten Fratzen der Wasserspeier aus der Nähe. Mit ihrem offenen Mündern sehen sie aus, als würden sie brüllen. "Sie sollten die Geister vertreiben, an die die Menschen damals glaubten." Die Kinder finden das ganz schön schaurig.
Mit "damals" meint Barbara Kramer die Zeit, in der das Münster errichtet wurde. Sie erzählt den Kindern, dass vor vielen hundert Jahren Ritter angefangen hatten, das Münster zu bauen. Man brauchte einen Ort zum Beten und wo man die Toten beerdigen konnte. Heute gibt es dafür einen Friedhof. Damals wurden die Toten in der Kirche begraben. Als Baumaterial für das Münster verwendeten die Bertolde - so nannten sich die Ritter damals - Sandstein. Der Name verrät schon, was da drin ist: viel Sand. Tausende kleine Sandkörnchen können die Kinder sehen, als sie den Stein mit einer Lupe betrachten. Malena entdeckt sogar einen eingeschlossenen Kiesel. Weil der Sandstein nicht sehr hart ist, wird er langsam vom Wind und Regen zerstört. Deshalb muss das Münster immer wieder erneuert werden und sich hinter Baugerüsten verstecken.
Im Inneren der Kirche führt Barbara Kramer die Kinder zu dem bekannten Bäckerfenster, das die Geschichte der Heiligen Katharina erzählt. Sie war sehr schlau und konnte so gut reden, dass sie sogar die Professoren von der Universität beeindruckte. Der Kaiser fand es gar nicht so gut, dass sie allen Menschen von Jesus erzählte. Er ließ sie ins Gefängnis stecken und enthaupten. "Und die Engel da oben passen auf, dass der Katharina nichts passiert?" fragt Luis. Er beugt sich noch ein Stückchen vor, um besser sehen zu können. Mit ihm recken 16 Kinder die Köpfe in die Luft und bestaunen das Fenster. Die Scheiben sind bunt bemalt und mehr als 700 Jahre alt. Die Bilder erinnern ein bisschen an Comics ohne Sprechblasen. Man nennt das Hinterglasmalerei. Da es ziemlich mühsam ist, das Glas von Hand zu bemalen, sind solche Fenster sehr wertvoll.
Zum Schluss der Führung geht die Gruppe zum Haupteingang. Dort sind in die Wand eigenartige Symbole eingeritzt: große und kleine Kreise, Striche und etwas, das wie eine Zitrone aussieht. Die Vorschulkinder rätseln, was die Symbole bedeuten. Nach einer Weile lüftet Barbara Kramer das Geheimnis: Die Zeichen sind alte Maßangaben. Kreise standen für Getreidekörbe. Die Striche waren Längenangaben, denn damals gab es noch keine Lineale. Und die seltsame Zitrone? Das war die Form, die ein Brot haben musste. Alles war ganz genau festgelegt, damit es an den Markttagen nicht zum Streit kam.
Für einen Vormittag haben die Kinder viel über das Freiburger Münster gelernt. "Es war toll", sagt Paul. Die anderen Kinder nicken. Beim nächsten Sonntagsspaziergang werden sie ihren Eltern eine kleine Führung rund ums Münster geben. Und dann werden die Großen staunen.
Claudia Füßler
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