Zisch-Interview

"Jeden Tag noch Überraschungen"

Wie ist es, Betriebsleiter in der chemischen Industrie zu sein? Dennis Mössinger verrät es euch.  

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In einem chemischen Produktionsbetrieb werden viele verschiedene Substanzen hergestellt, unter anderem beispielsweise Wasserstoff. Foto: Hermann Pentermann (dpa)
Zisch: Warum hast du dir diesen Beruf ausgesucht?
Mössinger: Ich habe Chemie studiert, weil ich das Fach schon in der Schule interessant fand. Ich mochte die abwechslungsreiche Mischung aus Theorie, bei der man sich Gedanken macht, sich etwas vorstellt, und der Praxis, bei der man ausprobiert und umsetzt. Das bedeutet, dass man, um die Wissenschaft Chemie zu begreifen, auch handwerklich gefordert ist, und zwar beim Experimentieren im Labor.

Zisch: Was genau machst du im Arbeitsalltag?
Mössinger: Zu Beginn meines Arbeitslebens habe ich tatsächlich im Labor gearbeitet und dort chemische Substanzen untersucht und hergestellt. Zurzeit leite ich einen chemischen Produktionsbetrieb in Rheinfelden, in dem sehr großen Mengen der Substanzen Wasserstoff, Wasserstoffperoxid und Natriumpercarbonat hergestellt werden.

Zisch: Was sind das für Substanzen ?
Mössinger: Wasserstoff ist ein sehr leichtes Gas (H2), das mit Sauerstoff (O2) explosionsartig zu Wasser (H2O) verbrennt. Wenn man diese chemische Reaktion stufenweise auf einem besonderen Trägermaterial ablaufen lässt, entsteht nicht Wasser, sondern Wasserstoffperoxid (H2O2). Die Chemikalie wirkt bleichend und desinfizierend. Sie wird deshalb unter anderem zum Bleichen von Textilien und Papier oder aber zur Sterilisation von Lebensmittelverpackungen oder Operationsbesteck verwendet. Wenn man Wasserstoffperoxid mit gelöster Soda vermischt und trocknet, entsteht Natriumpercarbonat. Dabei handelt es sich um ein festes Bleichmittel, das in Waschmittelpulver oder Geschirrspüler-Tabs eingesetzt wird.

Zisch: Was für Gebäude gibt es in deiner Fabrik und wozu sind sie da?
Mössinger: Es werden viele Produktionsanlagen mit großen Kesseln, Rohrleitungen und Steuerungstechnik benötigt, die entweder in Gebäuden stehen oder als Freianlagen in Stahlbaugerüsten hängen. Dazu kommen Leitstände, Labore, Büros, Lageranlagen wie Tanks, Hallen, Silos und Abfüllanlagen.

Zisch: Musst du zusätzlich zu Hause noch etwas machen, wenn ja was?
Mössinger: Meine Arbeitstage sind meistens prall gefüllt mit Besprechungen, Vor-Ort-Terminen in der Produktion, Sicherheitsbetrachtungen und Personalgesprächen. Ich muss außerdem viele E-Mails beantworten, Berichte schreiben und Meldungen absetzen. Wenn ich größere Auswertungen oder Präsentationen zu einem festen Termin machen muss, dann muss ich zusätzlich auch zu Hause arbeiten. Meist komme ich erst abends dazu, kompliziertere Dinge gründlich zu lesen.

Zisch: Was gefällt dir besonders gut an deinem Job?
Mössinger: Ich mag es, wenn kein Tag wie der andere ist. Ich erlebe auch nach vielen Jahren im Beruf jeden Tag noch Überraschungen – auch unangenehme – und lerne dazu. Ich finde es schön, wenn viele Kolleginnen und Kollegen reibungslos und zielstrebig zusammenarbeiten.

Zisch: Was gefällt dir nicht so gut?
Mössinger: In einer großen Firma gibt es sehr viele Regeln. Wenn ich zum Beispiel für etwas viel Geld ausgeben möchte, muss ich das gegenüber meinen Vorgesetzten besonders gut begründen. Wenn die Ausgabe nicht genehmigt wird, muss ich diese Entscheidung auch gegenüber meinem Team vertreten.
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