Folge des Brexit?

In Großbritannien wird das Gemüse knapp

Wegen Lieferschwierigkeiten rationieren britische Supermärkte manche Gemüse- und Obstsorten. Kann so etwas auch in Deutschland passieren? Bauernchef Joachim Rukwied sagt nein.  

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In Großbritannien Mangelware: Tomaten  | Foto: Serhiy Shullye  (stock.adobe.com)
In Großbritannien Mangelware: Tomaten Foto: Serhiy Shullye  (stock.adobe.com)
Die Rübe hat in Großbritannien gerade Konjunktur – dank Landwirtschaftsministerin Therese Coffey. Tomaten, Gurken und Salat sind derzeit kaum zu bekommen, Supermärkte rationieren manche Sorten, auch Marktführer Tesco und Discounter Aldi. Coffey aber zeigte sich demonstrativ unbesorgt. Die Briten sollten vielmehr die heimischen Spezialitäten wertschätzen, forderte die konservative Politikerin und sagte: "Viele Leute essen derzeit Rüben." Nun hat sie den Salat – oder vielmehr den Spott.

"Lasst sie Rüben essen", titelte die Zeitung Daily Mirror am Freitag – in Anlehnung an das berühmte Zitat "Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Kuchen essen", das der französischen Königin Marie-Antoinette zugeschrieben wird. In sozialen Medien werden die besten Rübenrezepte gesucht.

"Tomaten, Paprika und Auberginen werden erst im Mai in großen Mengen erhältlich sein, also wird es länger als ein paar Wochen dauern." Lee Stiles
In zwei bis vier Wochen werde sich die Situation entspannt haben, sagte Ministerin Coffey. Doch die Lage sei ernster, ist die Branche überzeugt. "Tomaten, Paprika und Auberginen werden erst im Mai in großen Mengen erhältlich sein, also wird es länger als ein paar Wochen dauern", sagte Lee Stiles vom Erzeugerverband Lea Valley Growers Association der BBC. Es sei zu spät für britische Produzenten, um den Mangel auszugleichen – dafür hätten sie früher anpflanzen müssen. Am Freitag warnten die Lauch-Produzenten, die heimischen Vorräte könnten bis April erschöpft sein.

Sind die "salad days" endgültig zu Ende?

Für die Regierung ist klar, wer Schuld hat: das ungewöhnlich kalte Wetter in den Anbaugebieten Spanien und Marokko. "Wir können das Wetter in Spanien nicht kontrollieren", sagte Coffey auf der Jahrestagung des Bauernverbandes NFU. Das Wetter sei in der Tat ein Faktor, betonte der Lebensmittelexperte Ged Futter. Aber eben nur ein Grund. Futter verwies auf Deutschland: Dort gebe es keine Engpässe.

Branchenkenner werfen der britischen Regierung eine Kraut-und-Rüben-Politik vor. So habe sie die Gemüseproduzenten trotz steigender Strom- und Gaspreise nach Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine von Energiesubventionen ausgeschlossen. Der Einsatz von Gewächshäusern zur Zucht etwa von Tomaten lohne sich deshalb im Winter nicht mehr. Die "salad days" – die Salattage, wie die Tage der unbeschwerten Jugend auf Englisch heißen – seien vorbei, so Experte Futter.

"Die Meldungen von der Insel beweisen den großen Vorteil des EU-Binnenmarktes für die sichere Versorgung mit Lebensmitteln in Deutschland." Joachim Ruckwied

Hinzu kommt der Brexit. Auch wenn etwa Greg Hands, Generalsekretär der Konservativen Partei, kürzlich betonte, dass die Lebensmittelpreise in der Eurozone noch stärker gestiegen seien und die Engpässe nichts mit dem Brexit zu tun hätten – Experten sind anderer Ansicht. So fehlen britischen Produzenten die Saisonkräfte, die sonst aus EU-Ländern wie Rumänien zum Pflücken einreisten."Die Meldungen von der Insel beweisen den großen Vorteil des EU-Binnenmarktes für die sichere Versorgung mit Lebensmitteln in Deutschland", sagte Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied.
Schlagworte: Therese Coffey, Lee Stiles, Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied
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