Handelskrieg

Kanada, Mexiko und China kontern US-Strafzölle

US-Präsident Trump verhängt neue Zölle gegen Kanada, Mexiko und China. Die drei Länder reagieren prompt und versprechen Gegenmaßnahmen.  

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Trump will, dass in den USA mehr Produkte "Made in USA" verkauft werden. (Symbolbild) Foto: picture alliance / Kay Nietfeld/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Washington (dpa) - Kanada, Mexiko und China und haben Gegenmaßnahmen gegen die von US-Präsident Donald Trump verhängten weitreichenden Zölle auf die Waren der drei Länder angekündigt. Kanada reagierte sogleich mit Gegenzöllen. Ab Dienstag sollen Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren eingeführt werden, kündigte Ministerpräsident Justin Trudeau am Abend bei einer Pressekonferenz an. Die von Kanada geplanten Zölle seien für US-Waren im Gesamtwert von 155 Milliarden Dollar vorgesehen. Daneben erwäge die kanadische Regierung Maßnahmen in anderen Bereichen, etwa im Handel mit kritischen Mineralien.

Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum teilte auf X mit, sie habe Wirtschaftsminister Marcelo Ebrard angewiesen, einen Plan umzusetzen, der Gegenzölle in Betracht ziehe. Auch China kündigte "entsprechende Gegenmaßnahmen" an. Zudem werde man eine Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) einreichen, um die Rechte und Interessen Chinas zu schützen, teilte ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums mit. China kritisierte die US-Strafzölle aufs Schärfste. Ob es sich bei den angekündigten Gegenmaßnahmen um Gegenzölle handelt, ließ das Handelsministerium offen.

US-Präsident Trump hatte zuvor seine Drohung wahr gemacht und weitreichende Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China verhängt. Trump unterzeichnete entsprechende Anordnungen. Demnach werden Zölle in Höhe von 10 Prozent auf alle Einfuhren aus China erhoben und 25 Prozent auf Importe aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada. Für Energie-Einfuhren aus Kanada wiederum soll ein Satz von 10 Prozent gelten. 

Zölle können noch erhöht werden

In Trumps Dekreten gibt es auch einen Passus, wonach die Zölle noch erhöht oder ausgeweitet werden könnten, falls die Länder mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren sollten - etwa mit Gegenzöllen auf Waren aus den USA. Zölle sind eine Art Zuschlag auf importierte Waren. Sie werden an der Grenze fällig. Trumps Entscheidung hat gravierende Folgen. 

Tweet: https://x.com/WhiteHouse/status/1885812345458270269

Folgen für Mexiko

Mexiko ist der wichtigste Handelspartner der USA. Kein anderes Land exportiert mehr in die Vereinigten Staaten. Trumps Zollpolitik dürfte Ökonomen zufolge beiden Volkswirtschaften durch höhere Inflation und den Verlust von Arbeitsplätzen schaden. Mehr als 80 Prozent der gesamten Ausfuhren Mexikos gehen in die USA. Tausende Unternehmen und Millionen Jobs hängen davon ab.

Trump kritisiert nicht nur Ungleichgewichte im Handel. Strafzölle nutzt er auch, um ein härteres Vorgehen Mexikos gegen die Migration und die Drogenkartelle zu erreichen. Zudem behauptet er, chinesische Unternehmen umgingen Zölle, indem sie in Mexiko investierten und von dort aus in die USA exportierten.

Folgen der Mexiko-Zölle für europäische Unternehmen

Zölle gegen Mexiko dürften auch Unternehmen aus Deutschland hart treffen, vor allem die Autoindustrie. Fast alle Hersteller und auch viele Zulieferer nutzen Mexiko als billigen Produktionsstandort - und bedienen von dort aus den US-Markt. VW, Audi und BMW haben in dem Land eigene Fabriken, Mercedes-Benz produziert in einem Gemeinschaftswerk mit Nissan. Und allein bei Audi gehen 98 Prozent der Autos in den Export, davon 40 Prozent in die USA.

Neue Zollschranken der USA werden hier zum ernsten Problem, sagt Branchenexperte Stefan Hecht von der Unternehmensberatung Advyce & Company. Denn mit einem zusätzlichen Aufschlag rechnet es sich kaum noch, Autos aus Mexiko in die USA zu schicken. Als Reaktion erwartet er, dass die Hersteller zumindest einen Teil der Fertigung von Mexiko in die USA verlagern, wo VW, BMW und Mercedes ebenfalls Werke haben.

