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Ist das nicht gefährlich?

Gianna ist 13 Jahre alt und macht Karate. Das ist die Kunst, jemanden zu schlagen, ohne ihn zu schlagen.  

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Fast tausendmal hat sie es schon erzählt. Doch die Leute fragen immer wieder. Sie fragen, ob Karate denn nicht gefährlich sei. Ob man nicht ständig Kratzer im Gesicht habe. Oder eine blutige Nase bekomme, bei den vielen und schnellen Bewegungen. Gianna Bös lächelt, wenn sie so etwas hört und schüttelt den Kopf. "Man soll sich beim Karate ja nicht wehtun", erzählt sie dann und nennt damit gleich eine der wichtigsten Regeln ihres Sports.

Gianna ist 13 Jahre alt. Und wer sie so sieht, meint, sie spielt vielleicht Geige oder im Kindertheater die Prinzessin mit dem goldenen Haar. Doch Gianna ist manchmal gar nicht zimperlich. Sie mag den Karate-Schauspieler Jean-Claude van Damme und bei uns in Baden-Württemberg ist sie in ihrer Altersklasse selbst schon eine der besten weiblichen Karatekas - so nennen sich die Karatekämpfer. Wie es aussieht, wird Gianna sogar noch viel besser werden als heute. Bis zum braunen Gürtel hat sie es schon geschafft. Das ist die höchste Farbe in ihrem Alter. Die zeigt allen in der Halle, wie gut du bist. Nur die Erwachsenen können sich den noch wertvolleren schwarzen Gürtel holen.

Es hat immer mehr Spaß gemacht.

Als Gianna mit sieben Jahren vom japanischen Judo zum chinesischen Karatesport gewechselt hat und im Offenburger Karate-Club eine Zeit lang mitgemacht hat, "durfte ich gleich einen Gürtel überspringen und ein Jahr später auf Meisterschaften mitfahren", erzählt sie stolz. Anschließend kam fast in jedem weiteren Jahr die nächste Farbe dran. Nach Weiß und Gelb gab es Orange und Grün. Danach noch zweimal Blau. "Und es hat immer mehr Spaß gemacht."

Für einen neuen Gürtel musste Gianna jedes Mal so etwas wie eine Prüfung ablegen. Bei einer "Kata" steht sie dann wie bei den "Superstars" vor einer strengen Jury, die jede Bewegung des Mädchens beurteilt. Das läuft dann so, als kämpfe sie gegen einen unsichtbaren Gegner, den sie sich mit einstudierten Bewegungen vom Leib hält.

Gianna erzählt, wie sehr sie sich konzentrieren muss, damit jede Bewegung genau so funktioniert, wie sie es hunderte Male geübt hat. Und selbst wenn es nicht immer so aussieht: Dabei kommt jeder ins Schwitzen. Weshalb ein Karateka neben Geschicklichkeit auch viel Kraft und Ausdauer benötigt. "Wir üben immer wieder die gleichen Abläufe, bis sie blind sitzen", erzählt Gianna, für die sich das "voll strenge Training" aber auf jeden Fall lohnt. Bei den Deutschen Meisterschaften hat sie mal einen achten Platz erreicht. Und in Baden-Württemberg hat sie sogar schon eine Medaille gewonnen.

Richtige Schläge werden bestraft

Außerdem verbessert sich beim Karatesport die Körperbeherrschung, und die Konzentrationsfähigkeit wird gesteigert. Im wörtlichen Sinn kann man Karate übrigens mit "waffenlos" übersetzen und es sollte nur zur Selbstverteidigung angewandt werden. Ganz wichtig ist, erzählt Gianna, jeden Gegner zu achten und zu respektieren. Deshalb sollte es beim Kampf, dem "Kumite", auch nur zur Tuchfühlung kommen, nicht zum richtig schmerzhaften Schlag.

Passiert es doch einmal, dass ein Schlag nicht früh genug abgestoppt wurde, gibt es vom Kampfrichter eine Verwarnung. Bei schlimmen Treffern droht der Ausschluss. "Doch das passiert mir bestimmt nicht. Ich passe ja auf und die anderen hoffentlich auch", sagt Gianna. Sie ist beim Training in der Offenburger Geschwister-Scholl-Halle inzwischen nicht mehr das einzige Mädchen, so wie es früher einmal war. Bei den Vereinsmeisterschaften tritt sie aber weiter gegen Jungs an. Sonst wäre es wohl doch zu langweilig.

Uwe Rogowski

Ressort: Zisch

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