Immer noch in der Nische
Trotz jahrelanger Diskussionen muss man ökologisch hergestellte Kleidung suchen / Nachhaltige Ernährung muss nicht teuer sein.
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Bekleidung – die Nische wächst
Trotz aller Berichte über miserable Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken Chinas oder Bangladeschs – es gab Fortschritte in den vergangenen 20 Jahren. Sozialverträgliche, umweltfreundliche und klimaschonende Erzeugnisse haben mittlerweile feste Plätze in den Ladenregalen. H & M verspricht, dass die Beschäftigten der wichtigsten Fabriken in Asien ab 2018 existenzsichernde Löhne erhalten. C & A bietet eine ganze Bekleidungskollektion aus Bio-Baumwolle an.
Trotzdem: Nachhaltige Textilien haben nach wie vor nur eine Nischenposition. Michael Bilharz vom Umweltbundesamt schätzt ihren Marktanteil auf unter ein Prozent aller Textilverkäufe in Deutschland. Der Verband der deutschen Textil- und Modeindustrie nennt zwei Prozent als geschätzte Größenordnung.
In jedem Fall gilt: Diese speziellen Produkte gibt es nicht überall. Man kann sie meist nicht mal eben im Vorbeigehen kaufen. Man muss sie suchen und finden. Das kostet Zeit. Diese fehlt im Alltag vieler Verbraucher.
Die Hauptursache für den geringen Marktanteil dieser Textilien sei der "Preisdruck auf dem Markt", erklärt Bilharz. Ketten wie Kik und Primark werben mit Tiefstpreisen. T-Shirts für drei Euro und Hosen für zehn Euro sind keine Seltenheit. Die niedrigen Verkaufspreise basieren unter anderem darauf, dass die Löhne der Beschäftigten in den Fabriken Asiens bei der Kalkulation der Unternehmen kaum noch ins Gewicht fallen. Nachhaltig produzierte Waren können da meist nicht mithalten.
Es gäbe Wege, den Preisabstand zumindest zu verringern. Die Bundesregierung könnte den Handelsunternehmen strengere Sorgfaltspflichten auferlegen. Kik, Primark und andere müssten dann höhere Löhne zahlen und mehr in die Sicherheit ihrer Zulieferfabriken investieren. Das würde ihren Preisvorteil verringern und die Konkurrenzfähigkeit höherwertiger Bekleidung verbessern.
Außerdem könnte der Staat seine Marktmacht ausnutzen. Rund 280 Milliarden Euro, etwa ein Zehntel der deutschen Wirtschaftsleistung, geben öffentliche Ämter, Institutionen und Unternehmen jährlich für ihre Beschaffung aus, indem sie beispielsweise Schreibtische, Computer oder Feuerwehr-Uniformen kaufen. Damit ließe sich ein kräftiger Nachfragesog für sozial- und umweltverträgliche Produkte erzeugen. Das will die Bundesregierung allerdings forcieren.Ein Grund: Konventioneller Einkauf ist billiger und spart ein paar Milliarden Euro Steuergelder.
Ernährung – weniger ist mehr
"Restlos glücklich" heißt das Berliner Restaurant, das aus vermeintlichem Müll leckeres Essen zaubert. Die Möhren sind krumm, die Gurken auch, die Banane hat braune Stellen und der Apfel ein paar Macken: Was Supermärkte – und auch viele Kunden – in den Müll werfen, nutzt das Restaurant für seine Gerichte. Der Verein hinter "Restlos glücklich" macht darauf aufmerksam, dass in Deutschland im Jahr zwischen elf und 18 Millionen Tonnen Obst, Gemüse, Brot oder Milchprodukte im Müll landen.
Von den zwölf Tonnen Treibhausgasen, die jeder Bundesbürger pro Jahr produziert, wird laut Öko-Institut etwa ein Fünftel durch die Ernährung verursacht. Die konventionelle Produktion von Lebensmitteln verursacht zudem weitere Umweltschäden: Pestizide und Düngemittel beeinflussen die Bodenqualität, durch den massiven Einsatz von Medikamenten in der Tierhaltung drohen etwa Antibiotikaresistenzen. Zudem ernähren sich viele Bundesbürger ungesund, wenn man die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zugrunde legt.
Die Umstellung von einem durchschnittlichen deutschen Ernährungsstil auf klimaschonende gesunde Nahrung mit weniger Fleisch, mehr Gemüse und Obst, gilt als teuer. Dem widerspricht das Öko-Institut. Eine gesunde und gleichzeitig biologisch-nachhaltige Ernährung kostet laut einer Studie des Instituts jährlich nur rund 80 Euro mehr.
Eine solche Umstellung schont die Umwelt: Weniger Fleisch sorgt offenbar für rund zwölf Prozent weniger Treibhausgase, eine vegetarische Ernährung für rund 26 Prozent und eine vegane Ernährung für etwa 37 Prozent weniger klimaschädliche Emissionen. Hinzu kommt der Nutzen für die Gesundheit. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt überwiegend pflanzliche Lebensmittel, mehr Kartoffeln, Vollkornbrot, Nudeln und Reis. Milch und Milchprodukte sollte man täglich essen, Fisch ein bis zweimal die Woche, Wurst, Fleisch und Eier nur in Maßen. Gemüse und Obst dagegen fünfmal am Tag – am besten die Angebote der Saison. Kombiniert mit viel Bewegung und mehr Achtsamkeit und Pausen beim Essen, steigert ein solches Ernährungsverhalten das Wohlbefinden. Die Verbraucher haben es in der Hand, bei der Ernährung umzusteuern.
Tipps für den nachhaltigen Alltag: http://www.uba.de/umwelttipps
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