Chile

Kajakfahrer von Wal ins Maul genommen und wieder ausgespuckt

Nur wenige Sekunden war der 24-jährige Adrián Simancas im Inneren des Tieres. Zunächst verstand er gar nicht, was in chilenischen Gewässern gerade mit ihm geschah. Sein Vater filmte den Vorfall.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Dass sich ein Mensch im Maul eines Wal...Buckewal, fotografiert vor Südamerika.  | Foto: Jose Jacome (dpa)
Dass sich ein Mensch im Maul eines Wals wiederfindet, passiert extrem selten, und wahrscheinlich nur versehentlich. Hier ein Buckewal, fotografiert vor Südamerika. Foto: Jose Jacome (dpa)
Ein Buckelwal hat einen 24 Jahre alten Kajakfahrer im Süden Chiles mitsamt seinem Boot ins Maul genommen und wenige Sekunden später wieder lebend ausgespuckt. Der Vater von Adrián Simancas filmte den Vorfall in der Magellanstraße mit seiner Handy-Kamera, wie US-Medien berichteten. Als sich der 24-Jährige anschließend ins Boot seines Vaters Dell rettet, hört man ihn im Video rufen: "Ich dachte, er hätte mich verschluckt."

Simancas berichtete dem Sender CNN en Español, ihm sei zunächst gar nicht klar gewesen, was mit ihm geschehen sei. "Als ich mich umdrehte, spürte ich auf meinem Gesicht etwas Schleimiges. Ich sah Farben wie Dunkelblau, Weiß, etwas, das sich von hinten näherte, das sich schloss ... und mich hinunterzog", sagte er.

Wir benötigen Ihre Zustimmung um YouTube Video anzuzeigen

Unter Umständen sammelt YouTube Video personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen


"In diesem Moment dachte ich, dass ich nichts tun kann, dass ich sterben werde. Ich wusste nicht, was es war", erklärte er weiter. Erst als er wieder an der Wasseroberfläche war, habe er langsam verstanden, was passiert sei.

Die beiden wollen auch weiter aufs Meer fahren

Sein Vater berichtete, er habe eine starke Welle hinter sich aufschlagen hören. "Und als ich mich umdrehte, sah ich weder Adrián noch sein Packfloß, also machte ich mir Sorgen, und etwa drei Sekunden später sah ich, dass er an die Oberfläche geschossen war und das Packfloß hinter ihm her", sagte Dell dem Sender.

Trotz des beängstigenden Vorfalls wollen Vater und Sohn auch in Zukunft gemeinsam Kajakfahren gehen, versicherten sie dem Sender.

Was Buckelwale tatsächlich fressen

Menschen oder andere Säugetiere stehen nicht auf dem Speiseplan von Buckelwalen - sie landen höchstens aus Versehen Mal im Maul. Die Beute der bis zu 16 Meter großen Tiere besteht aus Krill, also kleinen Krebsen und Plankton sowie kleinen Fischen. Die Wale nutzen beim Fressen lamellenartige Hornplatten im Oberkiefer, mit denen sie die kleine Beute aus dem Wasser filtern. Zähne haben sie nicht.

"Der Kajakfahrer war dem Wal beim Fressen wahrscheinlich einfach im Weg", sagt Judith Denkinger, Kuratorin für Meeressäuger am Meeresmuseum Stralsund, die seit mehr als 20 Jahren mit Buckelwalen arbeitet. "So wie der Wal aufgetaucht ist, mit offenem Maul: Das machen sie, wenn sie fressen, wahrscheinlich war dort gerade ein Fischschwarm."

Jona und der Wal

Dass sich ein Mensch im Maul eines Wals wiederfindet, passiert extrem selten. Einzelfälle aber wurden schon berichtet, etwa aus dem Jahr 2021, als ein Hummertaucher erzählte, im Maul eines Buckelwals gewesen zu sein. Berühmt ist auch die biblische Erzählung von Jona, der von einem Wal verschlungen und erst nach drei Tagen freigegeben wurde.

Der Deutsche Rainer Schimpf sagte im Sender WDR2, er sei auch schon ins Maul eines Wals gelangt, und zwar eines Brydewals. "Plötzlich wurde es von hinten dunkel", erinnert er sich an den Vorfall vor einigen Jahren. Damals sei er in Südafrika tauchen gewesen. "Brydeswale haben einen Schlund, der etwa so groß ist wie ein Unterarm, das heißt mir war sofort bewusst, dass er mich nicht schlucken kann." Schimpf sei unverletzt geblieben. "Er hat mich sofort wieder ausgespuckt."

Buckelwale haben keine Zähne, sondern Barten

Bei Buckelwalen, erläutert Expertin Denkinger, sei der Schlund auch nicht besonders groß. "Vielleicht wie ein Fußball." Deswegen könnten sie auch keine Menschen runterschlucken. "Ich bin auch froh, dass der Wal das Kajak und das Paddel ausspucken konnte. Das wäre ihm nicht bekommen."

Buckelwale, die in allen Ozeanen der Welt leben, gehören zu den Bartenwalen. Mit diesen Hornplatten im Oberkiefer filtern sie Krill und Fische aus dem Wasser. Beim Fressen lassen sie sich das Maul volllaufen und pressen das Wasser anschließend wieder heraus, wobei die Beute in den Barten hängen bleibt.

Expertin: Buckelwale sind sehr schlau

Um ihre Beute zusammenzutreiben und einzukreisen, nutzen die Wale Fachleuten zufolge verschiedene Techniken. So schwimmen sie zum Beispiel um ihre Fisch- und Krillschwärme herum und schließen die Beute in Blasenvorhänge ein. Dabei ziehen sie die Blasennetze immer enger, drücken die Beute an die Oberfläche und schnappen schließlich von unten zu.

"Buckelwale sind sehr, sehr schlau", meint Denkinger. Es könne schon auch sein, dass der Buckelwal den jungen Mann in Chile möglicherweise im Spiel ins Maul genommen habe. "Der Wal war noch jung, der war noch nicht so groß. Vielleicht war er auch einfach nur neugierig und verspielt."
Schlagworte: Adrián Simancas
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2025 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare (1)

Maura Weis

552 seit 19. Jul 2017

Wale merken sehr wohl was sie im Maul haben und sind mitfühlende Wesen. Die Meeressäuger zeigen ein Verhalten, das von Intelligenz und einem hoch entwickelten Verstand zeugt. Sie lernen nicht nur als Individuen, sondern geben ihr Wissen auch an andere weiter.

Wie wir, haben auch Wale und Delfine spezielle Zellen in ihren Gehirnen – die sogenannten Spindelneuronen. Diese werden mit fortgeschrittenen Fähigkeiten wie Erkennen, Erinnern, Kommunizieren, Wahrnehmen, Anpassen an Veränderungen, Problemlösen und Verstehen in Verbindung gebracht. Es scheint also, dass Wale und Delfine tiefgründige Denker sind.

Der Teil des Wal- und Delfingehirns, der Emotionen verarbeitet, ist möglicherweise noch komplexer als der unsere – ihr Sozialleben ist kompliziert und erfordert viel Geschick, um Beziehungen erfolgreich zu gestalten. Das alles haben Wissenschaftler bereits herausgefunden und trotzdem werden sie immer noch abgeschlachtet. Was ist der Mensch doch grausam.

.

Weitere Artikel