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Krise

Kinobetreiber kämpfen mit steigenden Energiekosten und fehlenden Besuchern

Kinos machen pro Ticket einen Verlust von rund 20 Prozent. Schuld sind hohe Stromkosten und die immer noch geringen Besucherzahlen. Die Kinobetreiber aus der Region sind trotzdem optimistisch.  

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Langsam werden die Kinosäle wieder vol...n machen den Betreibern neue Probleme.  | Foto: Roland Weihrauch
Langsam werden die Kinosäle wieder voller, aber steigende Stromkosten machen den Betreibern neue Probleme. Foto: Roland Weihrauch
Kinos verbrauchen Strom ohne Ende – deshalb wird der normale Filmbesuch für die Kinos zum Verlustgeschäft. Das sagt Christine Berg, die Vorstandsvorsitzende des Branchenverbands HDF Kino. Pro Ticket sei ein Minus von 20 Prozent der Durchschnitt, pro Sitzplatz gebe es das Dreifache an Energiekosten. Gleichzeitig muss die Kinobranche einen Rückgang der Besucher um 30 Prozent aufgrund der Pandemie tragen. Auch Kinos in der Region bekommen das zu spüren. Manche erhöhen die Ticketpreise, andere setzen auf Stromsparmaßnahmen und hoffen auf einen Winter mit guten Filmen und mehr Kinogästen.

"Mit den Tickets verdient man kein Geld." Bernd Gschöpf, Kinobetreiber
Für Bernd Gschöpf, Betreiber des Rheinflimmern-Kinos in Rheinfelden, sind solche Zahlen Normalzustand. "Mit den Tickets verdient man kein Geld", sagt er, Gewinne könne er nur mit Werbung erzielen. Dass die Besucherzahl um rund 30 Prozent zurückgegangen ist, kann Gschöpf für Rheinfelden bestätigen. Durch die steigenden Stromkosten habe er im Jahr künftig 8000 bis 12.000 Euro Mehrkosten, falls die Preise hoch bleiben. Den Ticketpreis müsste er deshalb eigentlich erhöhen, sagt Gschöpf, aber das will er nicht. Stattdessen installiert er Photovoltaik-Anlagen auf dem Kinodach, nutzt LED-Lampen und Wärmegewinnung.

Im Kinosaal kann kein Strom gespart werden

In Freiburg will Ludwig Ammann, Kinobetreiber von Friedrichsbau, Harmonie und Kandelhof, den Verlust pro Ticket nicht generell beziffern. "Das ist bei jedem Kino anders, je nachdem, zu welchen Konditionen es Strom bezieht", sagt er. Doch für seine Kinos seien die steigenden Preise definitiv ein "zusätzlicher Bremsklotz", die Stromkosten würden sich wie eine zweite Monatsmiete auswirken. Der Grund liegt nahe: "Das Kino ist sehr energieintensiv. Für ein schönes Bild auf der Leinwand brauchen wir eine sehr starke, stromfressende Lampe", sagt Ammann. Daran könne man nicht sparen, gleichzeitig könne man die gestiegenen Kosten nicht vollumfänglich auf die Ticketpreise umwälzen.

Leicht erhöht hat sich kürzlich der Eintritt dennoch: Zehn statt neun Euro kostet das normale Ticket. Zwei von drei der Kinos, die Ammann betreibt, hätten zudem neue Anlagen zur Lüftung, Klima und Heizung, die Energie einsparen. Im September wurde in den Kinos ein Ruhetag eingeführt, der jetzt wieder abgeschafft wurde: "Wir wollen ja, dass die Zuschauer wieder zurückkommen."

Viele Besucher gehen noch wegen der Pandemie nicht in Kinos

Denn wenn Kinos momentan ein Minus machen, dann liege das im Augenblick hauptsächlich daran, dass sie noch in der Erholungsphase der Pandemie stecken, sagt Ammann. "Bis August dieses Jahres hat jedes Kino Verlust gemacht, weil ein viel zu großer Teil der Besucher noch nicht zu uns zurückgekehrt ist." Beim Blick auf die nächsten Monate hat Ammann Hoffnung. Denn entgegen Prognosen, dass die Erholung der Kinos noch bis zum Jahr 2024 andauern würde und im besten Szenario zu einem Zuschauerminus von 25 Prozent führt, hatten Ammanns Kinos im September bereits Besucherzahlen in der Größenordnung schlechter Septemberjahrgänge vor Corona. "Mittelfristig kann es trotzdem sein, auch nach der Pandemie, dass zehn Prozent der Besucher verloren bleiben."

Auch in den Lörracher Kinos Cineplex und Union Filmtheater sind die Ticketpreise um einen Euro gestiegen. Über die Besuchszahlen kann sich Artur Thielmann, stellvertretender Kinobetreiber, nicht beschweren. Das sei auch wichtig, nachdem es nach den Ferien eine Durststrecke gegeben habe. Die steigenden Energiepreise machen sich aber auch in Lörrach bemerkbar. "Wir sparen Strom, wo wir können", sagt Thielmann, zum Beispiel beim Licht im Saal vor dem Film.

"Wer Energie sparen will, muss ins Kino gehen." Leopold Winterhalder, Kinobetreiber
Ähnliche Wege geht das Krone-Theater in Titisee-Neustadt. Zwar machen sich in dem kleinen Kino die höheren Stromkosten noch nicht bemerkbar, aber seit Oktober sei der Gaspreis gestiegen, sagt Betreiber Leopold Winterhalder. Bei vielen Kleinigkeiten versuche er zu sparen, beispielsweise wird die Popcorn-Maschine früher ausgeschaltet. Die Ticketpreise will Winterhalder noch nicht erhöhen, auch wenn er rund 25 Prozent weniger Tickets als vor Corona verkauft. "Mit Preiserhöhungen bekommt man das Problem nicht in den Griff", sagt er. Nur bei den Getränken habe er keine andere Wahl, als die Preise leicht zu erhöhen. Einen Lichtblick gibt es aber: Seit September gehe es mit den Besucherzahlen bergauf. Winterhalder sagt, dass der größte Energieverbraucher generell das Streaming auf Netflix, Sky und Co sei. Deshalb ist seine Devise: "Wer Energie sparen will, muss ins Kino gehen."

Ressort: Kino

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 14. Oktober 2022: PDF-Version herunterladen

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