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Ökologische Landwirtschaft

In Oberried gibt es einen Forstwirt, der eigentlich Landwirt ist und nachhaltige Ideen umsetzt

  • Heike Schwende

  • Mi, 25. September 2024, 20:03 Uhr
    Kreis Breisgau-Hochschwarzwald

     

Ewald Sandmann hält im Nebenerwerb 20 Vorderwälder Ochsen im Zastler Tal. Er setzt sich mit ökologischer Landwirtschaft und mit vielen Ideen für die artgerechte Haltung seiner Tiere ein.

Manfred Zähringer, Hubert und Ewald Sa...hölzerne Brunnentröge als Viehtränken.  | Foto: Heike Schwende
Manfred Zähringer, Hubert und Ewald Sandmann (von links) bauen sie hölzerne Brunnentröge als Viehtränken. Foto: Heike Schwende
Vor dem Hofgebäude des Winterhalterhofs im Zastler Tal bei Oberried beugen sich drei Männer über ein paar Holzbretter auf dem Sägetisch. Sie testen, ob die Nut sitzt oder ob noch etwa nachgefräst werden muss. Landwirt Ewald Sandmann weiß, was Rinder schätzen, Bruder Hubert Sandmann kennt sich mit den Metallbeschlägen aus und Zimmermann Manfred Zähringer ist der Fachmann für das Holz. Zusammen bauen sie hölzerne Brunnentröge als Viehtränken für die Weide. "Wenn wir uns nicht gut kennen würden und nicht jeder mit seinem Geschick hier mit anpacken würde, käme nichts dabei heraus", sagt Ewald Sandmann. Auf der Wiese vor der Scheune steht der zwei Jahre alte Prototyp des geradlinigen Holzbrunnens aus heimischen Douglasienholzbrettern.

Holzbrunnen für Tiere mit Schwimmerventil

Im Rahmen des Biosphärenschwerpunktprojekts "Anpassung an Wasserknappheit und Dürren" erhielt Sandmann für seine Holzbrunnen eine Förderung. Die Brunnen stattet er mit einem Schwimmerventil aus, der den Wasserpegel überwacht und so hilft, Wasser zu sparen. An den Holztrögen könnten mehrere Tiere gleichzeitig in Ruhe trinken, erklärt Sandmann. Das sei artgerechter als kleine Schalentränken, wo rangniedrige Tiere oft das Nachsehen hätten.

Damit der Holztrog dicht bleibt, will Sandmann am liebsten Bienenwachs und Fassdichte, wie sie bei Weinfässern Verwendung findet, nehmen. Ein weiterer Bruder hat Bienenstöcke und liefert das Bienenwachs. "Man muss einfach unterschiedliche Dinge ausprobieren, und sehen, was funktioniert", sagt Sandmann. Als Sandmann, der den Winterhalterhof in der fünften Generation bewirtschaftet, noch ein kleiner Junge war, gab es vor dem Hofgebäude einen aus Holzbrettern gefertigten Brunnen, sozusagen die Urversion seiner heutigen Viehtränke. "Daran habe ich mich erinnert und gedacht, so könnten wir auch unsere Weidetränken bauen. Das ist nachhaltiger und passt besser in den Schwarzwald als die üblichen Betontränken", sagt Sandmann.

"Wir schätzen unsere Tiere. Ich kaufe die Kälber seit vielen Jahren von einem Hof im Ibental. Die Tiere leben drei bis vier Jahre bei uns und wir erleben, wie sie aufwachsen." Ewald Sandmann
Sandmanns 20 Vorderwälder Ochsen kamen schon in den Genuss der ersten neuen Viehtränke. Sie verbringen regelmäßig die Zeit von Mai bis Ende Oktober auf den Weiden der Stollenbacher Weidegenossenschaft. Das Fleisch der Ochsen vermarktet Sandmann, der seinen Hof seit 30 Jahren nach ökologischen Richtlinien bewirtschaftet, selbst. "Wir schätzen unsere Tiere. Ich kaufe die Kälber seit vielen Jahren von einem Hof im Ibental. Die Tiere leben drei bis vier Jahre bei uns und wir erleben, wie sie aufwachsen." Sandmanns Ochsen müssen nicht möglichst schnell schlachtreif werden, sondern gewinnen langsam, Jahr für Jahr, bei artgemäßem Grünfutter und viel Auslauf auf der Stollenbacher Weide oder im Winter im Zastler Tal, an Gewicht. Auf den Weiden gibt es weder Gentechnik noch chemischen Pflanzenschutz oder Kunstdünger.

Für den Landwirt gehört es zum Respekt gegenüber den Tieren, dass das Fleisch nicht in den anonymen Großhandel geht, sondern nur an ausgewählte Kunden, die die besondere Qualität und den Geschmack des fein marmorierten Fleischs zu schätzen wissen.

"Sie wachsen uns ans Herz. Kein Ochse ist wie der andere" Ewald Sandmann
Die Kunden erhalten Fleischpakete, die neben Steaks beispielsweise auch Beinscheiben für die Suppe enthalten und so gemäß dem Prinzip "Nose-to-Tail" möglichst viele Teile des Tiers verwerten. Zum Respekt gehört für Sandmann auch, dass er seine Ochsen selbst zum Schlachter bringt. Damit sie ihr Lebensende ohne unnötige Aufregung und Angst begehen, ist er mit ihnen gleich morgens als Erster bei der kleinen, inhabergeführten Metzgerei seines Vertrauens. "Dann ist es dort noch ruhig und es gibt keine Wartezeit", sagt Sandmann. Der Abschied fällt ihm nicht leicht. "Sie wachsen uns ans Herz. Kein Ochse ist wie der andere". Die Haltung der Vorderwälder Ochsen ist für Sandmann eine Leidenschaft, bei der er nicht die Arbeitsstunden zählt, die er und seine Frau Andrea aufbringen. Die robusten, trittsicheren und friedlichen Tiere gehören für Sandmann zum Südschwarzwald, genauso wie die nachhaltige Beweidung der Berghänge, die es ohne den Einsatz von Landwirten wie ihm nicht mehr geben würde.

Ewald Sandmann ist hauptberuflich Forstwirtschaftsmeister und Sicherheitscoach

Ein Haupterwerb war die Landwirtschaft für Sandmann noch nie. Seit über 40 Jahren ist der 60-Jährige in der Forstwirtschaft tätig. Seit mittlerweile neun Jahren arbeitet der Forstwirtschaftsmeister als Sicherheitscoach bei Forst Baden-Württemberg. In seiner Freizeit bildet er bis zu 300 Menschen im Jahr an der Motorsäge aus. Die Kurse sind gut besucht, manche der Teilnehmenden kommen von weit her angereist, um bei ihm den sicheren Umgang mit der Motorsäge und nebenbei viel über die Kreisläufe in der Natur zu lernen.
Mehr zum Thema: Regionale Landwirtschaft

Ressort: Kreis Breisgau-Hochschwarzwald

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