Folgen für Kanada

Die USA sind für Kanada der wichtigste und größte Handelspartner - knapp eine Billion Dollar an Waren und Dienstleistungen werden zwischen den beiden nordamerikanischen Nachbarländern umgeschlagen. Neben einer engen Zusammenarbeit in der Autoindustrie verkaufen kanadische Firmen eine Reihe von landwirtschaftlichen Produkten sowie vor allem Öl, Gas und Mineralien in die Vereinigten Staaten. 

Trump begründet die Strafmaßnahmen auch bei Kanada damit, dass Einwanderer von Kanada aus Kriminalität und Drogen mit über die Grenze in die USA brächten und die kanadische Regierung nicht genug dagegen tue.

Zölle Washingtons auf alle Importe aus Kanada dürften die Produkte auf dem US-Markt teurer und damit weniger attraktiv machen, sodass sie letztendlich den Produzenten in Kanada empfindlich schaden dürften. 

Folgen der Kanada-Zölle für europäische Unternehmen

Auch die Zölle gegen Kanada könnten in Europa Probleme verursachen - zumindest für Volkswagen. Denn die Wolfsburger planen in Ontario nahe der US-Grenze eine Batteriezellfabrik, die die E-Auto-Werke des Konzerns in den USA beliefern soll. Trudeaus Regierung hatte das Milliardenprojekt mit hohen Subventionen angelockt. 

Zölle seien hier nun "Gift", warnt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach und spricht von einem "Super-GAU für diese Investition". Noch ist das aber Zukunftsmusik: Die Produktion in St. Thomas bei Toronto soll erst 2027 anlaufen.

Folgen für China 

Trump kritisiert unter anderem, aus China fließe in großem Stil Fentanyl in die USA. Bis das aufhöre, werde es die Zölle geben, argumentiert er. Für die ohnehin angeschlagene chinesische Wirtschaft dürften die neuen US-Zölle eine weitere Belastung werden. Zwar versucht Peking seit Jahren, seinen Handel breiter aufzustellen, doch die USA bleiben der wichtigste Exportmarkt und damit eine wichtige Stütze für viele Unternehmen. In den USA wiederum würden Zölle auf chinesische Waren wahrscheinlich zu höheren Preisen führen.

Folgen der China-Zölle für europäische Unternehmen 

Autobauer aus Europa werden die Zölle gegen China wohl ebenfalls zu spüren bekommen - wenn auch nur indirekt. Zwar betreiben fast alle Hersteller und Zulieferer große Werke in China. Doch produziert wird fast ausschließlich für den chinesischen Markt, nennenswerte Ausfuhren in die USA gibt es nicht.

Branchenexperte Stefan Hecht von der Unternehmensberatung Advyce & Company rechnet dennoch mit Auswirkungen, die bis nach Deutschland reichen werden. Angesichts der neuen Hürden auf dem US-Markt dürften chinesische Hersteller wie BYD noch stärker als bisher nach Europa drängen, glaubt er. "Europa rückt dann als Absatzmarkt verstärkt in den Vordergrund." 

Folge könnten zunehmender Wettbewerb und Preiskämpfe auf dem deutschen Automarkt sein. "Das werden die hiesigen Hersteller deutlich zu spüren bekommen", sagt Hecht. Schließlich haben Hersteller wie VW schon jetzt mit hohen Überkapazitäten in Deutschland zu kämpfen. Abzuwarten bleibe, wie die EU-Kommission, die bereits Strafzölle gegen Elektroautos aus China verhängt hat, auf die neuen Strafmaßnahmen Trumps reagieren wird.

Ist als Nächstes die EU an der Reihe?

Die Europäische Union muss selbst mit Zöllen von Trump rechnen. "Absolut", sagte der Präsident zuletzt auf die Frage, ob er auch Zölle auf Produkte aus der EU erheben werde. "Die EU hat uns so schlecht behandelt", sagte er zur Begründung. Die USA hätten ein "gewaltiges Defizit" im Handel mit der Europäischen Union. "Also werden wir etwas sehr Beträchtliches mit der Europäischen Union unternehmen", kündigte er an - ohne Details zu nennen. 

Es ist Trump seit langem ein Dorn im Auge, dass europäische Unternehmen deutlich mehr Waren in den USA verkaufen als amerikanische Unternehmen in der EU. Einen heftigen Handelsstreit hatte es zwischen den USA und der EU schon in Trumps erster Amtszeit gegeben. Trump hatte in seinen Regierungsjahren von 2017 bis 2021 insgesamt im großen Stil auf Zölle gesetzt, um Handelskonflikte mit anderen Ländern auszutragen.

© dpa‍-infocom, dpa:250201‍-930‍-362800/5

Schlagworte: Donald Trump, Stefan Hecht, Stefan Bratzel
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