Soziale Medien
Influencer aus der Landwirtschaft haben Tausende Fans
Immer mehr junge Landwirte berichten über ihre Arbeit in den Sozialen Medien. Einige haben bereits mehrere Tausend Abonnenten – und klären über Ackerbau und Tierhaltung etwas anders auf.
dpa
Di, 10. Mär 2020, 20:30 Uhr
Panorama
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"Ich will zeigen, dass das Leben hier lebenswert ist", sagt Julia Nissen, die als Deichdeern aus Bargum nahe der dänischen Grenze bloggt. Sie gibt Basteltipps und erzählt, wie die Partnersuche für Vieh per App funktioniert ("Tinder für Rinder") oder dass man sich einen Futtermischwagen wie einen XXL-Thermomix vorstellen sollte.
Im September startete die 32-Jährige außerdem eine Trecker-Mitfahrzentrale. Die Idee stamme von ihrem dreijährigen Sohn, der gefragt habe, warum nicht alle Kinder Trecker fahren dürfen, erzählt Nissen. Rund 300 Mal brachte sie seither junge Familien und Landwirte unter dem Hashtag #BlablaTrecker zusammen.
Weil sie irgendwann die Anfragen kaum noch bewältigen konnte, baut die zweifache Mutter die Idee nun zu einer "App aufs Land" aus, das Startkapital sammelte sie per Crowdfunding. "Es soll eine Plattform für Landerlebnisse von privat zu privat werden", sagt die Agrarwissenschaftlerin. Nissen möchte per App nicht nur Traktorfahrten, sondern auch Kochen mit einer Landfrau oder Treffen mit einem Jäger oder Angler vermitteln.
Die Zielgruppe der Deichdeern sind Frauen zwischen 25 und 40 mit Sehnsucht nach Landleben, die Hälfte ihrer Follower kommt aus der Stadt. Die 25-jährige Ann-Christin Kahler sagt hingegen: "Ich erreiche fast nur Landwirte und leider fast nur Männer." Sie hat vor rund fünf Jahren als Gülleprinzessin, ihr Spitzname in der Ausbildung, damit begonnen, Bilder und Videos zu posten. Die junge Frau zeigt die Wasserbüffel auf dem Hof ihrer Eltern im hessischen Rosenthal-Roda oder wie sie in ihrem Wohnort Kalefeld auf einem benachbarten Hof Mähdrescher fährt. Über 41 000 Menschen folgen ihr bei Instagram.
Aufklären will auch Malte Messerschmidt aus Eimen, der sich als "bauern_bengel" bei Instagram präsentiert. "Ich möchte den Leuten zeigen, was bei uns abläuft. Ich fahre nicht nachts zum Spritzen, weil ich etwas zu verbergen habe, sondern weil dann die Mittel am besten wirken", so der 21-Jährige, der in Göttingen studiert und den elterlichen Hof übernehmen will.
Die Bedeutung sozialer Medien in der Branche sei gestiegen, weil die Menschen heute genauer wissen wollen: "Wie werden Lebensmittel hergestellt?", sagt Thomas Fabry, der Social-Media-Seminare für die Branche anbietet. Nach seiner Beobachtung wollen viele Verbraucher regionale Landwirte unterstützen.
Einige seien misstrauisch, weil sie von Tierschützern aufgenommene Bilder von Missständen in Ställen gesehen haben. "Sie denken dann, so sieht es in jedem Stall aus."
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