Studie
Jede Kultur lügt anders
Laut einer Studie wird in Asien und Afrika anders die Unwahrheit gesagt als in Europa.
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LANCASTER (dpa). Menschen aus Afrika oder Asien haben eine andere Lügenkultur als Europäer. Das haben Forscher mit einer Studie über die sprachlichen Veränderungen beim Lügen herausgefunden. Europäer sehen sich demnach dann, wenn sie lügen, eher als Individuum, Afrikaner und Asiaten dagegen eher als Mitglied einer Gruppe, die sie schützen möchten. Die Erkenntnisse könnten unter anderem für die Polizeiarbeit von Bedeutung sein.
Das britisch-niederländische Forscherteam um Paul Taylor von der Lancaster University untersuchte die Texte mit linguistischen Programmen nach bekannten Lügenmerkmalen. So ist aus bisherigen Studien bekannt, dass Lügner weniger oft das Wort "ich" verwenden, wohl um sich zu distanzieren. Lügner verwenden zudem eine negativere Sprache, wahrscheinlich weil sie sich schuldig fühlen.
Taylor und seine Kollegen nahmen an, dass diese Merkmale nur auf bestimmte Kulturen zutreffen. Denn weitere Studien hatten gezeigt, dass sich die Kultur auf den Sprachgebrauch auswirkt. Besonders zeigten sich Unterschiede zwischen individualistischen und kollektivistischen Kulturen. Zu letzteren zählen afrikanische und asiatische Kulturen. Sie sind stärker auf die Gruppe ausgerichtet als auf die Selbstverwirklichung des Einzelnen.
Tatsächlich verwendeten Probanden aus Asien oder Afrika beim Lügen sogar verstärkt das Wort "ich". Nach Annahmen der Forscher soll damit das Kollektiv von der Lüge distanziert werden. Ähnlich wirkten sich die kulturellen Unterschiede auf den Kontext in Lügen aus. Bei den Engländern und anderen Europäern fehlten individuelle Erfahrungen in den Geschichten. Die beiden anderen Gruppen beschrieben beim Lügen sogar vermehrt individuelle Erfahrungen, wohl als Ausgleich dafür, dass in den Lügen soziale Interaktionen fehlten.
Die Lügenforscherin Kristina Suchotzki von der Universität Würzburg sieht in den neuen Studien einen wichtigen Schritt. So ließen sich Lügen auch von Experten bisher nicht verlässlich erkennen. "Man versucht, die Dinge zu verallgemeinern, aber die individuellen Unterschiede beim Lügen sind einfach zu groß. Da ist es wichtig herauszufinden, worauf die Unterschiede beruhen", so Suchotzki.
Die Erkenntnisse der neuen Studie könnten nach Meinung des Forscherteams auch den Behörden weiterhelfen und zum Beispiel bei Polizeiverhören, Flughafen-Screenings oder bei Verhandlungen mit Geiselnehmern wichtig sein. Letztlich könne es sogar länder- oder gemeinschaftsabhängige Arten des Lügens geben.
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