"Junge Wildtiere fliehen nicht vor einer Gefahr"
BZ-INTERVIEW mit Jägerin Martina Biebert, die Hundebesitzer bittet, auf Kitze, Junghasen und Küken Rücksicht zu nehmen.
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BREISGAU-HOCHSCHWARZWALD. Die Kreisjägervereinigung Freiburg warnt, dass Rehkitze, Junghasen und Fasanenküken kurz nach ihrer Geburt leichte Beute sind – und bittet deshalb Hundebesitzer, ihre Tiere anzuleinen. Warum in der kritischen Aufzuchtzeit bis etwa Mitte Juli besondere Vorsicht geboten ist, erklärt Martina Biebert von der Jägervereinigung Freiburg Gabriele Hennicke.
Biebert: Alle Jungtiere in Wald und Feld, die in der Hauptsetzzeit im Mai geboren wurden. Es geht um Rehkitze, die in waldnahen Wiesen liegen, weil sie ihrer Mutter noch nicht folgen können. Junge Feldhasen werden in flachen Mulden, den Sassen, auf Wiesen, Feldern und angrenzendem Wald abgelegt. Sie haben keinen Bau, in dem sie sich verstecken können. Die Küken von Bodenbrütern wie Fasan und Rebhuhn können noch nicht fliegen und darum auch nicht flüchten, wenn sie von einem Hund aufgestöbert werden.
BZ: Bietet die Natur selbst in ihrer Vielfalt den Tieren keinen Schutz?
Biebert: Junge Wildtiere wie Rehkitz und Junghase vertrauen in dieser Jahreszeit auf ihre tarnende Fellzeichnung und ihren noch nicht ausgebildeten Körpergeruch. Sie fliehen nicht vor einer Gefahr, sondern "drücken" sich, das heißt, sie bleiben regungslos liegen und hoffen, nicht entdeckt zu werden. Kommt Mensch oder Hund einem solchen Fellbündel doch einmal so nahe, dass es die Flucht ergreift, ist es – zumindest gegenüber einem Hund – meist zu spät. Auch beim braven Stubenhund kann dann spontan der Jagdtrieb durchbrechen. Auch wenn ein Hund nur mit dem Jungtier spielen will und es beispielsweise abschleckt, kann es sein, dass die Mutter es anschließend wegen des fremden Geruchs ablehnt und das Tier nicht überlebt.
BZ: Wie sollten sich Hundehalter in dieser besonderen Zeit verhalten?
Biebert: Zunächst einmal: Wir wollen die Hundehalter für die Bedürfnisse der Wildtierkinder sensibilisieren. Es geht um das Bewusstsein, dass überall um uns herum Wildtiere leben. Wir bitten die Hundehalter, in dieser Zeit besonders aufmerksam zu sein – für die Bedürfnisse ihres Hundes und für die Wildtiere, die sie womöglich sogar vor ihrem Hund entdecken. Es geht um alltägliche Gefährdungen für Elterntiere, deren Junge und den Hund selbst auch, gerade wenn Wild gehetzt wird.
BZ: Worin besteht die Gefahr für den Hund?
Biebert: Überall gibt es Straßen. Es könnte leicht zu einem Unfall mit einem Fahrzeug kommen.
BZ: Nochmal zurück zu den Hundehaltern. Was kann ich als Halterin tun, damit mein Hund kein Wildtier aufspürt und gefährdet?
Biebert: Wer auf Nummer sicher geht, leint seinen Hund freiwillig an. Damit der Hund in Wald und Feld ausreichend Spielraum hat, bietet sich eine Schleppleine an. Sie ist quasi ein auf fünf, zehn oder fünfzehn Meter verlängerter Arm, der ein Kompromiss zwischen kurzer Leine und dem Freilaufen ist. Sie gibt dem Hund genügend Freiheit, lässt aber dem Halter auch Spielraum, um zu reagieren.
BZ: Haben Sie weitere Tipps?
Biebert: Wichtig ist, während der Spaziergänge in gutem Kontakt mit dem Hund zu sein, den Spaziergang interessant zu gestalten und den Hund körperlich und geistig zu beschäftigen. Beispielsweise, in dem man Spielzeug versteckt oder einen Ball bergab wirft, und den Hund den Ball zurückbringen lässt. Hundeschulen bieten außerdem ein Antijagdtraining an.
BZ: Was ist zu tun, wenn ich als Spaziergängerin einen wildernden Hund beobachte oder ein Jungtier finde?
Biedert: Bitte fassen Sie das Tier nicht an und verständigen Sie die Polizei oder die Ortspolizeibehörde, also die Gemeinde. Diese setzen sich dann mit den Jägern in Verbindung, kümmern sich um das verletzte Tier und versuchen, den Hundehalter zu ermitteln.
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