Klassik
Der Organist Johannes Unger spielte im Freiburger Münster
Seit 2009 wirkt der Organist Johannes Unger an der Lübecker Marienkirche, wo einst Dieterich Buxtehude tätig war. Von dem Barockmeister erklangen jetzt Werke im Freiburger Münster.
Mi, 10. Jul 2019, 20:15 Uhr
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Bereits beim einleitenden, sechsteiligen D-Dur-Präludium wurde offenkundig: Unger pflegt einen ausdrucksvollen und dabei doch auffallend gelösten, lockeren, ja entspannten Umgang mit dem für Buxtehude charakteristischen sogenannten Stylus phantasticus. Er schlägt bei diesem Stil der großen Freiheit nicht über die Stränge, springt als Interpret nicht aus der Hose, sondern reflektiert eher die Klarheit, Struktur und festliche Anmut dieser Tonkunst, der er Farbe gewährt: Schön und überraschend etwa die Idee, bei der Fuge das herrliche Dulzian-Register des Rückpositivs zu bemühen. Durchweg erhebend obendrein die Auslegung der Choralbearbeitungen: die Liedmelodie bei "Erhalt uns Herr bei deinem Wort" in einem kornettigen Gewand über Prinzipalgrundierung. Oder "Ein feste Burg ist unser Gott" fast als bewegte Choralfantasie en miniature. Auch Flöten und der bebende Tremulant kamen zum Einsatz.
Als Entree am Hauptspieltisch hatte Unger Bachs kleine g-Moll-Fuge BWV 578 gewählt: Man hörte das Stück, dessen Thema einer norddeutschen Thementradition zugetan ist, in einer so transparenten wie stringenten Wiedergabe. Klug und lobenswert die Entscheidung, César Francks "Trois pièces" mal im Zusammenhang zu exponieren – jene drei Stücke, die der Komponist anno 1878 zur Einweihung der Cavaillé-Coll-Orgel des Pariser Trocadéro-Palasts geschaffen und dort höchstpersönlich uraufgeführt hatte.
Sehr gekonnt und plastisch förderte Unger in der Franck’schen Musik mit ihrem unverkennbaren Personalstil und ihrer Reizharmonik die immanente Noblesse und Originalität zutage. Auch dort, wo der Klang dann nachgerade sinfonische Dimensionen erreicht – so beim strahlenden H-Dur-Schluss der "Pièce héroïque". Überall nahmen die Farben für sich ein: zum Beispiel auch die Voix humaine bei der (gleichwohl in Moll endenden) A-Dur-Fantaisie. Und das "Cantabile"-Intermezzo wurde mit Trompete & Co. zur veritablen lyrischen Mitte.
Dass sich der Lübecker Gast vorab gründlich mit dem Potenzial der münstereigenen Orgelanlage vertraut gemacht hatte, spürte man vor allem bei den beiden – von Arthur Wills für Orgel arrangierten – Kostproben aus Gustav Holsts populärem Orchesterwerk "The Planets". Da präsentierte sich Jupiter in der Tat als Bringer der Fröhlichkeit: bei einer Musik, die auch Effekt, Pomp, Pathos (Tuba magna der Michaelsorgel!) und toccatische Lebendigkeit kennt. Venus gab sich bis in die Flötenhöhen als Friedensbotin. Mit Klängen, die zum Kammermusikalischen und bisweilen zum Impressionistischen tendieren. Johannes Ungers Freiburger Münsterorgelkonzert bleibt in sehr guter Erinnerung. Nicht zuletzt sein Buxtehude.
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