Modellversuche
Immer mehr Städte in Baden-Württemberg bieten kostenlose Tampons und Binden an
Von der Periode überraschte Frauen können in unangenehme Situationen kommen, wenn sie keine Binden oder Tampons zur Hand haben. Einige Städte im Land helfen mit kostenlosen Angeboten.
dpa & BZ-Redaktion
Mi, 31. Aug 2022, 17:54 Uhr
Panorama
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In Tübingen gibt es bereits seit Anfang des Jahres 23 Binden- und Tamponspender in Schulen und öffentlichen Gebäuden sowie in zwei öffentlichen Toiletten.
Die Stadt Karlsruhe will von diesem Schuljahr an zunächst einem Gymnasium, einem städtischen Amt und allen Jugendhäusern ein Jahr lang Menstruationsprodukte gratis zur Verfügung stellen. In Heidelberg werden ab Anfang September an vier Standorten kostenlose Menstruationsartikel in Holzkistchen bereitgestellt – im Rathaus, im Bürgeramt Mitte, in einer Gemeinschaftsschule und in einem Kulturzentrum. Für das zunächst auf ein Jahr befristete Angebot werden 20.000 Euro veranschlagt. In beiden Städten ist eine Evaluation des Projekts geplant.
In Tübingen werden kostenlose Hygieneartikel unter anderem im Rathaus, in der Stadtbücherei, im Stadtmuseum und im Hölderlinturm angeboten. Die Einrichtung der Hygieneartikelspender ging auf Anträge der SPD-Gemeinderatsfraktion und des Jugendgemeinderates zurück. Die Stadt lässt sich diesen Service 10.000 Euro im Jahr kosten.
In Freiburg ist man in der Umsetzung noch nicht so weit. Erst im Juli stimmte der Gemeinderat nach über einjähriger Debatte zu, Menstruationsartikel kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Debatte dazu war langwierig und von bizarren Aussagen einiger Gemeinderats-Mitglieder geprägt. Nachdem letztendlich mit Ausnahme eines Gemeinderats einstimmig für den Pilotversuch gestimmt wurde, soll dieser am 1. Oktober anlaufen. Ein Jahr lang sollen in der Max-Weber-Schule, im Innenstadtrathaus, in der öffentlichen Toilette am Karlsplatz und im Jugendtreff Schwarzwaldstraße 197 kostenfrei Menstruationsprodukte bereitgestellt werden. Nach diesem Jahr soll der Versuch ausgewertet und über eine Fortsetzung entschieden werden.
Als nach eigenen Angaben erste nationale Regierung haben die Schotten den kostenlosen Zugang zu Tampons und Binden ab Mitte August gesetzlich verankert.
Die Stadt Heidelberg verweist auf die sogenannte Perioden-Armut: Diese erschwere einkommensschwachen Frauen wegen der Kosten für Hygieneartikel eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben. Einer britischen Umfrage zufolge gäben Frauen im Durchschnitt etwa 500 Euro pro Jahr für ihre Periode aus. Menstruation sei auch in Deutschland besonders für Mädchen und junge Frauen weiterhin ein schambesetztes Thema - das Projekt "perioHDe" soll dazu beitragen, dieses Tabu zu brechen.
Junge Frauen, die von der Periode überrascht werden, trauten sich nicht, andere Frauen oder Mädchen um Binden oder Tampons zu bitten, sagt Nicoline Erichsen. Die Mitarbeiterin im Fachbereich Geschlechtergerechtigkeit der Stadt Heidelberg fügt hinzu: "Alle Frauen haben schon gespürt, dass das Thema nicht normal genug ist."
Das von den Fraktionen der Grünen und der Linken im Heidelberger Gemeinderat angestoßene Angebot richte sich an Frauen mit spontanem Bedarf, erläuterte die Gleichstellungsbeauftragte der Universitätsstadt, Marie-Luise Löffler. Wenn dennoch große Mengen auf einmal mitgenommen würden, müsse über eine andere Form des Angebotes nachgedacht werden.
Pro Familia begrüßt das Engagement der Städte. Es müsse eine Gleichstellung bei der Verteilung der Kosten für Menstruationsartikel geben. "Im Laufe eines Lebens kommen hohe Summen zusammen, auf denen alleine die Frauen sitzenbleiben", monierte Landesgeschäftsführerin Gudrun Christ.
- Vorreiter-Rolle: Schottland stimmt für kostenlosen Zugang zu Menstruationsartikeln
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